Corona-Pandemie Warum Langewiesen plötzlich eine Inzidenz von 1500 hatte

Eine FFP2-Maske. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hat mit einem Wert von 596 die derzeit höchste Inzidenz in ganz Deutschland. Langewiesen hatte diese Zahl kürzlich aber weit übertroffen.

 
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Langewiesen - Die Inzidenzzahl gilt in der Corona-Krise aktuell als eine der wichtigsten Größen, um die Entwicklung des Pandemiegeschehens überblicken zu können. Die Zahl sagt aus, wie viele Menschen je 100 000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Virus infiziert haben.

In Deutschland beispielsweise liegt die Inzidenz derzeit bei 165, in Thüringen bei 326 und im Ilm-Kreis pendelte sie in den vergangenen Tagen zwischen 250 und 300. Den deutschlandweit höchsten Inzidenzwert weist derzeit der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt mit 596 aus.

Kontrollen? Fehlanzeige!

Die aktuellen Zahlen beobachtet auch Freies Wort-Leser Dietmar Vock aus Langewiesen genau. „Letzte Woche ist mir bei den Zahlen etwas Wichtiges aufgefallen“, schreibt er in einer E-Mail an die Redaktion. So seien zwischen dem 31. Dezember und 3. Januar allein für Langewiesen mindesten 45 neue Fälle durch das Gesundheitsamt vermeldet worden. „Für meinen Wohnort Langewiesen mit circa 3000 Einwohnern bedeutet das eine Sieben-Tage-Inzidenz von 1500“, schreibt er und kritisiert: „Der Bürgermeister von London hat bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 1000 Neuinfektionen in seiner Stadt bereits den Ausnahmezustand ausgerufen. Und bei uns: Verstärkte Kontrollen auf Einhaltung der Maskenpflicht und anderer Verhaltensregeln? Fehlanzeige!“

Das Landratsamt in Arnstadt bestätigt auf Nachfrage von Freies Wort die von Dietmar Vock genannten Zahlen. „In Summe wurden in Langewiesen tatsächlich 45 Personen positiv getestet“, teilt eine Sprecherin mit. Bei einer Einwohnerzahl von 3056 hatte der Inzidenzwert somit tatsächlich bei 1473 gelegen. Die Sprecherin betont aber: „Das Ausbruchsgeschehen beschränkt sich aber allein auf zwei Pflegeeinrichtungen eines Pflegedienstes im Ort.“ Die Fälle seien über den Jahreswechsel in den Pflegeeinrichtungen des Pflegedienstes Apocare in Langewiesen aufgetreten. In der Senioren-WG Felsenkeller haben sich demnach zehn Personalkräfte, neun Bewohner und ein Angehöriger mit dem Virus infiziert, im Pflegewohnkomplex zur Engelsmühle sechs Personalkräfte, 17 Bewohner und zwei Angehörige.

Pflegeeinrichtungen sind Schwerpunkt

Die Kritik, dass das Gesundheitsamt auf die Situation nicht reagiert habe, weist die Sprecherin allerdings zurück. „Auch andere Pflegeeinrichtungen im Ilm-Kreis sind von Infektionen betroffen. Das Gesundheitsamt sieht hier derzeit nach wie vor den Schwerpunkt seiner Arbeit, auch weil es hier hauptsächlich Risikogruppen und in sensiblen Strukturen tätige Personalkräfte betrifft“, schreibt die Sprecherin. Mit einer Allgemeinverfügung vom 4. Januar habe man auf die zahlreichen Infektionen im Pflegebereich reagiert und so versucht, die Ausbreitung des Coronavirus einzuschränken. So ist das Betreten der Einrichtungen seitdem nur mit einem negativen Corona-Test möglich, außerdem muss jeder Besucher innerhalb der Einrichtung eine FFP2-Maske tragen. Außerhalb der Pflegeeinrichtungen waren demnach keine nennenswerten Auffälligkeiten im Zusammenhang mit Corona-Infektionen festgestellt worden.

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