Corona-Pandemie im Ilm-Kreis Mehr Impfdosen für Kinder

Seit 7. Juni können auch Kinder ab zwölf Jahren gegen das Coronavirus geimpft werden. Foto: Oliver Berg

Kinderärzte in Ilmenau bekommen in der kommenden Woche zusätzliche Impfdosen von Biontech/Pfizer. Damit können dann auch mehr Kinder und Jugendliche geimpft werden.

 
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Ilmenau - Eltern, die ihre Kinder gegen das Coronavirus impfen lassen möchten, haben dazu in der kommenden Woche größere Chancen. „Die Haus- und Kinderärzte bekommen für die nächste Woche tatsächlich das erste Mal ‚mehr’ Impfdosen. Geimpft wird Comirnaty von Biontech/Pfizer, da dieser die Zulassung ab dem zwölften Geburtstag besitzt“, erklärt Kinderärztin Dr. Heike Reichelt im Gespräch mit unserer Zeitung.

Seit dem Wegfall der Impf-Priorisierung am 7. Juni impft die Ärztin auch Kinder im Alter von zwölf bis 15 Jahren. Da der Impfstoff von Biontech/Pfizer von Beginn an auch schon für 16-Jährige freigegeben ist, konnte diese Altersgruppe bereits vor dem Juni geimpft werden, wenn sie priorisiert waren. „Also etwa Jugendliche mit Down-Syndrom oder schwere Asthmatiker“, erklärt die Kinderärztin.

Nun können alle Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren geimpft werden. „Viele Eltern wünschen das auch, sei es für die Schule, weil sie im Sommer in den Urlaub fahren wollen oder weil sie schwere Krankheitsverläufe für ihre Kinder befürchten“, so Heike Reichelt. „Diese schweren Krankheitsverläufe bei Kindern sind zwar schwierig, aber wir haben schon solche Fälle gesehen. Daher kann ich die Ängste der Eltern nachvollziehen.“

In Absprache mit dem zweiten Ilmenauer Kinderarzt Tim Krüger können sich auch dessen junge Patienten in der Praxis von Heike Reichelt um einen Termin bewerben. Gleiches gilt für Kinder und Jugendliche aus anderen Praxen, da die Kinderarztstelle im Medizinischen Versorgungszentrum in Ilmenau unbesetzt ist.

Bisher wurden in der Praxis von Heike Reichelt etwa 20 Kinder und Jugendliche geimpft. „Durch die Kooperation mit der Praxis von Dr. Krüger können wir nächste Woche 50 bis 60 Kinder impfen. Auch in dieser Woche sind es schon fast 50“, so die Kinderärztin.

Besonder schwierig ist für sie aber die Planung der Impfungen. „Zu Wochenbeginn bestellen wir den Impfstoff und am Freitag bekommen wir dann die Information, wie viel wir tatsächlich bekommen“, erklärt Heike Reichelt. „Das heißt, ab Freitagmittag muss sich dann mein Schwesternteam vors Telefon setzen und alle auf der langen Liste anrufen, die in der nächsten Woche drankommen können.“

Größere Unterschiede zur Impfung von Erwachsenen gibt es im Ablauf nicht. Wie üblich gibt es vor jeder Impfung ein Aufklärungsgespräch. „Hier ist die Bevölkerung aus der Presse und dem Internet aber bereits sehr gut informiert“, weiß Heike Reichelt aus Erfahrung. „Bei den Gesprächen gibt es mal die ein oder andere Frage zu einer Allergie, aber ansonsten wissen alle sehr gut Bescheid.“

Auch bei den Impfreaktionen gibt es offenbar keine größeren Unterschiede im Vergleich zu den Erwachsenen. „Der Muskelkater kann etwas stärker sein, ansonsten erleben wir die Reaktionen, die wir bei Erwachsenen auch haben“, so Heike Reichelt. „Von ‚Ich merke gar nichts’, über Kopf- und Gliederschmerzen bis zu einer Art grippalem Infekt ist alles dabei.“

Froh ist die Kinderärztin darüber, dass es bisher noch keine Proteste oder Anfeindungen durch Eltern in Ilmenau gegeben hat. „Ich habe noch Kontakt zu Kollegen in Erfurt. Denen wurde schon vorgeworfen, die Kinder würden als Versuchskaninchen missbraucht und die Impfkampagne wurde als Massenversuch bezeichnet“, sagt sie.

Wer sein Kind für einen Impftermin anmelden möchte, kann dies telefonisch unter (0 36 77) 6  34 34 machen. „Aber bitte immer erst ab 13.30 Uhr. Vormittags rufen die Eltern an, deren Kinder krank sind“, erklärt Heike Reichelt. Alternativ können sich die Impflinge auch unter Angabe von Name, Geburtsdatum und Telefonnummer per E-Mail an info@kinderarzt-ilmenau.de melden.

Covid-Impfung von Kindern
Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren können sich seit Kurzem gegen das Coronavirus impfen lassen. Ende Mai hatte die EU-Kommission das Vakzin von Biontech/Pfizer für die Personengruppe zugelassen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland lehnt eine generelle Corona-Impf-Empfehlung für Kinder ab zwölf Jahren derzeit jedoch ab. Als Grund wird die unzureichende Datenlage genannt. Allerdings ist eine Impfung von Kindern auf individuellen Wunsch und nach ärztlicher Aufklärung sowie eigener Risikoakzeptanz möglich. Das bekräftigen kürzlich auch Thüringens Bildungminister Helmut Holter und Gesundheitsministerin Heike Werner (beide Linke).

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