Drogenabhängigkeit Warum synthetische Drogen so gefährlich sind

Markus Brauer/

Deutschland und Europa bekommen das Drogenproblem nicht in den Griff. Der Konsum illegaler Substanzen fordert immer mehr Menschenleben. Die Zahl der Drogenabhängigen und der verschiedenen Rauschmittel nimmt immer weiter zu - vor allem von synthetischen Drogen.

 
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Unter synthetischen Drogen versteht man alle künstlich hergestellten Rauschmittel (Symbolfoto). Foto: Imago/Pond5 Images

Roter Alarm an der Drogenfront: Die weltweite Zahl an Drogenkonsumenten ist laut dem Drogenbericht der Vereinten Nationen binnen eines Jahrzehnts um fast ein Viertel gestiegen.

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Was sagt der UN-Drogenbericht?

  • Nach Angaben des „World Drug Report 2023“ des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien kletterte zwischen 2011 und 2021 kletterte die geschätzte Zahl an Menschen, die zu Drogen greifen, von 240 Millionen auf 296 Millionen – ein Zuwachs um 23 Prozent.
  • Die Zahl der Menschen mit Drogensucht oder -erkrankungen stieg in diesem Zeitraum um 45 Prozent auf 39,5 Millionen an.

Was sagt der EU-Drogenbericht?

Auch in der Europäischen Union und in Deutschland sterben immer mehr Menschen aufgrund von Überdosierungen. Zudem kommen immer mehr hoch potente und äußerst gefährliche Substanzen auf den Markt.

„Der Umfang und die Komplexität der illegalen Drogenproduktion in Europa nehmen weiter zu“, schreibt die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA, deutsch auch EBDD) mit Sitz in Lissabon in ihrem Jahresbericht 2023.

Wie hoch ist die Zahl der Drogentoten in Deutschland?

Laut EMCDDA-Bericht kletterte die Zahl der drogenbedingten Todesfälle in Deutschland dem Bericht zufolge zuletzt auf mindestens 1826 pro Jahr (2021). Das sind 245 Tote mehr als im Vorjahr (2020: 1581 Tote) und ungefähr doppelt so viele wie vor zehn Jahren.

Deutschland ist in der EU damit Spitzenreiter vor Spanien (774), Schweden (450) und Frankreich (417), die zum Teil aber ältere Zahlen geliefert haben.

Nach dem Bericht der Behörde gab es 2021 in den 27 Mitgliedsländern insgesamt mindestens 6166 Todesfälle durch Überdosierung im Zusammenhang mit illegalen Drogen. Das sind fast 17 Tote pro Tag und deutlich mehr als in den Jahren 2020 (5796) und 2019 (5141).

Was sind synthetische Drogen?

Unter synthetischen Drogen versteht man alle künstlich hergestellten Rauschmittel. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) kommt jedes Jahr eine Vielzahl an neuen synthetischen Substanzen auf den Drogenmarkt.

Die Zusammensetzung und Wirkweise variiert dabei stark und kann von Konsumenten nicht abgeschätzt werden. Häufig werden in den Drogen gesundheitsschädliche Substanzen verarbeitet.

Synthetische Drogen gibt es als Pulver, in Pillen-, Kapsel- oder Tablettenform oder als Flüssigkeiten. Sie werden geschluckt, gespritzt oder durch die Nase eingezogen.

Welche Drogen werden konsumiert?

Psychoaktive Substanzenlassen sich verschiedenen Stoffklassen zuordnen. Diese Unterscheidung beruht auf chemischen Eigenschaften. Die Substanzen lassen sich aber auch nach deren Herstellung und Gewinnung wie folgt unterscheiden:

Biogene, pflanzliche Drogen und Pilze

Ein „Magic-Mushroom-Shop“ im kanadischen Toronto. Foto: Imago/NurPhoto

Biogene Drogen und Pilze sind Substanzen die eine überwiegend halluzinogene Wirkung hervorrufen und in natürlichen Pflanzen und Pilzen enthalten sind.

Beispiele hierfür sind: Cannabis (Marihuana, Haschisch), Opium (Schlafmohn), Magic Mushrooms, Meskalin.

Synthetische Drogen

Auf dem Schwarzmarkt wird Methamphetamin häufig in Form von kleinen Kristallen – die auch als „Crystal Meth“ bezeichnet werden – oder als helles Pulver. Foto: Imago/Pond5 Images

Unter synthetische Drogen fallen alle Substanzen, die ohne einen natürlichen Ausgangsstoff rein chemisch im Labor hergestellt werden.

So zum Beispiel: Ecstasy (MDMA/Methylendioxymetamphetamin), Speed (Amphetamin) oder Metamphetamin (Crystal Meth), Methaqualon.

Halbsynthetische Drogen

Eine cracksüchtige Frau zündet sich mit Hilfe eines Gasbrenners einen „Crackstein“ in einer Pfeife an. Foto: dpa/Boris Roessler

Neben den synthetischen gibt es halbsynthetische Drogen. Sie heißen deshalb so, weil sie als Ausgangsstoff einen Naturstoff verwenden und erst dann im Labor weiterentwickelt werden.

Beispiele hierfür sind: Heroin (Diacetylmorphin), LSD (Lysergsäurediethylamid), Crack, Kokain, Opiate.

Viele halbsynthetische Drogen wie beispielsweise LSD werden heute aus Kosten- und Qualitätsgründen vollsynthetisch hergestellt.

Wie gefährlich sind Heroin und Kokain?

Heroinabhängige in den USA. Foto: Imago/USA Today Network

Besonders gefährlich ist Heroin. „Europas Opioid-Probleme entwickeln sich weiter“, heißt es im EMCDDA-Bericht weiter. In einigen Regionen Europas wachse auch die Besorgnis über den Konsum synthetischer Opioide. Immer wieder tauchten auf dem Markt „neue unkontrollierte synthetische Opioide auf. Seit 2009 wurden insgesamt 74 davon identifiziert“.

Auch andere Drogen bereiten Sorgen. Die EMCDDA berichtet, dass 2021 in der EU die Rekordmenge von 303 Tonnen Kokain beschlagnahmt worden sei. Gleichzeitig gewinne die illegale Kokainherstellung in Europa immer mehr an Bedeutung. Die Zahl der ausgehobenen, zum Teil sehr großen Kokainlabors sei von 23 im Jahr 2020 auf 34 gestiegen.

Wie groß ist die Vielfalt an synthetischen Stimulanzien?

Auch die größere Vielfalt an synthetischen Stimulanzien, die auf dem illegalen Markt erhältlich seien, erhöhten die Risiken für die öffentliche Gesundheit.

Allein im Jahr 2022 seien dem Frühwarnsystem der EU (EWS) 41 neue psychoaktive Substanzen gemeldet worden. Die EMCDDA beobachte nun insgesamt 930 neue Drogen. Diese Substanzen weisen nach dem Bericht oft eine hohe Potenz und Reinheit auf.