Eisenbahnerblut
Maximilien Deckert aus Ilmenau brauchte keinen Sitzplatz. Während der gesamten Fahrt stand er am Fenster. Es sei die alte Technik, die ihn begeistert und etwas vom Eisenbahnerleben liegt ihm wohl auch im Blut. Vater und Onkel waren Eisenbahner. Er ist in dessen Fußstapfen getreten und bei der DB Netz tätig, sagt er. Früher habe er sich in die Arbeit der Rennsteigbahn eingebracht, aber sei nie Vereinsmitglied gewesen. „Ich finde die Strecke richtig schön. Ich würde mir einen Pendelverkehr wünschen mit der Bahn und das nicht nur am Wochenende.“ Sein Blick erfasst das Gläsertal. „Jetzt kommt für mich der schönste Abschnitt.“ Als die Lok ihre drei Wagen zieht, heißt es Kraft sammeln und die Steilstrecke hinauf schnauben. Das rhythmische Stampfen wird schwächer und man wollte am liebsten aussteigen und schieben. Aber sie hat es geschafft. Ruß flog ins Abteil, Qualm und die Laute vom kräftigen Schnauben, fröhlichem Pfeifen und Bimmeln. Stühle, die nicht besetzt waren, kamen durch den starken Anstieg ins Rutschen. Wer seinen Kopf hinaushielt, war gut beraten, eine Brille zu tragen. Auf den Tischen und auf dem Fenstersims hatten sich Kohlepartikel niedergelassen, die in den Wagen geflogen sind. Die Fenstergucker haben aber auch die Quellen und Bäche gesehen, die Wiesen mit dem blühenden Bärwurz, die Felswände links und rechts der Gleise, alte Brücken, steile Hänge, schmale Wege und die Wildschweinfamilie mit ihren Frischlingen.