Peggy muss sich für mehrere Monate weniger Sorgen machen
Dank der BenefizaktionPeggy muss sich für mehrere Monate weniger Sorgen machen
Madlen Pfeifer 11.04.2024 - 12:00 Uhr
Das Konzept der Benefizaktion für Peggy Bauer ist aufgegangen: Bei der Mischung aus Kultur genießen und Gutes tun sind mehr als 1000 Euro zusammengekommen, die die finanziellen Sorgen der Sonnebergerin im Zuge ihrer Krankheit zumindest für mehrere Monate schmälern.
Überwältigt von der Hilfsbereitschaft sind Peggy Bauer und ihr Lebensgefährte Martin Lenker. (Foto: Carl-Heinz Zitzmann/Carl-Heinz Zitzmann)
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„Wir sind da, um zu helfen.“ Als Christine Zitzmann diese Wort spricht, steht sie vor gut fünf Dutzend Menschen in Sonnebergs Stadtteilzentrum „Wolke 14“. Zwei von ihnen sind Peggy Bauer und ihr Partner Martin Lenker. Worte der beiden braucht es nicht, um zu wissen, wie es ihnen an jenem Nachmittag ergeht. Ein Blick in ihre Gesichter reicht aus. Sie verraten, dass das Paar überwältigt und verlegen zugleich ist angesichts dessen, was allein für sie auf die Beine gestellt wurde: Eine Benefiz-Veranstaltung, um die finanziellen Sorgen der Familie im Zuge der gesundheitlichen Probleme der Sonnebergerin ein Stück weit zu lindern.
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Wie mehrfach berichtet, leidet Peggy Bauer mit Necrobiosis lipoidica an einer seltenen Hautkrankheit. Erst nach vielen Jahren finden Ärzte ein Medikament namens Xeljanz mit dem Wirkstoff Tofacitinib, das der 34-Jährigen Linderung verschafft. Das Problem: Die Krankenkasse weigert sich die Kosten dafür zu übernehmen, weil die Anwendung der Tabletten nicht für jene Krankheit zugelassen ist. Es kommt zum Rechtsstreit, der nicht zugunsten der Sonnebergerin ausfällt. Sie muss das Mittel aus eigener Tasche zahlen, welches sie pro Monat in Deutschland um die 1000 Euro kostet. Um es sich leisten zu können, hat sie die Einnahme auf ein Viertel der eigentlichen Menge reduziert und ihr Partner versucht, das Medikament billiger im Ausland zu bekommen. Die finanzielle Belastung aber bleibt.
Gerührt von Peggys Schicksal, über das er aus der Zeitung erfahren hat, ergreift Harald Saul die Initiative. Er möchte der Familie, die er gar nicht weiter kennt, helfen. Der in der Region bekannte Küchenmeister und Buchautor setzt alle Hebel in Bewegung, um seine Idee, für Peggy eine Benefiz-Veranstaltung mit Kulturprogramm zu organisieren, in die Tat umzusetzen. Unterstützer und Mitstreiter sind schnell gefunden, die bereit sind uneigennützig und unentgeltlich mitzuwirken. Und die sind nun am Sonntag, 7. April, in der „Wolke 14“ zusammengekommen – ebenso wie dutzende Menschen, die sich an den Darbietungen der Kulturschaffenden erfreuen und gleichzeitig Peggy Bauer helfen wollen.
Altlandrätin Christine Zitzmann führt durchs Programm. Sie begrüßt alle Anwesenden – darunter auch Vertreter aus Kommunal- und Landespolitik – zu einem Nachmittag, der familiär, aber vor allem menschlich werde, wie sie sagt, und zu zwei Stunden, die man gemeinsam in Fröhlichkeit verbringen wolle und gleichermaßen mit Blick auf Peggys Geschichte in Nachdenklichkeit. Beides schwingt sogleich bei der ersten Darbietung vonseiten der Musikschule Sonneberg mit, als Daniel Fuhrmann am E-Piano und Julia Meusel am Mikrofon Udo Jürgens Lied „Ich glaube“ zu Gehör bringen.
Es ist der Auftakt „eines Potpourris unserer Kulturlandschaft“, wie Christian Dressel im Nachgang des Auftritts das Programm der Veranstaltung in seinen Begrüßungsworten beschreibt. Als Sonnebergs Vize-Bürgermeister blickt er aufs diesjährige Stadtjubiläum „675 Jahre Sonneberg“, das, wie er sagt, verknüpft ist mit der Geschichte ihrer Menschen und Mitmenschlichkeit. So, wie man es nun an jenem Nachmittag in der „Wolke 14“ erlebe.
