Ebern Alternative: Weihnachtsmarkt findet online statt

Der Advent samt seiner vielen Märkte ist sonst ihre Hochsaison: Corona und Lockdown treffen auch Aussteller und Hobby-Künstler. In Ebern gibt es nun eine Alternative: Hier findet der Weihnachtsmarkt diesmal online statt.

 
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Ebern - Von wegen "Alle Jahre wieder": Es ist das Jahr, in dem nicht nur einige Weihnachtslieder umgeschrieben werden müssen. Schon im September haben sich die Bürgermeister im Haßberge-Kreis darauf geeinigt, einheitlich alle Weihnachtsmärkte in ihren Städten, Märkten und Gemeinden abzusagen. In Ebern hätte das erste Adventswochenende den vorweihnachtlichen Auftakt gemacht, zusätzlich zu den Ständen rund um den Marktplatz auch immer mit dem Hobby-Künstlermarkt. Doch nun fällt nicht nur das willkommene Shopping-Erlebnis für die Marktbesucher weg, sondern auch die Gelegenheit für die Verkäufer, Gestricktes und Gebasteltes an den Mann oder die Frau zu bringen.

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Das wäre aber viel zu schade, fand die Ebernerin Lena Marks. Und so initiierte sie einfach den ersten Eberner "Online-Weihnachtsmarkt". Im sozialen Netzwerk Facebook gibt es ab sofort eine Seite, auf der sich die Hobby-Künstler tummeln, bildreich ihre Angebote einstellen und bewerben, und für ihre Kundschaft zur Verfügung stehen - ganz wie auf einem echten Marktplatz eben, nur garantiert coronafrei.

"Jeder Aussteller hat ein Fotoalbum mit Bildern seiner Angebote", erklärt Lena Marks. Die Beschreibungen zu jedem Produkt finden sich mit Preisangaben bei den Fotos; wer etwas kaufen möchte, kommentiert das entsprechende Bild oder schreibt den Verkäufer an. Für das Angebot, die rechtlichen Vorgaben und Kennzeichnungen ist jeder Aussteller selbst verantwortlich.

Lena Marks ist selbst ambitionierte Hobby-Künstlerin und ist in und um Ebern für ihre kreativen Gestaltungen mittels Stempeln und "Scrappen" (also dem Verzieren mit verschiedenen Materialien) bekannt. Sie sei um diese Zeit selbst immer auf Märkten unterwegs gewesen. "Da fehlt einem heuer etwas", sagt sie. Und auch die Kundschaft warte darauf, vielleicht wie jedes Jahr zu Weihnachten die selbstgestrickten Socken oder den leckeren Likör vom selben Anbieter zu erstehen. "Das geht mir selbst genauso", lacht Lena Marks. Sie weiß aber auch, wie viel Herzblut und Zeit die Handarbeiten kosten, auf die die Aussteller monatelang hingearbeitet haben. Mit dem "Online-Weihnachtsmarkt" möchte sie vor allem die "kleinen" Selbständigen vor Ort unterstützen: Deren Arbeit soll nicht umsonst gewesen sein, auch wenn sie nun in diesem Jahr keine Gelegenheit zum Marktverkauf haben.

Gut 420 Mitglieder hat die Facebook-Gruppe "Eberner Weihnachtsmarkt" bereits, doch es werden täglich mehr. Und auch Anbieter sind weiter willkommen, wie Lena Marks sagt. 15 Aussteller seien es aktuell, aber das "kann durchaus noch ausgebaut werden". Außerdem legt sie den virtuellen Besuchern ans Herz, ruhig immer wieder mal reinzuschauen, "denn ich bin mir sicher, da kommen in den nächsten Wochen sicher noch weitere schönen Angebote dazu". Bis Weihnachten wird die Seite online stehen.

Wichtig dabei: Die "Aussteller" kommen allesamt aus der Umgebung und sind meilenweit vom gewerbsmäßigen Großversand entfernt. Die meisten wohnen in Ebern oder Stadtteilen, auch Pfarrweisach ist vertreten, einer kommt aus Mürsbach, ein anderer aus dem Maintal. Man kennt sich, entweder persönlich oder von gemeinsamen Markt-Besuchen.

