Denkmaltag Schmalkalden Gigantischer Hochbehälter verblüfft Besucher

Annett Recknagel

Die Sensation zum „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag war der Hochbehälter Queste I. Die Besucher durften in das einstige Wasserauffangbecken hinunter steigen.

 
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Schmalkalden - Siglinde Schmidt war bestens vorbereitet: „Ich habe extra meine Gummistiefel angezogen“, sagte 72-Jährige und stieg die Leiter hinab. Aus knapp drei Metern Tiefe hörte man sie jubilieren. Wieder oben angekommen, meinte sie: „Das ist sagenhaft.“ Auch Werner Neumann wagte sich hinunter. Unten zückte er sein Smartphone und fotografierte. „Also, das hätte ich nicht gedacht. Es ist gigantisch“, berichtete er seiner Frau, die oben geblieben war. Dass es in der „Unterwelt“ etwas modrig roch, störte keinen. Ein jeder kam mit staunenden Augen von der Reise ins Erdinnere zurück. „Man konnte an den Wänden genau den Wasserstand erkennen“, sagte Neumann und war immer noch fasziniert.

„Das ist sehr solide gebaut“, erklärte Stefan Svoboda. Gemeinsam mit seinen Kollegen Matthias Vester, Norbert Hospes und Thomas Hinz vom Verein für Schmalkaldische Geschichte und Landeskunde, deckte er den Dienst am Hochbehälter Queste I ab. Gebaut worden war der 1905. Zum Tag des offenen Denkmals war der Hochbehälter für Interessierte erstmals öffentlich zugänglich. Kurz vor 10 Uhr – der offizielle Beginn sollte um 10.30 Uhr sein – standen die ersten Besucher vor der Tür.

Alle staunten über die Größe des unterirdischen Behälters. Jürgen Dünisch und Uwe Johannes sind als Kinder an der Queste Schlitten gefahren. Das Häuschen an der Straße war ihnen bekannt. Dass darunter solch ein Bauwerk zu finden ist, versetzte die beiden in Erstaunen. „Das ist wirklich sehr imposant“, lautete ihre Meinung.

Stefan Svoboda erläuterte die Funktionsweise des Hochbehälters und wies auf die Steuerräder hin. Wenn der Behälter zur Reinigung leer laufen sollte, drehte man die Räder zu. „Einmal im Jahr wurde der Behälter gereinigt“, war von Reinhard Köhler, technischer Leiter der Gewas, zu erfahren. Der Behälter, den die Gäste zum Tag des offenen Denkmals betreten durften, war einer von zweien. Der Zweite sei in den letzten 14 Tagen weg gerissen worden. „Wir haben den Beton bis auf zwei Meter abgebrochen und das Ganze aufgefüllt“, sagte der Fachmann. Gebaut worden war der zweite Behälter 1952, weil der erste damals einfach nicht reichte. Jetzt braucht man beide Becken nicht mehr. Rückgebaut worden seien auch die Schieberkammer und das Pumpenhäuschen. Letzteres versorgte bislang einzig die Gartenanlage Queste mit Wasser. Der Hochbehälter, der 1905 erbaut worden war, wurde erhalten. Hier engagierte sich die Stadt Schmalkalden und der Verein für Schmalkaldische Geschichte und Landeskunde.

Die Schmalkalder, die den Tag des offenen Denkmals am Sonntag nutzten, um das Bauwerk ganz genau zu betrachten, dankten es ihnen. Nach zwei Stunden hatte Stefan Svoboda schon 50 Gäste gezählt. Einige hatten gar schon Ideen, wie man das Bauwerk künftig nutzen könnte. Jemand schlug vor, dort unten Konzerte zu geben. Jemand anders wollte eine Bar einrichten. Auch der Hinweis, dort einen Weinkeller einzurichten, kam. Alle Damen und Herren, die die Leiter hinunter stiegen, waren vom Klang und vom Baustil begeistert.

In Betrieb war der Hochbehälter Queste I noch bis vor einem halben Jahr. Jetzt wird er versorgungstechnisch nicht mehr gebraucht. Zudem ist er in die Jahre gekommen. Das Wasser bekommen die Schmalkalder über die beiden Hochbehälter Queste II und III sowie über den Hochbehälter am Wolfsberg.

Das Gelände, auf dem der Hochbehälter Queste I steht, gehört jetzt der Stadt Schmalkalden. Am heutigen Dienstag soll es übergeben werden. Dann ist es die Aufgabe kreativer Köpfe, den Hochbehälter eine Nutzung zuzuordnen. Erstes Ziel wird es sein, das Bauwerk unter Denkmalschutz zu stellen. Zum Tag des offenen Denkmals konnten sich Interessierte auch auf Wanderschaft hinauf zum Hochbehälter Queste III begeben. Zur direkten Besichtigung aber war das dortige Bauwerk, weil es in Betrieb ist, nicht frei gegeben. Informationen vor Ort aber gab es ausreichend.

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