Diedorfer Rettiche Urgestein und neuer Stern

jk
Die Akteure des närrischen Abends präsentierten sich zum Abschluss gemeinsam auf der Bühne Foto: Diedorfer Karnevalverein

Die Diedorfer Rettiche sind nicht unterzukriegen und laufen im Karneval zu Höchstform auf: Das wurde einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Mit einem dreifachen „Rettich Helau“ eröffnete Moderator Harald Polzt den närrischen Abend mit Büttenreden und Showeinlagen im Diedorfer Dorfgemeinschaftshaus. Die pure Freude stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben ob des mit Närrinnen und Narren gefüllten Saales im Dorfgemeinschaftshaus, als er dieselben mit dem Schlachtruf der Diedorfer Jecken begrüßte. Der Zuspruch war riesengroß und ein eindrucksvolles Zeichen dafür, dass Corona und andere Krisen dem närrischen Volk in Diedorf nichts anhaben können und die „Rettiche“ nicht unterzukriegen sind.

Harald Polzt führte durch das Programm, brillierte gesanglich sowohl solo als auch im Duett und brachte die Jecken mit dem einen oder anderen Witz zum Lachen. Beispielsweise mit der Geschichte von den Waschlappen, die mit einem eindeutigen A wie Antlitz und G wie Gesäß gekennzeichnet waren und doch bei ihm zu einer Verwechslung führten, denn das G stand eigentlich für Gesicht und das A für ein anderes, etwas tiefer und hinten befindliches Körperteil.

Die Mädels der Blauen Garde, die sich den Vornamen „Hot“ zugelegt hatten und sich völlig zu Recht jetzt „Hot blue girls“ nennen, eröffneten das Programm, sorgten für einen wahrhaft gelungenen Auftakt und begeisterten das närrische Publikum im Saal mit Showtänzen. Optisch ohnehin ein absoluter Hingucker, bewiesen sie eindrucksvoll ihr tänzerisches Können, sodass der obligatorische Ausmarsch erst nach einer frenetisch eingeforderten Zugabe vonstatten gehen konnte.

Mit Isabell Hössel, die zwar nicht mehr in Diedorf wohnt, jedoch hier geboren wurde und im Karneval nach dem Motto „back to the roots“ gern nach Diedorf kommt, um in der Bütt als Erna ihre „Frau“ zu stehen, hat der Diedorfer Karnevalverein eine Büttenrednerin, die ihr Fach gut versteht. Und so hallte bei ihrem Einmarsch der Ohrwurm „Erna kommt, heut‘ ist der Tag, an dem Erna kommt“ durch den Saal. Über ihr Eheleben hatte sie humorvoll so einiges zu berichten: zum Beispiel von ihrer Migräne und den Rückenschmerzen, ihrem Mann, der unter „Männerschnupfen“ litt, ihrem Wunsch, mit 70 noch ein Baby zu bekommen, und von ihrem Traum, Model für dreimal X und einmal L zu werden.

Bevor das „Orchester der chaotischen Luftpumpen“ die Bühne betrat und mit einem Konzert der Extraklasse das Publikum verzauberte, rief Harald Polzt mit dem „Diedorflied“ zum Schunkeln auf. Die Mädels der Grünen Garde begeisterten als „National Aeronautics and space administration girls“ mit ihren tollen Kostümen und ihren Showtänzen, waren in ihrem „Raumschiff völlig schwerelos“, standen den „Hot blue girls“ in nichts nach und freuten sich über die gewünschte Zugabe.

Einen Sketch unterhaltsam und humorvoll zu gestalten, ist nicht leicht. Den beiden „Möchtegernschachweltmeistern“ Eric und Sunny ist dies hervorragend gelungen. Während Sunny Vorkenntnisse mitbrachte, hatte Eric schlichtweg vom Schachspiel null Ahnung. Wenn es sprichwörtlich heißt: „Es gibt keine dummen Fragen!“, besaß Eric die Fähigkeit, das Gegenteil anschaulich zu beweisen. Ob denn „die vielen Bauern auf einem Haufen gerade Produktionsbesprechung“ hätten, die „Läufer gerade zum Bierholen“ wären und „wo eigentlich die Würfel sind“, gehörte zu den Fragen, die ihn im Rahmen der Fachsimpelei so interessierten. Sunny hingegen war schier am Verzweifeln, gab resigniert auf und verriet, dass seine „Lieblingssorte beim Bier das Freibier“ ist.

Wenn das Diedorfer Urgestein Bodo Walch die Bühne betritt, sind gute Laune und Humor angesagt. Verletzt und vom Leben arg gebeutelt berichtete er davon, wie selbiges ihm übel mitgespielt habe. Mit einem Geburtsgewicht von 14,999 Kilo, einem vielsagenden Nachnamen und einem Vater, dessen Motto als Chef einer Schnapsbrennerei lautete: „Nur wer Korn sät, kann Doppelkorn ernten“, habe er es von Anfang an im wahrsten Sinn des Wortes schwer gehabt. Nach stundenlangem Anstehen am Bratwurststand die letzte Bratwurst verpasst, im Keltenbad wegen Überfüllung keinen Einlass gefunden, in der 6. Klasse volljährig geworden und die Schule mit 23 Jahren verlassen und im Leben nichts gelernt, erregte er das Mitleid der Närrinnen und Narren im Saal, die herzlich über seinen Wortwitz lachten und ihm für 30 Jahre närrische Bühnenpräsenz mit viel Beifall dankten.

Mit einer Premiere fand das Programm seine Fortsetzung. Ein neuer Stern am Diedorfer Schlagerhimmel: das Gesangsduo Harald Polzt und Klara Henrich. Mit einem Medley bekannter Hits wie „Komm, hol das Lasso raus“, „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“, „Hey, hey, Baby“, „Schatzi, schenk mir ein Foto“ und anderen versetzten die beiden das närrische Publikum in Höchststimmung.

Tradition beim Diedorfer Karneval ist seit jeher der sehnsüchtig erwartete Auftritt des Männerballetts als Höhepunkt zum Abschluss. Die männlichen Grazien schweb-ten in bezaubernden Kostümen förmlich durch den Raum, unterstützt durch drei tänzerisch hochbegabte Damen, die den optischen Gesamteindruck des Balletts sichtlich aufwerteten. Klara Henrich, die als Mitglied der Grünen Garde bereits ihre tänzerischen Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte, beschloss den Abend mit dem vielsagenden Lied „Ein Hoch auf uns“.

Die närrische Hofkapelle mit DJ Schnepfe (Tino Schlotzhauer) sorgte für die musikalische Umrahmung des närrischen Abends, der ebenfalls traditionsgemäß noch eine nachmittägliche Wiederholung fand.

Die Akteure:

Moderator Harald Polzt; Blaue Garde – die „Hot blue girls“ (trainiert von Luca Reinl); Grüne Garde – die „National Aeronautics and space administration girls“ (trainiert von Jana Kranz); Männerballett des Diedorfer Karnevalvereins (trainiert von Stefanie und Michelle Hössel und Stephanie Hein); „Orchester der chaotischen Luftpumpen“ (trainiert von Juliana Knoth und Conny Schuchert); Gesang: Harald Polzt und Klara Henrich. In der Bütt: Isabell Hössel als Erna und der vom Leben gebeutelte Bodo Walch. Sketch: Eric (Eric Möller) und Sunny (Mathias Reichardt). Musik: DJ Schnepfe (Tino Schlotzhauer).

Bilder