Ob selbstgestrickte Mütze oder Socken, liebevoll genähte Taschen oder Etuis, filigraner Schmuck, Nützliches aus Holz, kreativ gestaltete Weihnachtskarten oder gar Straußen-Eier - alles kann per Nachricht oder Kommentar erstanden werden. Die Lieferung erfolgt dann per Post oder kontaktloser Übergabe, je nachdem, wie es ausgemacht wird.

"Mir fallen dieses Jahr einige Märkte weg", bestätigt Annette Peter-Röhner die diesjährige "Marktlücke". Die Ebernerin, die genähte und gestrickte Unikate auf Kundenwunsch fertigt, war unter anderem immer in Ebern, Rentweinsdorf, Rabelsdorf, Sendelbach und Rattelsdorf auf Adventsmärkten vertreten und findet nun die Facebook-Gruppe "eine gute Möglichkeit unsere Produkte zu präsentieren", wie sie sagt. Ein "Neuling" in Sachen Märkten ist dagegen Kerstin Seifert aus Dürrenried - dass sie ihre Häkelideen für klein und groß und mehr nun auch zum Verkauf anbietet, habe sich in den letzten Corona-Monaten entwickelt. Auch für sie also eine erste Chance, ihre Produkte zu vermarkten.

"Ich nehme teil, weil ich es eine tolle Idee finde und weil regional und handgemacht in Zeiten wie diesen einfach wieder an Wertigkeit gewinnen sollen", ergänzt Thorsten Tröster aus Lembach. Normalerweise wäre er in diesen Wochen mit seinen Holz-Arbeiten auf Kunsthandwerkermärkten und Weihnachtsmärkten wie Eltmann oder Oberschwappach unterwegs.

Eine prima Idee findet den Online-Weihnachtsmarkt auch Nicole Welsch aus Unterpreppach. "So können die Aussteller, die das ganze Jahr dafür gearbeitet und vorbereitet haben, trotzdem ihre Sachen verkaufen - und alle Kunden können gemütlich zu Hause shoppen, ohne sich zu vielen Kontakten auszusetzen", sagt sie. Sonst hat die Unterpreppacherin alles "rund um Wolle" im Eberner Rathaus am 1. Advent ausgestellt und auch in Baunach am Weihnachtsmarkt.

Auch Tanja Roeß ist mit ihrem Schmuckkästchen in den Wochen vor Weihnachten normalerweise auf fünf oder sechs Märkten unterwegs. Über die zumindest virtuelle Alternative freut sie sich ebenso wie ihr Mann: Wobei es Ecki Roeß gar nicht einmal so um den Verkauf geht, wie er sagt. Der Sonderschullehrer freut sich vielmehr über die Gelegenheit, auf dieser Plattform die Werke seiner Schüler der Lebenshilfe in Bamberg vorstellen zu können. Diese fertigen unter Anleitung Kleinkunst und Nützliches für den Alltag. "Der Erlös geht Eins zu Eins in neue Projekte, die wir uns aussuchen", erklärt der Eberner. Neben Spaß an der Kreativität stehe hier die Freude am Gestalten und das Austoben mit Farben, Formen und Gerüchen an erster Stelle. "Wir wollen einfach mal zeigen, was die Jugendlichen so können", erklärt Roeß. Das tun sie sonst mit ihren Werken beim Martini-Markt, der heuer aber genauso ausfallen muss. Die Alternative sei sogar noch besser, so Ecki Roeß: Schließlich zählen sonst fast nur die Eltern zu den "Kunden", nun erfahren die kunstvollen Objekte auch einmal die Wertschätzung einer breiteren Öffentlichkeit.

Nun hoffen die Aussteller, dass sich das Ganze mit der Zeit herumspricht und noch viel mehr Menschen der Gruppe beitreten und Vorweihnachtsluft schnuppern. Und auch der Glühwein muss ja trotz abgesagter "Live"-Weihnachtsmärkte nicht unbedingt fehlen: "Es kann sich ja jeder eine Tasse mit an den PC nehmen", schmunzelt Lena Marks. Dann stellt sich auch beim virtuellen Weihnachtsmarktbesuch ganz sicher noch ein bisschen mehr adventliche Vorfreude ein.