Auch ich war neugierig, als ich vom Projekt „Demokratie Inklusiv“ erfahren habe. Schließlich können ebenso Menschen mit Beeinträchtigung wählen gehen – da sollten sie sich vorher umfassend informieren können. Wenngleich ich den Grundgedanken des Projekts durchaus gut finde, wurde ich beim Anschauen der digitalen Broschüre aber mehrmals stutzig. Warum wurden nur sechs Politiker interviewt? Wieso genau diese? Und warum haben alle verschiedene politische Ämter inne? Eine wirkliche Vergleichbarkeit vom Stadtrats- bis zum EU-Kandidaten ist nicht möglich. Es ist, als ob man Äpfel mit Birnen vergleicht. Auch wird die Inklusionseinstellung eines Arnstädter Bürgermeisters dem Wähler außerhalb dieser Stadt rein gar nichts nützen. Was hingegen alle anderen Stadtoberhäupter zu Inklusion und Co. sagen, was die Gegenkandidaten denken, bleibt offen. Dafür werden sich exakt die sechs interviewten Gesichter bei den Broschürenlesern einbrennen. Wen werden sie dann wohl auf Plakaten und Stimmzetteln wiedererkennen und wählen? Von anderen Kandidaten fehlt jede Spur – auch wenn ihre Einstellung viel besser gefallen könnte. Ist das nicht schon indirekte Wahlbeeinflussung, wenn ich den Großteil der Kandidaten gar nicht vorstelle? Haben die Menschen mit Beeinträchtigung an der Urne dann wirklich eine freie Wahl?