Wenn es die Eltern also wirklich hinbekommen, harmonisch weiterhin unter einem Dach zu leben, kann die WG für sie tatsächlich ein sehr gutes Modell sein, zumal tägliche Absprachen rund ums Familienleben einfacher sind“, sagt Dorothea Behrmann. Gebe es dagegen weiterhin viel Streit oder seien die Eltern unglücklich mit dem eingeschlagenen Weg, etwa weil sie eigene Bedürfnisse zu weit hintanstellen müssten, rät sie auch Familien eher zu einer richtigen Trennung.
Was Eltern ebenfalls bedenken sollten: Solange sie weiterhin unter einem Dach leben, nährt das bei den Kindern die Hoffnung, dass die Trennung vielleicht doch keine endgültige ist. „Taucht dann ein neuer Partner auf, wird das natürlich zur Herausforderung“, sagt Dorothea Behrmann.
Ein Modell auf Zeit, meistens
Einerseits eine Trennung zu verarbeiten, sich zu distanzieren, zu einem eigenen Leben zurückzufinden und sich vielleicht neu zu verlieben – und andererseits räumlich weiterhin an den alten Partner gebunden zu sein, sieht auch Christina Rinkl als die größte Herausforderung einer Eltern-WG. „Ich erlebe diese Art des Zusammenlebens deshalb sehr oft nur als Modell auf Zeit. Sobald ein neuer Partner dazukommt, wird es sehr kompliziert und die Eltern-WG wird oft aufgelöst.“
Auch bei Familie Kwella war das hautnahe Miterleben von neuen Dates sehr schmerzhaft. „Wenn ein geliebter Partner sich freut, sich für Dates vorbereitet und man weiß, was er gerade tut und gleichzeitig noch Gefühle vorhanden sind, ist ein fehlender Abstand schon ein hartes Unterfangen. Damit lernen wir gerade umzugehen“, sagt Karola Kwella. Ein Ende der Eltern-WG sehen sie darin bislang jedoch nicht. „Die Familie behält weiterhin ihre Priorität“, so Karola Kwella.
Info
So gelingt die Eltern-WG
Paartherapeutin und Trennungsexpertin Dorothea Behrmann empfiehlt Paaren, die das Modell Eltern-WG für sich in Betracht ziehen unbedingt eine professionelle Begleitung. „Denn Konfliktthemen fallen ja nicht einfach dadurch weg, nur weil man sich für ein anderes Lebenskonzept entscheidet.“