CO2 einsparen im Alltag Hilft Treppenlaufen dem Klima?

Katharina Hirrlinger

Ob in Warenhäusern, Bahnstationen oder Bürogebäuden: Rolltreppen und Aufzüge sind beliebt. Doch sie verursachen klimaschädliches CO2. Kann also Treppenlaufen zum Klimaschutz beitragen? Und wenn ja: wie viel?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Rolltreppen machen den Einkauf oder Gänge im Büro bequemer – aber nicht nachhaltiger. Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

„Treppensteigen statt Fahrstuhl“ – mit diesen Hinweisschildern möchte das Einkaufszentrum Kö-Bogen in Düsseldorf seit anderthalb Jahren seine Kundinnen und Kunden zum Einsparen von klimaschädlichem CO2 anregen. Denn eine einzige Aufzugfahrt zwischen drei Stockwerken verursacht nach Angaben des Kö-Bogens 58 Gramm CO2.

Nach der Werbung weiterlesen

„Die Schilder kommen gut an“, sagt die PR-Beauftragte des Einkaufszentrums, Alexandra Iwan. „Wir erleben viele nette Diskussionen von Familien vor den Aufzügen, wer jetzt hochfährt und wer das Treppenhaus nimmt.“ Die Schilder seien Teil einer Nachhaltigkeitsstrategie, die sich im ganzen Haus etwa durch begrünte Fassaden und ein Biotop auf dem Dach zeige. Durch die Hinweisschilder solle jeder selbst erkennen, wo er seinen eigenen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.

Aufzugfahrten verbrauchen am meisten Energie

Doch Aufzüge und auch Rolltreppen sind bequem. Durchschnittlich neun Mal pro Woche nutzen Menschen in Deutschland daher eine Rolltreppe – das sind 468 Fahrten im Jahr. Wer stattdessen Treppen steigt, kann nach Angaben des Nachhaltigkeits-Start-ups Lena (Lieber eine nachhaltige Alternative) pro Jahr etwa 500 Gramm CO2 einsparen. Das entspricht drei mit dem Auto gefahrenen Kilometern. Außerdem können elf Liter Wasser eingespart werden. An diesen Werten könne man sich jedoch nur grob orientieren, denn die Datenerhebung sei aufgrund ihrer Kürze nicht repräsentativ, sagt die Nachhaltigkeitsexpertin Lisa Hartinger von Lena.

Mit dem Aufzug zu fahren verursacht noch mehr Energie als eine Rolltreppe. Wer vier Mal täglich die Treppe statt des Aufzugs benutzt, spart 4,6 Kilogramm CO2 in vier Wochen – in einem Jahr werden also 55,2 Kilogramm CO2 eingespart. Diese Daten wurden bei Untersuchungen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Hessens erhoben. Klar ist aber: Treppensteigen ist nicht allen Menschen möglich und auch nicht über jede Distanz. Wer sein Büro im zehnten Stock hat, muss nicht laufen. Wichtig zu wissen ist, dass Fahrstuhl-Fahrten am effizientesten sind, wenn die Kabinen voll ausgelastet sind.

Andere Maßnahmen sind effektiver

Auch Rolltreppe ist nicht gleich Rolltreppe. Nach Angaben der Fachzeitschrift Facility Management verursacht eine typische Rolltreppe bei der Aufwärtsfahrt etwa 13 Kilowatt Strom pro Stunde, bei der Abwärtsfahrt nur 11 Kilowatt. Außerdem ist zu unterscheiden zwischen Dauer- und Stop and Go-Betrieb. Für vielfrequentierte Rolltreppen lohnt sich der Dauerbetrieb, denn es sollen möglichst viele Menschen schnell transportiert werden. Stop and Go ist eine nachhaltige Lösung, wenn Rolltreppen nur selten genutzt werden.

Der Umstieg auf das Treppensteigen rettet nicht das Klima. Andere Maßnahmen sind im Vergleich viel effektiver. Wer beispielsweise seine Wäsche bei 30 statt 40 Grad wäscht, kann im Jahr knapp acht Kilogramm CO2 sparen. Die Verwendung von Hafermilch statt Kuhmilch spart jährlich 54,5 Kilogramm CO2 und auch unter der Dusche lässt sich Klimaschutz einfach gestalten – statt zehn Minuten bei 38 Grad nur fünf Minuten zu duschen, spart 279 Kilogramm CO2 pro Jahr. Wer seine Raumtemperatur im Wohnraum um nur ein Grad senkt, kann 350 Kilogramm CO2 einsparen. Das zeigt: „Andere Verhaltensweisen als Treppensteigen haben zwar eine größere Wirkung, jedoch hat auch die Summe aus vielen kleinen Handlungen im Alltag einen positiven Beitrag auf die Nachhaltigkeit“, sagt Lisa Hartinger von Lena.

Fit halten durch Treppen

Wer öfters Treppen steigt, tut auch der eigenen Gesundheit etwas Gutes. Denn Treppensteigen trainiert die Beinmuskulatur und hält das Herz-Kreislaufsystem fit. „Der Kö-Bogen ist sozusagen ein urbaner Trimm-Dich-Pfad“, findet die PR-Beauftragte Alexandra Iwan.