Coburg/Lichtenfels Nicht jeder Piepmatz braucht Hilfe

Wenn ein Vögelchen aus dem Nest fällt, muss das keine Katastrophe sein. Allerdings: Genau hinschauen sollte man.

 
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So sehen Nestflüchter aus: Das sind Vögel, die früh das Nest verlassen. Bis sie fliegen können, werden sie oft noch von den Eltern versorgt. Das Foto zeigt einen kleinen Gartenrotschwanz mit seinem Vater. Foto: Peter Wunder

Coburg/Lichtenfels - Es ist Sommer und bei vielen Vögeln steht bereits die zweite Brut an. Die Jungen mancher Arten verlassen das Nest zeitig - noch bevor sie richtig fliegen können. Viele Menschen wollen die vermeintlich hilflosen kleinen Jungvögel dann "retten". "Wir bekommen zahlreiche Anfragen, diese Tiere mitnehmen zu wollen", bestätigt Gerhard Hübner vom Landesbund für Vogelschutz Coburg. Dadurch würden Vogeleltern allerdings unnötig von ihrem Nachwuchs getrennt.

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Hübner rät deswegen, die Umgebung des Jungvogels aus der Ferne zu beobachten. Die meisten Piepmätze würden auch am Boden immer noch von den Eltern mit Futter versorgt, betont der Diplom-Biologe. Wenn sie völlig exponiert im Rasen säßen, könne man sie in die Hecke verstecken, um sie vor Fressfeinden wie Katzen und Sperbern zu schützen. "Die Vogeleltern finden ihren Nachwuchs wieder, weil dieser lautstarke Bettelrufe absetzt", weiß Hübner. Kämen die Eltern allerdings über Stunden nicht, sollten die Beobachter handeln. Sei ein Jungvogel praktisch ohne Federn aus dem Nest gefallen, könne man ihn ins Nest zurücksetzen. Und bei verlassenen Jungvögeln? "Bitte nicht in einen Schuhkarton ins Wohnzimmer mitnehmen", rät Hübner. Besser sei es, das Tierheim zu verständigen.

Sandra Schunk von Tierheim Lichtenfels klärt mit Anrufern zunächst ab, ob der Vogel auf dem Weg ist, flügge zu werden oder tatsächlich versorgt werden muss. Wie lange sie sich um Vögel kümmert, die von ihren Eltern nicht mehr versorgt werden, hängt vom Zustand und Alter des Vogels ab. "Die Verweildauer schwankt zwischen ein oder zwei Tagen und vier bis sechs Wochen", berichtet sie. Viele Singvögel würden erst von Hand gefüttert. Dann kämen sie in die Auswilderungsvoilere, bis sie tatsächlich in die Freiheit entlassen werden. "Wie die Vogeleltern auch bieten wir ihnen dann noch Futter an, denn die Jungvögel bleiben eine Zeitlang in der Nähe", berichtet Schunk, die bis vor Kurzem vier Spatzen in Obhut hatte. Auch das Tierheim in Coburg nimmt verlassene Jungvögel auf.

Das Tierheim Coburg ist unter der Telefonnummer 09561/30330 zu erreichen, das Tierheim in Lichtenfels unter 0160/8469732. gp