Digitaler Sport E-Sportler fühlen sich nicht richtig willkommen

Am Donnerstag gab es in Ilmenau ein erstes großes E-Sports-Turnier. Der austragende Verein sieht sich aber mit einigen Problemen konfrontiert – so wie der gesamte digitale Sport.

 
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Es ist ein bisschen wie ein Klischee. Ein düsterer, spärlich beleuchteter Kellerraum. An einem Tisch stehen sechs Computer, jeder von ihnen ist hell beleuchtet. An den Computern sitzen sechs junge Männer, alle mit Headset und Controller ausgestattet. Wie gebannt starren sie auf ihre Monitore, sind hoch konzentriert.

Auf dem Monitor sieht man ein Auto, das scheinbar losgelöst jeglicher physikalischer Grundsätze durch eine Arena fährt. Wände hinauf, Wände wieder hinunter. Es fliegt meterweit, macht Überschläge. Und jagt dabei immer einem großen Ball hinterher.

Was hier im BD-Club nahe der Technischen Universität gespielt wird, ist „Rocket League“. Laien müssen sich darunter – ganz einfach ausgedrückt – Fußball vorstellen, nur eben nicht mit menschlichen Spielern, sondern mit Autos. Und natürlich digital.

Gespielt wird aber nicht irgendeine Rocket-League-Partie. An diesem Donnerstagabend wird das erste große Turnier in dieser Spielart in Ilmenau ausgetragen. Acht Mannschaften haben sich dazu eingefunden. Größtenteils kommen sie aus Ilmenau, ein Team ist aber auch aus Bayreuth angereist.

Autoball statt Ballerspiel

Rocket League erfreut sich weltweit zwar großer Beliebtheit, mit der Bekanntheit etwa von Counter Strike kann das Spiel dennoch nicht mithalten. Dass der Ilmenauer E-Sport-Verein, der das Turnier organisiert hat, dennoch zum digitalen Autoball-Turnier eingeladen hat, lässt sich recht einfach erklären: Das noch bekanntere Counter Strike etwa hat einen zu schlechten Ruf in der Öffentlichkeit, geht es hierbei doch darum, seine Gegner skrupellos abzuballern. Kritiker sehen im Ego-Shooter immer wieder einen Grund für die Verrohung der Jugend, sind überzeugt davon, dass Ballerspiele zu Amokläufen führen.

Für Robert Heller und Joshua Kalina vom E-Sport-Verein ist das an den Haaren herbeigezogen. Durch solche Spiele werde niemand zum Amokläufer, betonen sie. „Aufgrund der Taktik, die für das Spiel nötig ist, werden vielmehr die Kommunikation und der Teamgeist gestärkt“, erklärt Robert Heller.

Vielleicht sind es auch diese Vorurteile darüber, was E-Sport eigentlich ist, die dazu geführt haben, dass Vereine für digitalen Sport bis heute nicht als gemeinnützig gelten können. Was nebensächlich klingt, stellt die Vereine aber immer wieder vor Herausforderungen. „Eine Anerkennung unseres Vereins als gemeinnützig würde uns sehr weiterhelfen“, sagt Robert Heller. So könne der Verein aktuell keine Spendenquittungen ausstellen. „Das sorgt dafür, dass wir kaum finanzielle Unterstützung erhalten. Wir bräuchten schon richtige Sponsoren, die sind aber schwer zu finden“, ergänzt Joshua Kalina.

Nicht gemeinnützig

Tatsächlich wird schon seit Jahren darüber diskutiert, den E-Sport-Vereinen die Gemeinnützigkeit zu bescheinigen. Schon im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD aus dem Jahr 2018 war festgeschrieben, dass der E-Sport als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkannt werden sollte. Passiert ist nichts. Im aktuellen Koalitionsvertrag nehmen SPD, Grüne und FDP einen neuen Anlauf, den E-Sport gemeinnützig zu machen.

Ob das wirklich passieren wird, darüber wollen sich die Ilmenauer E-Sportler kein Urteil erlauben. Generell sei es bis zur Akzeptanz des digitalen Sports aber noch ein weiter Weg. „Auch an der Technischen Universität fühlen wir uns nicht richtig willkommen“, sagt Joshua Kalina. Seit geraumer Zeit etwa sucht der Verein nach eigenen Räumlichkeiten. Angebote oder Unterstützung hätte es im uninahen Umfeld bisher aber keine gegeben.

„Dabei könnten wir der Uni auch helfen“, ist Robert Heller überzeugt. Gerade an einer Universität mit vielen internationalen Studierenden wie Ilmenau könnte ein erfolgreicher E-Sport-Verein ein Aushängeschild sein. Der digitale Sport sei schließlich wie kaum ein anderer global vernetzt. „Die Spiele, die wir spielen, werden überall auf der Welt gespielt“, so Robert Heller. So könnten Neulinge in Ilmenau schnell Anschluss finden. „Gerade weil beim Spielen über Ländergrenzen hinweg ohnehin Englisch gesprochen wird, wäre auch die Kommunikation sehr einfach“, ergänzt Joshua Kalina.

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