Ebern Bis die Glieder brennen

Zwischen Rentweinsdorf und Ebern sieht man derzeit junge Männer joggen - in Schutzanzug und mit schwerem Gerät. Und das trotz hochsommerlicher Temperaturen.

 
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Ebern - 34 Grad. Die Sonne brennt. Wer sich überhaupt vom Fleck bewegt, nutzt dazu am liebsten das Auto, Klimaanlage auf Anschlag. Die kühle Brise im Gesicht, erstaunt den Autofahrer zwischen Rentweinsdorf und Ebern in den vergangenen Tagen der Seitenblick auf den Geh- und Radweg: Junge Männer laufen da, in Scharen sogar. Der Autofahrer reibt sich ungläubig die Augen, ein zweiter Blick: Die Läufer tragen nicht etwa eine Badehose, den Temperaturen vielleicht noch angemessen, sondern eine Feuerwehruniform.

Das Thermometer ist mittlerweile gefallen, die uniformierten Läufer laufen immer noch. Des Rätsels Lösung: Seit Wochen bereiten sich Kameraden der Eberner Feuerwehr auf den sogenannten "FireFighterRun" vor, den die Freiwillige Feuerwehr Waldkirch nun schon zum dritten Mal veranstaltet. Das Besondere an diesem Lauf: Bewältigt wird die Fünf-Kilometer-Strecke in voller Schutzausrüstung, Helm und Atemschutzgerät inklusive.

Eine körperliche Herausforderung, der sich in diesem Jahr auch die Eberner Kameraden stellen wollen. Marcel Leibold wurde durch eine Werbeanzeige der Kollegen auf Facebook auf die Veranstaltung aufmerksam, sagt er im Gespräch mit der Neuen Presse. "Eine coole Idee", wie er fand, und gleich die Mannschaft befragte, ob auch in Ebern dazu Interesse besteht. "Die Rückmeldung war gleich groß", berichtet er, ebenso wie der Trainingseifer. Denn nicht nur erfahrene Läufer wollten mitmachen, auch solche, die bislang noch nie freiwillig Laufschuhe an den Füßen hatten. Entsprechend langsam habe man es bei ihnen angehen lassen, versichert Marcel Leibold.

Auch ohne Montur kann sich die Fünf-Kilometer-Runde zwischen Ebern und Rentweinsdorf schließlich hinziehen. Doch auch das Tragen der Schutzausrüstung - Einsatzjacke und -hose, Helm und Atemschutzgerät (ohne Maske und Feuerwehrstiefel freilich) - will gelernt sein. So habe es teilweise sogar Narben gegeben, wenn die Geräte zu böse auf der Haut scheuerten, berichtet Marcel Leibold: Da trägt man dann freiwillig die gepolsterte Kleidung, egal was das Thermometer sagt. Umsichtig, wie Feuerwehrkameraden eben sind, haben sie aber bei ihren Trainingsläufen stets Streckenposten im Einsatz, die mit Getränken versorgen und ein Auge auf die Gesundheit der Läufer haben. Durchschnittlich rund 30 Minuten brauchen die Feuerwehrler für ihren Voll-Montur-Lauf, eine ordentliche Zeit für 5000 Meter, auch ohne Ausrüstung. Der Sieger im vergangenen Jahr in Waldkirch erreichte das Ziel mit unglaublichen 20,03 Minuten. "Das schaffen die meisten nicht einmal ohne Gerät", lacht Marcel Leibold. Und das wiegt stolze 20 Kilogramm - "egal ob jemand 55 Kilo wiegt oder 80", wie Marcel Leibold erinnert.

Zwischen 18 und 34 Jahre alt sind die Eberner Teilnehmer, aktuell elf Läufer bilden das Team. "Es ist erstaunlich, dass es mit der Zeit sogar immer mehr wurden statt weniger, obwohl die Läufer hinterher immer sehr fertig ausgesehen haben", schmunzelt Fabian Weber, Pressesprecher der Eberner Wehr. Auch wenn so ein Lauf im realen Einsatz freilich eher nicht vorkommt, sieht auch er die Vorteile: "Die Fitness, die die Jungs dadurch aufbauen, ist natürlich für jeden Einsatz förderlich." Das bestätigt auch der stellvertretende Kommandant Daniel Genslein. "Beispielsweise im klassischen Innenangriff: Hier besteht eine immense körperliche Anstrengung, wenn man bei einem Brand rein und eventuell mit einer Person wieder raus muss." Körperliche Belastungen seien nicht selten, beispielsweise beim Löscheinsatz in sengender Hitze an der Grünschnitt-Deponie in Ruppach vor ein paar Wochen. Marcel Leibold ist selbst Halbmarathon-Läufer, die Strecke ist also im Grunde kein Problem für ihn. Doch auch er sei da an seine Grenzen gekommen.

Obendrein ist so ein "Event" natürlich auch eine willkommene Werbung für die Truppe. Ob ehrgeiziger Nachwuchs oder sportliche Quereinsteiger - jeder sei willkommen, betont Daniel Genslein. Am 10. Oktober soll der Lauf nun voraussichtlich starten, nachdem er bereits zum zweiten Mal coronabedingt verschoben wurde. Gelaufen wird in Einzel- und in Teamwertung - das Ziel aber ist in jedem Fall: Hauptsache ankommen. Denn die Jungs werden in Ebern schließlich noch dringend gebraucht.

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