Doch selbst wenn es keine offiziellen Vorgaben gibt, ist es längst nicht einerlei, in welcher Garderobe Mitarbeiter im Job-Alltag auftreten. «Denn mit seiner Kleidung sendet man Signale aus», sagt Yasmin Kurzhals. Die Personalchefin von auxmoney in Düsseldorf ist Mitglied im Präsidium des Bundesverbands der Personalmanager (BPM).
Leger bis overdressed: Möglich ist erstmal alles
Wer mit der Masse mitschwimmen will, sollte sich daran orientieren, was die unmittelbaren Kollegen tragen. Dann macht man gegebenenfalls mit Jeans, Pulli und Turnschuhe nichts falsch. Ein solches Outfit erzeugt ein Gefühl von Zusammengehörigkeit oder verkörpert eine bestimmte Haltung des Unternehmens.
Geht es in einer Firma kleidungsmäßig eher locker und leger zu, kann jemand, der schick oder gar hochelegant kommt, «overdressed» wirken. «Er oder sie sticht aus der Masse heraus, was dazu führen kann, dass Kollegen sich unwohl fühlen und es für sie schwieriger ist, Sympathien für sie oder ihn zu entwickeln», so Kurzhals. Der oder die Schicke wirkt auf die anderen überheblich und will sich abgrenzen.
«Mitunter kann aber auch das schicke Outfit bewusst gewollt sein, weil damit eine bestimmte Wirkung erzeugt werden soll, etwa Souveränität und Durchsetzungsstärke.» Kurzhals rät, sich zu fragen, was man darstellen möchte und ob das gewählte Outfit die eigene Kompetenz unterstreicht.
Kleidungsstil als Markenzeichen
Sich von der Masse abheben, indem man bewusst im Freizeitlook, zum Beispiel im Trainingsanzug, zur Arbeit kommt? Kaiser rät davon ab: «Ein solches Outfit könnten andere als Zeichen mangelnder Wertschätzung sehen.»
Bei manchen Leuten ist ein bestimmter Kleidungsstil aber auch ein Markenzeichen. «Sie sind in der Regel sehr selbstsicher und legen es darauf an, dass man sie ein bisschen als Paradiesvogel wahrnimmt», so Boenig. «Das ist völlig in Ordnung, solange aus Unternehmenssicht nichts dagegen spricht.»
Wer neu in einer Firma und sich unsicher ist, kann sich vorab über den Kleidungsstil informieren. «Aufschluss geben zum Beispiel die Fotos auf den Karriere-Webseiten der jeweiligen Firma», erklärt Kurzhals. Sie empfiehlt, in Vorstellungsrunden lieber ein etwas klassischeres Outfit zu wählen.
Mit der Position ändern sich Erwartungen
Alles weitere ergibt sich im Joballtag. Sinnvoll kann aus Sicht von Kaiser auch sein, sich mit Kollegen über Kleidung auszutauschen, um so auszuloten, was angebracht ist und was nicht.
Nimmt man im Auftrag seines Arbeitgebers an einer Abendveranstaltung oder Messe teil, empfiehlt es sich ebenfalls, vorher herauszufinden, welcher Kleidungsstil angesagt ist. Das geht oft aus Webseiten oder aus den jeweiligen Einladungen hervor. Ist dies nicht der Fall, dann gilt: «Lieber eher traditionell gekleidet als flippig», rät Kurzhals.
Dies gilt umso mehr, je höher die eigene Position ist. Wer zu lässig gekleidet für sein Unternehmen einen Außentermin wahrnimmt, geht mit Blick auf wichtige Gesprächspartner ein hohes Risiko ein. «Das kann im Zweifelsfall den Ruf des Unternehmens schädigen und damit dessen Erfolg», warnt Kaiser.