Und: So einzigartig, wie Ringelnatz‘ Leben war, so originell skizzierten es die Schauspieler nach. In hohem Tempo schlüpften sie in gar unterschiedliche Rollen, waren erst der junge Hans, dann der gefeierte Dichter, erst Mutter und Vater, dann Kellnerin, Ehefrau und vieles mehr. Um die Charaktere darzustellen, griffen Heike Feist und Andreas Nickl zu Kostümen und Requisiten aus Papier, die an einer Magnetwand auf ihren Einsatz warteten. Dieser Einfall ist so simpel wie genial – und unglaublich wohltuend in einer Zeit, in der Filme und oft auch die Theaterbühne überfrachtet sind mit Reizen für die Augen.
Auch beim – bedauerlicherweise sehr überschaubaren – Publikum im Comödienhaus kam die Aufführung gut an. „Es war ganz toll. Wir sind Ringelnatz-Fans und haben schon einmal eine Lesung über sein Leben besucht. Es freut uns, dass wir es jetzt noch einmal so geschauspielert sehen. Die Schauspieler haben einen unglaublichen Charme, machen witzige Gags und beziehen das Publikum mit ein“, sagten Antje und Bernd Wolter. Das Ehepaar aus Hannover hatte eine Urlaubswoche in Bad Liebenstein verbracht und sich für den letzten Abend in der Kurstadt Theatertickets besorgt.
Kurgast Petra Stoll gefiel vor allem die Verknüpfung der Lebensgeschichte mit den Werken von Ringelnatz. „Es ist ein kurzweiliger Abend. Die Schauspieler beziehen das Publikum toll mit ein, haben viele situative Ansätze. Wir haben unseren Spaß und sind die, die immer lachen. Ich bin begeistert“, sagte die Frau aus Hockenheim schon in der Pause. Nach dem Ende des Stückes zeigte sich auch Manfred Lindner begeistert. „Es war ein gelungener Abend. Es ist ein sehr interessanter Kreis vom Anfang bis zum Ende gezogen worden. Man möchte sich das Stück jetzt eigentlich noch ein zweites Mal anschauen“, sagte er.
Mit Ringelnatz selbst würde der Bad Liebensteiner aber nicht tauschen wollen. „Die Zeiten waren schon schwierig. Ich bin froh, in der heutigen Zeit zu leben“, sagte er. Ob Ringelnatz gerne im 21. Jahrhundert gelebt hätte? Sein Wirken hat noch heute Einfluss auf das Kabarett, wahrscheinlich wäre er heute ein gefeierter Star. Alternativ könnte er als, wie es heute doch so schön heißt, Life-Coach, Motivator oder Speaker verpflichtet werden und Key-Notes zum Scheitern geben. Denn „hinfallen, aufstehen, Krone richten“, dieser oft gesehene Postkarten-Spruch, passt auf kaum jemanden so gut wie ihn.