Diesel in der Luft Eine Olympiade der Traktoren

Kurt Lautensack

Was Besucherstrom und Traktorgeschichte betrifft, dürfte das Traktortreffen in Poppenhausen (Landkreis Hildburghausen) der Höhepunkt des ersten Juli-Wochenendes gewesen sein.

 
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Die Traktoren-, Schlepper- und Bulldog-Freunde sowie die Stammgäste bei Traktortreffen in Poppenhausen werden es bestätigen, es ist und bleibt das Mekka für Hobbytraktoristen, Schrauber und Bastler.

Schon bei der Zufahrt aus Richtung Einöd präsentiert sich dem Betrachter ein beeindruckendes Bild. Würde man sein Auto vor dem Festplatz an der Straße parken und alle weiteren ankommenden ebenso, der letzte parkende Autofahrer müsste wohl fast von Einöd bis nach Poppenhausen laufen. Die ersten Besucher, die am Sonntag schon frühzeitig am Vormittag auf dem Festplatz aufkreuzten, sahen sich kurze Zeit später umringt von Traktorfreunden mit ihren Gefährt, die aus allen Richtungen kamen, ob Bayern, Hessen oder Thüringen.

Es war ein Eldorado der Ein- bis Vier- oder mehr Zylinder, der Pferdestärken, Modelle und Hersteller. Da tuckerte und pfupferte der alte Land-Bulldog neben dem Deutz oder Hanomag, reihten sich Eicher, Ferguson, Fendt, Kramer oder John Deer neben Famulus, Zetor, K 700 oder Marke Eigenbau ein.

Dabei gab es zahlreiche Gespräche zwischen den interessierten Besuchern, Technikfans und Traktorfreunden, wurden Einzelheiten unter die Lupe genommen und technische Besonderheiten genauestens registriert und manche Geschichten zum Besten gegeben. Dazu gehört auch die vom Poppenhäuser Gerhard Wolfschmidt. Einst Chef der Agrargenossenschaft und inzwischen längst Rentner, sitzt nach wie vor auf seinen „Farmall D 324“ von ICH (International Harvester Company – vormals McCormick), Baujahr 1956.

Er habe den Traktor nach der Wende geschenkt bekommen, erzählt Gerhard Wolfschmidt, weil der einstige Besitzer auf der Suche nach einem Akkordeon der Marke „Weltmeister“ aus Klingenthal gewesen sei. Das habe er ihm auch besorgt.

Auch Bürgermeister Christopher Other, so bei seiner Begrüßung der Gäste, sei immer wieder beeindruckt darüber, was der kleine Ort mit seien circa 100 Einwohnern zusammen mit den „Traktorfreunden Poppenhausen“ auf die Beine stelle. Dieses Lob nahm Ulrich Götz für sein gesamtes Helferteam gerne entgegen.

Er nahm gemeinsam mit dem Bürgermeister auch einige Ehrungen mit einem Sonderpreis und Auszeichnungen von Siegern von Wettbewerben vor. So erhielt einen Sonderpreis Hein Beermann aus Weide, der mit seinem Traktor mit 180 Kilometern die längste Anfahrt hatte. Als ältester Teilnehmer war mit 81 Jahren Siegfried Kuck aus Ebersburg/hess./Rhön mit seinem Hanomag. Den Sonderpreis für den ältesten Traktor erhielt Bernd Rose aus Heldburg mit seinem Deutz, Baujahr 1940.

Beim originellsten Modell entschied sich die Jury für den „Kirovets K 700“ von Martin Rommel aus Gellershausen. Am abgefrackten K 700 aus dem Jahr 1966 habe er selbst dreieinhalb Jahre gewerkelt, erzählt Martin Rommel. Die Stunden habe er nicht zählen können, meinte er, denn in dieser Zeit habe er fast jeden Tag mehr oder weniger lange daran gearbeitet. Das verdiente wahrlich höchste Anerkennung.

Wer öfters in Poppenhausen dabei war, weiß, dass die Organisatoren mit den Traktorfreunden auch für Unterhaltung bei den Wettbewerben sorgen. Da gab es das Baumstammschweben, wo zwei Traktoren einen Baumstamm über eine bestimmte Strecke transportieren mussten, den „blinden Büscherl“, hier musste mit verbundenen Augen genau an einem Strohbüschel gehalten werden, natürlich unter Kontrolle. Das erforderter besonderes Fahrgefühl.

Da gab es das „Wiesenwalzen“, eine Slalom-Rückwärtsfahrt, bei dem die Luftballons getroffen werden mussten und natürlich das Geschicklichkeitsfahren mit Hänger, das den Traktoristen einiges an Fahr- und Lenkungsgeschick abverlangte. Und wer das gesamte Geschehen aus der Luft sich ansehen wollte, der hatte Gelegenheit bei einem Hubschrauber-Rundflug. Losglück für einen kostenlosen Rundflug hatten drei Besucher aus Bad Rodach, Harras und Lengfeld.

Absoluter Höhepunkt und eine besondere Show war natürlich die kleine Ausfahrt zur Mittagsstunde am Sonntag, an der sich fast 100 Traktoren beteiligten. Gelegenheit während ihrer Abwesenheit, aber nicht nur dann, sich auf dem einzigartigen Händlermarkt umzusehen oder etwas zu kaufen. Denn auch für die Händler dürfte es ein erfolgreicher Tag gewesen sein.

Da lief die Computer gesteuerte Stickmaschine auf Hochtouren, als es galt die Mützen mit den unterschiedlichsten Schriftzeichen und Motiven zu versehen. Manche wurden bei Ersatzteilen fündig oder waren bei der Seilerei Werner aus Hildburghausen oder der Tischlerei Ebert aus Harras erfolgreich. Für Kinder dürfte der Spielzeugstand besonders anziehend gewesen sein, aber auch viele marktübliche Stände bis hin zu einem vielseitigen Obstangebot hatten Zuspruch.

Für die musikalische Unterhaltung sorgte am Sonntag die Blasmusik aus Rieth, die seit Jahren beim Treffen nicht wegzudenken ist und für ein prallvolles Zelt sorgte. Natürlich war auch für den kleinen und großen Hunger bestens vorgesorgt. Bleibt die Frage, was werden sich die Poppenhäuser zum „Zwanzigsten“ einfallen lassen, denn eine Steigerung scheint kaum möglich zu sein.

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