Corona-Impfung Neuer Booster nur für sehr alte Thüringer?

Steigende Cornona-Zahlen sorgen für mehr Nachfrage nach einer fünften Impfung. In den offiziellen Impfstellen in Thüringen ist das aber nicht so einfach. Den neuen Booster sollen nur Menschen über 80 Jahren bekommen. Warum eigentlich?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die fünfte Impfung: Nur für über 80-Jährige? Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Während die von den Behörden registrierten Coronazahlen wieder deutlich steigen, gibt es nicht nur aus der Landespolitik Kritik daran, wie derzeit in den Impfstellen mit einer bestimmten Gruppe von Impfwilligen umgegangen wird – mit jenen, die bereits vier Corona-Impfungen erhalten haben und nun gerne eine fünfte Spritze bekommen würden, weil inzwischen der an die Omikron-Varianten BA4 und BA5 angepasste Impfstoff verfügbar ist. Diese Menschen, die also gerne einen dritten Booster bekommen würden, können derzeit keine Impftermine buchen, weil die dritte Spritze nur Menschen ab 80 verabreicht wird.

Nach der Werbung weiterlesen

„Diese Regelung kann so nicht bleiben“, sagt die Grüne-Landtagsfraktionsvorsitzende, Astrid Rothe-Beinlich. Das Gesundheitsministerium müsse schnell aktiv werden und dafür sorgen, dass jeder Impfwillige – wie schon in der Vergangenheit – über die Thüringer Impfstellen Zugang zu den aktuellen Corona-Impfstoffen habe.

Der BA4/BA5-Impfstoff ist seit einigen Tagen in Thüringen verfügbar. Seit er eingetroffen ist, hat die Ü80-Regelung für eine fünfte Impfung bereits in den sozialen Netzwerken für deutliche Kritik gesorgt. Viele Unter-80-Jährige, die bereits vor Monaten zum vierten Mal geimpft worden seien, „möchten gerne auffrischen“, hatte zum Beispiel die Gruppe „Bildung, aber sicher – Thüringen“ bei Twitter geschrieben, unmittelbar nachdem der neue Stoff eingetroffen war. Es häuften sich die Berichte von Menschen, die an Impfstellen abgewiesen würden. Die Gruppe setzt sich seit Langem für einen effektiven Corona-Infektionsschutz ein.

Zwar haben sich in Thüringen bislang nur wenige vier Mal gegen Covid-19 impfen lassen. Nach aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts haben nur etwa 100 000 Menschen in Deutschland bislang einen zweiten Booster bekommen. Eine erste Booster-Impfung – in der Regel also insgesamt drei Spritzen – haben dagegen etwa 1,14 Millionen Menschen erhalten. Thüringen liegt bei beiden Impfzuständen ganz hinten. Nur in Sachsen sind prozentual noch weniger Menschen drei- oder vierfach geimpft.

Jene, die bereits vier Mal geimpft sind, haben allerdings oft Kontakt zu Hochrisikogruppen oder gehören selbst zu diesen, sodass ein möglichst umfassender Schutz vor einer Corona-Infektion für sie besonders wichtig ist. Zu ihnen gehören zum Beispiel Menschen, die an Krebs erkrankt sind oder die eine Immunschwäche haben sowie medizinisches Personal, das regelmäßig Umgang mit Corona-Kranken hat. Auch aus dem Kreis von Pflegern gibt es deshalb Kritik an der Ü80-Regelung für die Impfzentren.

Wie Rothe-Beinlich sieht deshalb unter anderem auch die Landesärztekammer Überarbeitungsbedarf an der aktuellen Regelung zu fünften Impfungen. Die werde so sicher nicht bleiben können, sagte die Präsidentin der Kammer, Ellen Lundershausen.

Die registrierten Corona-Zahlen in Thüringen steigen seit Tagen wieder deutlich an. Die Inzidenz liegt inzwischen wieder bei etwa 375 Fällen pro 100 000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen. Am 21. September hatte der Vergleichswert noch bei etwa 150 gelegen. Und wie in den vergangenen Corona-Wellen, gibt es auch regional wieder große Unterschiede: Die landesweit meisten Corona-Fälle werden aktuell aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen gemeldet. Dort hat die Sieben-Tage-Inzidenz inzwischen wieder einen Wert von fast 514 erreicht. Auch bundesweit sind die Zahlen zuletzt wieder deutlich gestiegen.

Diese offiziellen Corona-Zahlen bilden die tatsächliche Infektionslage allerdings unzuverlässiger ab als in der Vergangenheit. Denn in diese Zahlen fließen nur PCR-bestätigte Infektionen ein. Längst nicht mehr jede Infektion wird aber durch einen solchen Test bestätigt. Die registrierten Zahlen lassen also eigentlich nur noch einen Rückschluss darauf zu, ob sich die allgemeine Infektionslage entspannt oder zuspitzt.