Die Ärzte live Endlich wieder ein geiles Konzert

Temperaturen über 30 Grad und überall gute Laune: Der Volksfestplatz ist voll und allen ist die Vorfreude auf die Ärzte anzumerken. Knapp 20 000 Konzertbesucher feierten an dem Sommerhitzesonntag mit ihren Idolen.

 
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Schon gegen 16 Uhr kommen die ersten Besucher zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Shuttlebus. Ein letzter Stopp an der SB-Tankstelle, um noch einmal Wasser nachzutanken, dann geht’s weiter Richtung Konzertgelände.

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Ziel: Der erste Wellenbrecher

„Endlich mal wieder ein geiles Konzert“: Das dachten wohl viele der Besucher. Die Freunde Melanie (36), Annika (36) und René kommen aus Marktredwitz. „Seit Jahren mal wieder zu den Ärzten“, darauf freut sich der Marktredwitzer, der sich selbst einen „Punkrocker“ nennt. Rock am Ring oder bei Highfield, da haben sie die Ärzte schon gesehen. Doch noch nie so nahe an ihrer Heimatstadt. „Wäre schon cool, wenn wir bis zum ersten Wellenbrecher vor kämen“, sagt Annika, die für alle Drei die Karten besorgt hat. Zwei Jahre sei nichts mehr gewesen dank Corona. Darum ist die Freude auf das Open Air nun umso größer.

Punk ist noch längst nicht tot

Hinter dem rot-weißen Absperrband sammeln sich lange Schlangen. Für die früh gekommenen heißt es jetzt bis 17 Uhr zu warten. Gut hat es, wer einen Strohhut oder eine Kappe auf dem Kopf trägt. Blaue oder grüne Haare, Irokesenschnitte, kahl rasierte Köpfe – der Punk ist noch längst nicht tot. Die Sonne scheint knalleheiß auf den Asphalt. Manche lassen sich noch kurz unter den Bäumen nieder oder suchen sich ein Schattenplätzchen am Roten Main.

Gute, entspannte Stimmung

Mit ihren pinken und orangen Haaren stechen Sabrina (31) und Isabella (24) aus der Menge hervor. Sie kommen aus der Nähe von Augsburg. „Die Stimmung ist gut und echt entspannt“, sagt Isabella. Sie hofft später, von den Ärzten ihren Lieblingssong „Waldspaziergang mit Folgen“ zu hören.

Während manche Frauen und Männer noch Karten übrig haben und verkaufen wollen, sind andere froh, noch rechtzeitig ein Ticket ergattert zu haben. So wie Petra (45) aus Weidenberg. „Irgendwie wollte keiner mit mir gehen“, erzählt sie. Und im Vorverkauf sei sie dann an keine Karte mehr gekommen.

„Viel zu lange tote Hose“

Doch dann bekam sie doch durch Zufall ein Ticket von einer schwangeren Freundin, der es einfach am Konzerttag zu heiß war. „Ich höre die Ärzte seit ich 17 bin“, erinnert sich Petra, die wie viele ihre Tattoos auf der Haut zeigt. „Es war einfach viel zu lang tote Hose.“

Um kurz nach 17 Uhr stürmen die Ersten aufs Gelände. Gute Plätze in den vorderen Reihen sind begehrt. In der Menge fallen zwei Männer und zwei Frauen in weißen Ärzte-T-Shirts auf. Es sind vier Bayreuther und einer von ihnen, Markus (31), bekam die Konzertkarte als Geburtstagsgeschenk. „Ich sehe die Ärzte jetzt zum vierten Mal“, sagt er, „und sie sind immer wieder total cool und meine absolute Lieblingsband“. Julia (28), die vorsichtshalber eine Maske mit hat, Johannes (28) und Anne (31) begleiten ihn. „Die Band prägt uns seit unserer Jugend“, sagt Markus und will auf jeden Fall an diesem Abend den Ärzte-Hit „Schrei nach Liebe“ hören. Der Song kommt – bei den Zugaben. Ein Lied gegen „die braune Pest“, das er am liebsten nicht mehr singen müssen wolle, sagt Bela B.

Bei den Rettungskräften des BRK sind an diesem Abend 50 Ehrenamtliche im Einsatz sowie zwei Notärzte, wie Thomas Janovsky mitteilt. „Ein paar Kreislaufprobleme hatten wir schon zu behandeln.“ Für das Einsatzteam wurden extra Getränke nachgeordert.

Durst ist das, was die meisten quält

Durst ist das, was die meisten quält. Ewig lange Schlangen sind vor den Getränkeständen zu sehen. Wer es schafft, rettet sich unter einen der schattenspendenden Schirme. Andere setzen sich kurzerhand auf den harten Boden. Kurz vor 19 Uhr treten Bela B und Farin Urlaub auf die Bühne, um die Vorband Schmutzki anzukündigen. Das Stuttgarter Trio hat sich 2011 gründet. Und wie der Name, so die Musik: Schnell, laut und schmutzig. Ein wenig prollig, Gesang für den Mob, singen sie selbst. Und dabei haben sie Spaß, nach dem Lockdown die Leute zum Moshen zu animieren.

„Wir kommen in Frieden Beirut“

Dann gut zweieinhalb Stunden die Ärzte, die mit „Lass die Leute reden“, „Zu spät“ und „Deine Schuld“ und vielen weiteren neuen und alten Hits die Menge zum Tanzen bringen. „Wir kommen in Frieden Beirut“, ruft Farin und sagt über das Alter der in die Jahre gekommenen Punkrocker, ironisch: „Ein Trio muss nicht jung sein, um gut zu sein“. Worauf einige Kalauer mehr folgen. Die Ärzte, die den Humor und den Punk miteinander vereinen wie keine anderen, tun das immer noch gigantisch gut.