Welche Medikamente sind in Deutschland bereits zugelassen?
Wegovy hat die Europäische Arzneimittelagentur bereits im Januar 2022 für adipöse Menschen zugelassen. Es beinhaltet den Wirkstoff Semaglutid in höherer Dosierung. Der dänische Hersteller kann allerdings aufgrund der hohen Nachfrage den deutschen Markt noch nicht bedienen. Das Medikament Ozempic (ebenfalls Semaglutid) vom gleichen Hersteller, ist in der EU seit 2018 zugelassen, allerdings nur für Diabetespatienten.
Seit September 2022 ist das erste Tirzepatid-Medikament für Diabetiker in der EU zugelassen. Der US-Hersteller verkauft es unter dem Name Mounjaro. Doch nach Aussagen des Diabetes-Experten Gallwitz wird auch dieses Arzneimittel aufgrund der hohen Nachfrage noch nicht nach Deutschland geliefert. Für Adipositaspatienten steht die Zulassung noch aus, so der stellvertretende Ärztliche Direktor der Klinik für Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie am Uniklinikum Tübingen.
Werden die Medikamente künftig flächendeckend zu Behandlung von Adipositas eingesetzt?
Erst 2020 hat der Bundestag Adipositas als Krankheit anerkannt. Der Gemeinsame Bundesausschuss soll noch in diesem Jahr ein entsprechendes Krankheits-Management-Programm entwickeln. Hierbei könnten auch medikamentöse Behandlungen eine Rolle spielen. Der Diabetologe Ralf Lobmann bleibt dennoch skeptisch. „Ich sehe nicht, dass die Kassen die Medikamente grundsätzlich übernehmen werden“, sagt der Ärztliche Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie am Klinikum Stuttgart. Das würde das Gesundheitssystem mit zu hohen Kosten belasten.
Wie kam es zu Lieferengpässen?
Seit November 2022 ist ein zunehmender Hype um die Medikamente entstanden. Als „Hollywood-Spritze“ ist besonders das Medikament Ozempic bekannt geworden. Prominente Persönlichkeiten teilten ihre Diäterfolge in den Sozialen Medien. Daraufhin stieg die Nachfrage enorm und in Deutschland kam es zwischenzeitlich zu Lieferengpässen.
Dass sich auch nicht-adipöse Menschen die Medikamente spritzen – ohne sich einer ärztlichen Kontrolle zu unterziehen, sieht Gallwitz kritisch: „Abnehmen ist eine Sache, die einer umfassenden Therapie bedarf.“ Sein Kollege Lobmann teilt die Bedenken: „Man darf nicht unterschätzen, dass die Medikamente auch unerwünschte Nebenwirkungen haben können.“ Zum Beispiel ein erhöhtes Risiko einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung.