Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): "Natürlich werden sich einige Menschen fragen, weswegen sie sich impfen lassen sollten, wenn die Impfung nach drei Monaten schon an Wert verliert." Allerdings besteht der Hauptwert der Impfung - der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen - in der Regel auch darüber hinaus. Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, kritisierte beim RND, dass die Ausnahmeregelungen bei der Maskenpflicht "im Alltag kaum wirksam zu kontrollieren und nur sehr schwer umzusetzen" seien. Der Deutsche Kulturrat rechnet laut RND mit deutlichem Mehraufwand für Kulturbetriebe wegen der Ausnahmeregelung.
Rückkehr zur Kostenfreiheit von Tests gefordert
Da auch ein aktueller negativer Schnelltest von der Maskenpflicht befreien soll, wird die Forderung nach einer Rückkehr zu kostenlosen Bürgertests laut. So äußerte sich zum Beispiel der Chef der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Guido Zeitler, in der "Rheinischen Post".
Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz verlangte dies. Derzeit stocke es bei der Erstattung für die Testanbieter, sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Lauterbach habe die Anfang Juli getroffene Vereinbarung mit der Kassenärztlichen Vereinigung zur Abrechnung der Bürgertests noch immer nicht rechtlich abgesichert. "Karl Lauterbach ist aufgefordert, das bis zum 8. August verbindlich zu regeln", erklärte Brysch. Bürgertests sind seit Ende Juni nur noch für bestimmte Risikogruppen und Anlässe gratis. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die für die Abrechnung mit den Testzentren zuständig ist, hatte die Regelung als zu bürokratisch kritisiert und angekündigt, die Tests nicht mehr abrechnen zu können.
RKI sieht weiter hohen Infektionsdruck
Trotz zuletzt teils deutlich gesunkener Inzidenzen und anderer Pandemie-Kennzahlen gibt das Robert Koch-Institut keine Entwarnung für die Corona-Sommerwelle. Der allgemeine Infektionsdruck und die damit verbundene Belastung des Gesundheitssystems bleibe hoch, heißt es im Wochenbericht des Instituts zu Covid-19 vom Donnerstagabend. Zugleich sieht das RKI bei Millionen Menschen weiteren Impfbedarf.
Das RKI verzeichnete bei der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz in der vergangenen Woche im Vergleich zur Vorwoche einen deutlichen Rückgang um 21 Prozent. Die Werte zu akuten Atemwegserkrankungen in der Gesamtbevölkerung wie die Zahl der Arztbesuche seien zwar im Vergleich zu denen in der Vorwoche gesunken – dennoch aber weiterhin höher als in den Vorjahren um diese Zeit. Zudem hätten Ausbrüche in Pflegeheimen weiter zugenommen. Die Todesfälle in Verbindung mit dem Virus haben laut RKI zuletzt ein recht stabiles Niveau erreicht - vergangene Woche wurden demnach 444 übermittelt.