Das Programm bietet eine Mischung aus viel und ganz unterschiedlicher Musik, aus Mundartbeiträgen und Kurzgeschichten. Nach Dressels Worten folgt etwa ein erstes von insgesamt zwei Klavierstücken, gespielt von Konrad Nagel seitens der Musikschule. Danach liest Karin Grafberger zwei Mundartgedichte von Kunsthandwerkerin, Spielzeuggestalterin und Mundartdichterin Else Feldkeller vor, die von 1900 bis 1977 in Sonneberg lebte. Und dann, so kündigt es Christine Zitzmann mit Blick auf einige ihrer Mitstreiter vom „Alpenecho“ der Alphorn- und Instrumentalgruppe Sonneberg an, „wird’s richtig laut und richtig schön“ – nämlich mit einem Quintett, das mit vier Dudelsäcken und einer Trommel insgesamt an jenem Nachmittag vier Lieder, darunter Amazing Grace und Auld Lang Syne, zum Besten gibt.
Eine zweite Nummer vom Alpenecho kommt als Duett daher, bei dem Moderatorin Zitzmann zur Sängerin wird und gemeinsam mit Traudel Beuchert an der Gitarre drei Lieder präsentiert. „Die Sonne ist für alle da“ lautet eines davon, das sich als Mutmacher für Peggy verstehen lässt, wenn Zeilen erklingen wie: „Genieß’ diesen Tag und glaub’ an dein Glück. Egal, was gestern auch geschah.“
Nach einer weiteren Darbietung von Daniel Fuhrmann und Julia Meusel ist Initiator Harald Saul an der Reihe. Er liest zwei Kurzgeschichten aus seinem dritten Band „Sonneberg – eine Stadt und ihre Menschen“ vor. Zwei, die, wie Zitzmann findet, neugierig machen auf das ganze Buch, das im Herbst erscheinen soll. Wer die Zeit bis dahin mit derlei Menschengeschichten überbrücken möchte, der hat sich vor Ort in der „Wolke 14“ Band eins und Band zwei zugunsten von Peggy kaufen und sogleich vom Auto signieren lassen können.
Schon vorm Veranstaltungsbeginn stehen die ersten Interessierten am Tisch von Saul an, um ein Buch oder gleich zwei mit persönlicher Widmung zu erstehen. Der Preis für ein Exemplar liegt bei 18,50 Euro. Und weil der Autor und die Druckerei von Gunnar Raffke aus Weida – die beiden verbindet eine jahrzehntelange Freundschaft – auf jegliche Einnahmen verzichten – ausschließlich die Kosten für Papier, Farbe und Druck werden berechnet –, bleibt unterm Strich ein Reinerlös von 11 Euro stehen.
Neben dem Buchverkauf, der Peggy zugute kommen soll, steht auch eine Spendenbox zur Veranstaltung bereit, die während des Programms durch die Reihen wandert, in denen durchaus noch Platz für mehr Gäste gewesen wäre. Alles in allem sind an jenem Nachmittag in der „Wolke 14“ insgesamt 1425,50 Euro zusammengekommen. Der Betrag geht auf das Spendenkonto des Vereins von „Freies Wort hilft“. Hatte doch das Hilfswerk dieser Zeitung im Zuge des Schicksals von Peggy Bauer bereits im vergangenen Jahr zu Spenden für sie aufgerufen. Mehr als 2000 Euro konnten nach der ersten Berichterstattung an sie überweisen werden. Nach einem erneuten Beitrag im Zuge der Ankündigung der Benefiz-Schaffe haben Leser weitere 990 Euro gespendet, die „Freies Wort hilft“ auf 1100 Euro aufgerundet und an die Sonnebergerin ausgezahlt hat.
„Sie hat jetzt erst einmal eine relativ lange Zeit weniger Sorgen“, sagt voller Dankbarkeit Peggys Lebensgefährte Martin nach der Benefizaktion. Allein mit dem Geld, das sich dort angesammelt hat, kann sich die 34-Jährige das Medikament bei der reduzierten Einnahmedosis für nahezu sechs Monate leisten. Ganze 18 Monate sind’s, wenn man die „Freies Wort hilft“-Spenden addiert. Und tatsächlich ist’s noch etwas mehr gewonnene sorgenfreiere Zeit dank weiterer Zuwendungen, die die Familie auf direktem Weg erreicht haben.
„Wir sind da, um zu helfen.“ So hat es Christine Zitzmann zu Beginn der Benefizaktion angekündigt. Und siehe da: Es hat funktioniert. Und es könnte, wenn Bedarf ist, wohl noch mal klappen. Zumindest lässt die Altlandrätin anklingen: „Wenn es noch mehr Hilfe braucht, dann machen wir einfach noch eine Veranstaltung.“