Ein Besuch in der Schnellbacher Heimatstube ist eine Reise in die Vergangenheit – und auch ein Stückchen Sprachunterricht. Viele Gerätschaften, Küchenutensilien, Möbel, Kleidungsstücke oder Spielzeug sind hier zusammengetragen worden, die an anno dazumal erinnern. Zeigt Renate Dorow die guten Stücke, lernt man nicht nur, welche Bedeutung sie einst hatten oder wozu sie gebraucht wurden, sondern auch noch deren Bezeichnung in Mundart. Die Vorsitzende des Schnellbacher Trachtenvereins, der die Heimatstube in Regie hat, beherrscht das Plattschwatzen. „Ich bin damit aufgewachsen“, sagt die Schnellbacherin. Doch sie lernte von Anfang an auch gleich das Hochdeutsch mit. „Das haben wir immer mit dem Bruder meines Vaters gesprochen, der an Kinderlähmung erkrankt war“, erzählt sie. Weil er oft außerhalb bei Ärzten und zu Kuren unterwegs war, sprach er Hochdeutsch. „Deshalb gab es mit dem Lesen und Schreiben keine Probleme, als wir in die Schule kamen.“ Ihr Mann, der aus der Mühlhäuser Ecke stammte, hatte anfangs wie fast alle Auswärtigen schon zu tun, den Gesprächen in Schnellbach bei Schwiegereltern oder seiner Frau zu folgen. Mit Begriffen wie „Zwübbel“ (Zwiebel), Gottsacker (Friedhof), Scheumpfer (Schatz/Geliebter) oder „Gallerowe“ (Möhren) konnte er erst einmal nichts anfangen. Platt zu verstehen oder gar zu erlernen, braucht seine Zeit.
Die Platt-Schwatzer Eine Standpauke für den „Schanerschbotsdeckel“
Silke Wolf 05.12.2022 - 19:11 Uhr