Corona-Pandemie Viele Kinder stecken sich an

Corona im Kindergarten? Die Infektionszahlen steigen. Foto: dpa/Sina Schuldt

Lange galten Kinder vielen nicht als „Treiber der Pandemie“. Nach aktuellen Zahlen stecken sich sehr junge Menschen in Thüringen aber derzeit überdurchschnittlich häufig mit dem Corona-Virus an.

Erfurt/Stützerbach/Bad Salzungen - In den vergangenen Wochen hat sich das Coronavirus in Thüringen unter Kindern rasend schnell verbreitet. Zuletzt haben sich vor allem Kleinkinder sehr viel häufiger mit Corona angesteckt als Erwachsene, wie aus den Daten der Landesregierung hervorgeht, die regelmäßig veröffentlicht werden. Gut sichtbar wird das am Vergleich der Sieben-Tage-Inzidenzen, die am Montag gemeldet worden sind. Danach lag die Inzidenz thüringenweit über alle Altersgruppen hinweg bei etwa 170 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. Bei den Unter-Sechs-Jährigen liegt sie aber schon seit Tagen bei mehr als 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner.

Das Thüringer Bildungsministerium macht für diese Entwicklung unter anderem Corona-Ausbrüche in einzelnen Kindergärten verantwortlich, bei denen sich offenkundig jeweils gleich viele Kleinkinder anstecken. „Unseren Beobachtungen zufolge konzentriert sich das Infektionsgeschehen in dieser Altersgruppe derzeit vor allem auf mehrere Cluster in einzelnen Landkreisen und dort in bestimmten Einrichtungen“, sagte ein Sprecher des Ministeriums unserer Zeitung. Es sei aber zu früh, aus dem aktuellen Infektionsgeschehen eineindeutige Schlüsse zu ziehen oder „monokausale Zusammenhänge“ herzustellen, woher die Infektionen kommen oder ob sie generell in Schulen und Kindergärten um sich greifen.

Dennoch gerät damit die These ins Wanken, an die sich die deutschen Kultusminister und auch viele Bundespolitiker über viele Monate in der Pandemie geklammert haben, nämlich: Kinder – und damit auch Kindergärten – seien keine Treiber der Pandemie.

Auffällig an den Infektionszahlen bei den Unter-Sechs-Jährigen in Thüringen ist, dass sie ungefähr seit Anfang März stark gestiegen sind – also etwa eine Woche nachdem die Kindergärten in Thüringen wieder geöffnet worden waren. Wobei es auch zur Realität gehört, dass selbst in der Zeit, in denen die Einrichtungen offiziell geschlossenen waren, etwa die Hälfte der Thüringer Kindergartenkinder dort regelmäßig „notbetreut“ wurde.

So lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Thüringen bei den Unter-Sechs-Jährigen nach Daten der Landesregierung am 1. und 2. März knapp unterhalb der Marke von 100. Innerhalb weniger Tage stieg sie dann bis auf 230 an. Dieser Wert war am 11. März erreicht worden. Seit dem 12. März ist er leicht rückläufig. Zum Vergleich: Die Sieben-Tage-Inzidenz über alle Altersgruppen hinweg stieg in der ersten Märzhälfte in Thüringen von etwa 130 auf den aktuellen Wert von etwa 170 an.

Wie erst jetzt bekannt wurde, befinden sich fünf Klassen und sechs Lehrerinnen in Stützerbach (Ilm-Kreis) seit dem 10. März in Quarantäne. Mindestens zwölf der Schüler und vier der Lehrer wurden positiv auf das Coronavirus getestet, teilten die Gesundheitsämter und das Bildungsministerium am Montag auf Nachfrage mit. Die Schulleitung spricht von einer Lage, die „dramatisch angespannt“ sei.

Im Wartburgkreis bleiben Schulen und Kitas komplett geschlossen. Diese Regelung greift ab Dienstag und soll bis zum 31. März gelten. Nur im nördlichen Wartburgkreis sollen Kitas sowie Schulen für die erste bis sechste Klasse wieder öffnen. Diese Erlaubnis ist auf eine Neuregelung des Landes zurückzuführen. An allen Schulen ist jedoch ab Klasse fünf auch während des Unterrichts eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen; der Gesangs- sowie der Sportunterricht sind untersagt. In Gebieten mit besonders vielen Neuinfektionen wie in Bad Salzungen, Ruhla, Weilar und Schleid soll es eine nächtliche Ausgangsbeschränkung geben. Von 22 bis 5 Uhr darf die eigene Wohnung ohne triftigen Grund nicht verlassen werden. sh/dss/les

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