„Es tut mir leid Ihnen sagen zu müssen, aber Sie haben . . . Krebs!“
Krebs ist heimtückisch und endet oft tödlich. Und es ist längst keine Krankheit des Alters mehr. Immer mehr unter 50-Jährige werden mit der schockierenden Diagnose konfrontiert. Das liegt vor allem an bestimmten Risikofaktoren, wie eine neue Studie zeigt.
„Es tut mir leid Ihnen sagen zu müssen, aber Sie haben . . . Krebs!“
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Wer bei einem ganz normalen Arztbesuch mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird, ist schockiert. Warum gerade ich? Habe ich zu viel geraucht, mich ungesund ernährt, zu wenig bewegt, zu viel Stress gehabt? Allgemeiner gefragt: Welchen Einfluss haben Lebensstil, Umwelteinflüsse, Stress und Gene auf die Entstehung bösartiger Tumore?
Jedes Jahr erleben rund 500 000 Menschen in Deutschland einen solchen Schockmoment. Während bei den einen Operationen, Behandlungen und Therapien das Leben verlängern oder den Krebs sogar besiegen können, sterben andere an der Tumorerkrankung. Im Jahr 2021 waren das laut Krebsinformationsdienst 230 242 Menschen.
Krebs ist eine tückische Krankheit – und keine des Alters mehr. In den zurückliegenden 30 Jahren hat die Zahl der Krebsfälle bei unter 50-Jährigen um 79 Prozent zugenommen, wie eine neue Studie zeigt.
In einer globalen Untersuchung haben der Mediziner Jianhui Zhao von der chinesischen Zhejiang University School of Medicine in Hangzhou und ein internationales Forscherteam die Entwicklung von 29 Krebsarten bei Männern und Frauen unter 50 Jahren ausgewertet. Die Daten stammen aus 204 Ländern und decken den Zeitraum von 1990 bis 2019 ab. Ihre Studie haben sie im Fachmagazin „BMJ Oncology“ veröffentlicht.
Die häufigsten Krebsarten in der Altersgruppe bis 50 Jahre:
Aber auch Prostatakrebs und Nasen-Rachenkrebs haben drastisch zugenommen. Immer mehr Menschen mittleren Alters erkranken an Krebsarten, die früher fast nur bei älteren Menschen aufgetreten sind. Vor allem 40- bis 49-Jährige sind signifikant betroffen.
Zugleich ist die Zahl der krebsbedingten Todesfälle seit 1990 um 27,7 Prozent angewachsen. Allein im Jahr 2019 verstarben weltweit mehr als eine Million Menschen unter 50 Jahren infolge einer Krebserkrankung.
„Diese Ergebnisse widerlegen die gängigen Vorstellung darüber, welche Krebsarten bei jüngeren Menschen zu erwarten sind“, erklären Ashleigh Hamilton und Helen Coleman von der Queen’s University Belfast.
Neben genetischer Disposition, Umweltbelastungen und Stressfaktoren im Beruf und Privatleben spielt die Lebensweise eine entscheidende Rolle.Die Risikofaktoren im einzelnen:
Laut Studie könnten ein Teil der Krebserkrankungen durch gesündere Lebensweise verzögert oder sogar vermieden werden. „Wir brauchen dringend mehr Prävention und Früherkennungsmaßnahmen für solche früh einsetzenden Krebsfälle“, fordern die Wissenschaftler. Auch müssten vorhandene und neue Krebstherapien speziell für jüngere Patienten angepasst werden.
Doch noch ein weiterer Faktor beeinflusst die Rate an Krebs-Neuerkrankungen in erheblichem Maße: soziale Ungleichheit. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie ein deutsches Forschungsteam nach Analyse von Daten aus acht Bundesländern.
Demnach ist die altersstandardisierte Rate an neuen Krebserkrankungen zwar seit Jahren rückläufig. Dieser Trend falle aber in sozial besser gestellten Regionen wesentlich deutlicher aus als andernorts, schreibt das Team um Lina Jansen vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg im „International Journal of Cancer“.
Ein deutliches sozioökonomisches Gefälle gibt es insbesondere bei der Verbreitung von Tabak- und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel oder starkem Übergewicht – jeweils Faktoren, die das Krebsrisiko erhöhen können. „Unsere Ergebnisse zeigen erneut“, betont Jansen, „dass wir in Zukunft besondere Anstrengungen unternehmen müssen, damit alle Menschen gleichermaßen von Empfehlungen zu einem gesunden Lebensstil und von Krebs-Früherkennungsuntersuchungen profitieren – unabhängig von ihrer Postleitzahl.“