Das Typisierungsprozedere wiederholt sich ein ums andere Mal an jenem Nachmittag. Auch Sandra Neumann ist für den Wangenabstrich vorbeigekommen. Sie erzählt, dass sie Marlas Mutter von der Arbeit in einer Zahnarztpraxis kenne und so natürlich vom Schicksal der Familie erfahren habe. Die persönliche Verbundenheit ist es, die sie zur Typisierung veranlasst. Auf die Frage, warum sie, wie so viele andere auch, das nicht schon früher gemacht hat, reagiert sie mit einem Schulterzucken. „Ich kann es nicht beantworten. Es ist ja eigentlich eine minimale Sache.“ Ähnlich fällt die Antwort von Markus Heinze aus. Er ist einer der SG Lauscha/Neuhaus-Jungs und kennt Marla somit vom Fußball. Schon vor Jahren habe er sich die Typisierung vorgenommen, es aber nie in die Tat umgesetzt. „Es ist wie mit so vielen anderen Sachen im Leben. Es braucht immer erst eine gewisse Brisanz und eine persönliche Betroffenheit, bis man so etwas macht.“
Falsches Wissen hemmt allzu oft
Nach den ersten anderthalb Stunden haben sich in der blauen Kiste bereits circa 60 Umschläge angesammelt. Material für 700 Abstriche hat Christina Fischer mitgebracht. Nicht ganz die Hälfte davon braucht es am Ende. 299 Menschen haben sich in vier Stunden registrieren lassen. „Das ist eine gute Zahl“, sagt Fischer. Aus Erfahrung weiß sie, dass es in der Regel 300 bis 400 sind. Dann, wenn es ausschließlich eine Aktion für einen Erkrankten gibt. Für Marla aber stehen ja in den nächsten Tagen und Wochen noch sehr viele weitere an, bei denen sich gesunde Frauen und Männer im gesetzlich festgelegten Alter zwischen 17 und 50 Jahren – im dringenden Ausnahmefall von Marla bis 55 – registrieren lassen können.
Christina Fischer schickt alle Stäbchen in ein Labor nach Ulm, wo die Abstriche auf Gewebemerkmale, sogenannte HLA-Werte, bestimmt werden, für die es weltweit Millionen verschiedene Kombinationen gibt. „Man kann sich also vorstellen, wie schwierig es ist, einen passenden Spender zu finden“, so Fischer. Nach den Laboruntersuchungen „geht dann im Prinzip alles über das ZKRD“, erklärt sie mit Blick auf das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland. Dort laufen alle für die Suche nach einem Spender relevanten Daten aus den verschiedenen Stammzellspenderdateien zusammen. Und dort werden die Gewebemerkmale von Spendern und Patienten verglichen, die möglichst einhundert Prozent identisch sein müssen für eine Spende. Eine, wie Fischer betont wissen möchte, bei der nicht – wie fälschlicherweise immer noch viele Menschen denken – Stammzellen aus der Wirbelsäule entnommen werden, sondern heutzutage vorwiegend über eine Blutstammzellspende und selten über eine Knochenmarkpunktion am Beckenkamm. Eine wichtige Information, die den ein oder anderen doch noch überzeugt, sich typisieren zu lassen, um Leukämiekranken ein Weiterleben zu ermöglichen. So wie Marla. „Wir hoffen, dass die Kleine ein recht häufiges Merkmalsmuster hat“, sagt Fischer, „und dass sich ein genetischer Zwilling für sie findet.“
Weitere Typisierungsaktionen
Lichte:
Samstag, 28. Januar, 11 bis 17 Uhr, Feuerwehr, Saalfelder Straße 54
Gräfenthal:
Montag, 30. Januar, 13 bis 17 Uhr, Feuerwehr, Probstzellaer Straße 9 Unterweißbach:
Mittwoch, 1. Februar, 13 bis 17 Uhr, Gemeindezentrum „Goldene Lichte“, Lichtetalstraße 38 Katzhütte:
Freitag , 3. Februar, 16 bis 19 Uh, Gemeinde, Neuhäuser Straße (im Zuge der Blutspende) Sonneberg/Oberlind:
Dienstag, 7. Februar, 15 bis 18 Uh, Sportgelände SC 06 Oberlind, Vereinshaus Wäldla, Am Sportplatz 4b Effelder:
Mittwoch, 8. Februar, 16 bis 20 Uhr, Sportlerheim Schmiedefeld:
Freitag, 10. Februar, 16 bis 19 Uhr, Grundschule, Am Markt 7 Schmiedefeld:
Samstag, 11. Februar, 13 bis 18 Uhr, Feuerwehr, Eisenwerkstraße 5 Sonneberg/Köppelsdorf:
Donnerstag, 23. Februar, 14 bis 17 Uhr, ThEKiZ Köppelsdorfer Kinderwelt, Köppelsdorfer Straße 205