Dietzhausen Wenn man die Jugend reizt

Der Moment, der Jüchsen erst richtig anstachelt: Thomas Nicolai (blaues Trikot) köpft in der 6. Minute das 1:0 für den SV Dietzhausen. Fotos (2): frankphoto.de Quelle: Unbekannt

Als erste Fußball-Kreisoberliga-Mannschaft überhaupt schafft es der SV Dietzhausen in dieser Saison, Tabellenführer Jüchsen in Rückstand zu bringen. Doch danach geht so ziemlich alles schief.

 
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Dietzhausen - Sebastian Wendt nahm schon lange vor dem Anpfiff alles Gewicht von den Schultern seiner Spieler: Das Spitzenspiel gegen Fußball-Kreisoberliga-Tabellenführer Jüchsen werde das "einfachste Spiel der Saison", sagte der Coach des SV Dietzhausen. Keiner Mannschaft in der fünften Spieltage alten Saison war es bislang gelungen, dem Team von Mike Beßler einen Punkt wegzunehmen. Und keinem Konkurrenten ist es bis zu diesem Samstag, 16.10 Uhr, geglückt, der SG Jüchsen/Exdorf das ungewohnte Gefühl zu verschaffen, auch einmal zurückzuliegen.

Dietzhausen schafft das am sechsten Spieltag als erste Mannschaft. Als Stefan Schüler aus gut 30 Metern den Ball hoch in den Jüchsener Strafraum fliegen lässt, steigt Thomas Nicolai am höchsten. Sein Kopfball in der sechsten Minute zappelt im Netz. Hatte SVD-Trainer Sebastian Wendt also doch recht? Wird das Topspiel ganz einfach?

Doch Jüchsen ist nicht unvorbereitet nach Dietzhausen gekommen. Mike Beßler, der eines der jüngsten Teams in der Kreisoberliga im Februar übernommen hatte, probiert am Samstag eine neue taktische Variante aus, wie er sagt. Beßler wusste um die Besonderheit dieses Spiels, denn Dietzhausen wich am Wochenende noch einmal auf den kleinen Nebenplatz aus. "Aufgrund der Umstände", erklärt Beßler, "sind wir unheimlich früh ins Pressing gegangen. Wir wollten den Gegner vom eigenen Tor fernhalten. Und das ging in der ersten Halbzeit hervorragend auf. Folgerichtig sind die Tore gefallen."

Dann eben 120 Prozent

Und wie. Das 1:0 des SVD schüchtert die jungen Grabfelder nicht ein. Kapitän Andreas Hermann (mit 30 Jahren einer der Ältesten) meint nach der Begegnung sogar, der frühe Rückstand habe für noch mehr Auftrieb gesorgt. "Sodass wir 120 Prozent geben mussten", sagt er.

Der stürmische Dauer-Druck schnürt den SVD in der eigenen Hälfte ein und lässt die Fehlerquote schon im Spielaufbau steigen. Jüchsen dreht das Spiel innerhalb von gerade einmal vier Minuten. Erst muss André Bussemer nach einem Blackout in der Dietzhäuser Abwehrkette nur noch Torhüter Toni Hirsch umkurven (9.), dann steht Julian Hummel nach einer Hermann-Flanke am zweiten Pfosten frei (11.) und schließlich kann auch der Kapitän selbst nach einem erneuten Dietzhäuser Fehlpass sich die Ecke aussuchen. 1:3 nach 13 Minuten.

Innerhalb von vier Minuten ist das Spiel entschieden. "Wir haben es danach noch zwei-, dreimal probiert, ruhig von hinten rauszuspielen, aber das klappte nicht. So mussten wir alle Bälle lang schlagen. Von uns kam so kein Fußballspiel mehr zustande", stellt SVD-Kapitän Hannes Joost ernüchtert fest: "Jüchsen war einfach individuell stärker."

Und doch spielt der Titelanwärter noch nicht Fußball in Perfektion. Nach dem 1:4 durch Torjäger Philipp Panzner kurz vor der Pause (wieder nach einem unnötigen Ballverlust in der Dietzhäuser Abwehr) schafft es Jüchsen in Halbzeit zwei nicht, die eigene Überlegenheit in Tore umzumünzen. Das 1:5 fällt erneut nur, weil Dietzhausen den Gast durch einen weiteren kapitalen Fehler zum mühelosen Vollstrecken einlädt.

Aufstieg kein Thema

So will auch Mike Beßler nichts von einer Unschlagbarkeit seiner Mannschaft wissen: "Wir hatten bislang Gegner, die alle hinten drin standen." Erst kommende Woche wisse man wirklich, wo man stehe. Am nächsten Sonntag empfängt Jüchsen Landesklasse-Absteiger Viernau, die Woche darauf muss man nach Walldorf. Es folgt Kaltensundheim. Wohl auch deshalb habe man das Thema Aufstieg intern überhaupt noch nicht besprochen, sagt Beßler. "Das ist auch nicht die Zielstellung."

Auf den SV Dietzhausen wartet nach der höchsten Niederlage seit dem 1:6 gegen Angstgegner Struth-Helmershof vor eineinhalb Jahren am nächsten Sonntag eine leichtere Aufgabe. Man ist in Obermaßfeld zu Gast; da, wo man vor einem Jahr selbst 6:1 siegte.

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