Corona „Spaziergänger sind nicht Suhl“

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Ohne Masken, ohne Abstand: „Montagsspaziergang“ in Suhl. Foto: /wai

Auch in Suhl wird Widerspruch gegen die montäglichen Aufzüge von Corona-Skeptikern, Impfgegnern und Verschwörungstheoretikern laut. Eine Minderheit von 200 „Spaziergängern“ bilde nicht die Meinung von 37 000 Suhlern ab, heißt es.

 
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Suhl - Seit Wochen marschieren auch in Suhl sogenannte „Montags-Spaziergänger“ mit Lichterketten und Kerzen ohne Masken und Abstand durch die Stadt um gegen die ihrer Ansicht nach unsinnigen Corona-Beschränkungen und gegen eine Impfpflicht zu demonstrieren. Auch wenn die Spaziergänge ruhig bleiben, werfen sie bei vielen Suhlern mit Blick auf die Bestimmungen der Corona-Schutzverordnungen Fragen auf. Auch im Stadtrat wächst Unmut daran, dass Polizei und Ordnungsbehörde dem gesetzeswidrigen Treiben nicht nur tatenlos zuschauen, sondern es mit Straßensperrungen und wohlwollender Begleitung sogar unterstützen.

„Ich finde es ganz schlimm, gerade in dieser Hochphase der Pandemie, wo sich jeder vernünftig denkende Mensch an die Schutzbestimmungen hält“, sagte Ilona Burandt (Die Linke). Sie wollte wissen, ob die Aufzüge angemeldet sind und wie die Stadt gedenkt, weiter damit umzugehen.

Wie Oberbürgermeister André Knapp sagte, handelt es sich um keine angemeldeten Demonstrationen, sondern um spontane Versammlungen, an denen auch Kinder teilnehmen. Das Ordnungsamt begleite die Aufzüge gemeinsam mit der Polizei. „Wir überlegen mit der Polizei, welche Maßnahmen wir dem entgegensetzen können. Aber es muss verhältnismäßig sein“, sagte er. Mehr als an die Teilnehmer zu appellieren, Maskenpflicht und Abstandsregeln einzuhalten, könne er nicht tun. Sanktionen gab es bisher keine.

Im Stadtrat regte sich dazu Unverständnis. Zum einen seien die Versammlungen keineswegs spontan, sondern in sozialen Netzwerken tagelang vorher angekündigt. Zum anderen sei es mehr als fragwürdig, wenn die Suhler Polizei eigens Straßen sperre, damit gegen Recht und Gesetz verstoßende Demonstranten beispielsweise sicher über die Viadukt-Kreuzung spazieren könne.

Das Suhler Bündnis für Demokratie und Toleranz, gegen Rechtsextremismus beobachtet die Aufmärsche sehr genau. Gegenaktionen vor Ort sind allerdings aufgrund der Corona-Schutzverordnungen momentan nicht möglich. Gleichwohl müsse die schweigende Mehrheit der Suhler endlich auch lauter werden und zeigen, dass man anderer Meinung als die „Spaziergänger“ sei. wai

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