Chemische Rückstände in der Nahrung Warum findet sich Reifenabrieb im Blattgemüse?

Markus Brauer/

Autos stoßen nicht nur giftige Gase und Feinstaub aus. Auch der Abrieb ihrer Reifen hat Folgen für die Umwelt. Forscher haben Rückstände von Reifen in Gemüse entdeckt.

 
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Reifenabrieb eines Auto auf einer Straße: Die Reifen enthalten chemische Zusatzstoffe, die Hunderte von Substanzen umfassen. Foto: Imago/McPhoto

Chemische Stoffe aus dem Abrieb von Autoreifen können sich laut einer Feldstudie in Blattgemüse anreichern. Die Konzentration der Substanzen sei zwar gering, der Nachweis sei dennoch eindeutig gewesen, haben Umwelt-Wissenschaftler der Universität Wien mitgeteilt. Dies sei ein Befund, der in der Größenordnung etwa auch für Medikamentenrückstände in pflanzlichen Nahrungsmitteln bekannt sei.

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Die Studie erschien in der Fachzeitschrift „Frontiers in Environmental Science“ und untermauert Ergebnisse aus einer früheren Laborstudie in den „Environmental Science & Technology Journals“.

Untersucht wurde Gemüse, das in der Schweiz, Italien, Spanien oder Israel gewachsen war. Die Ergebnisse seien aber zum Beispiel auf Deutschland durchaus übertragbar, erklärt Thilo Hofmann vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der Universität Wien (CeMESS). Die Studie ist eine Zusammenarbeit des CeMESS und der Hebrew University of Jerusalem.

Rückstände aus Autoreifen in Nahrung

Autoreifen bestünden aus einer komplexen Mischung von Materialien, die ihre Leistung und Haltbarkeit verbesserten, so die Forscher. Hierzu gehörten auch chemische Zusatzstoffe, die Hunderte von Substanzen umfassten.

Die Partikel der Reifen würden zum Beispiel bei Regen in Kläranlagen geschwemmt, der dort anfallende Klärschlamm werde oft als Dünger auf Felder gebracht. „Dort können sie von Pflanzen aufgenommen werden und so auch den Menschen erreichen“, betont Hofmann.

Chemische Stoffe aus dem Abrieb von Autoreifen können sich in Blattgemüse anreichern. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Proben wurden auf insgesamt sechzehn chemische Verbindungen untersucht, die mit Reifen in Zusammenhang gebracht werden. „Während die Konzentrationen und tägliche Aufnahme zum Glück relativ gering sind, findet man dennoch Stoffe aus Autoreifen in der Nahrung. Da gehören sie nicht hin“, sagt Hofmann. Als nächste Schritte sollten nun die gesundheitlichen Aspekte untersucht werden.

Autoreifen und Feinstaub

Autoreifen tragen zudem erheblich zur Feinstaub bei. Als Feinstaub werden winzige Artikel bezeichnet, die eine gewisse Zeit in der Luft schweben. Man unterscheidet Feinstaub mit Partikelgrößen von 10 Mikrometern (PM10) und 2,5 Mikrometern (PM2,5) sowie ultrafeine Partikel (kleiner als 0,1 Mikrometer).

Experten zufolge verursacht Feinstaub die größten gesundheitlichen Belastungen durch Herzerkrankungen, gefolgt von Schlaganfällen, Diabetes, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), Lungenkrebs sowie Asthma. Foto: Imago/Paul-Philipp Braun

Die feinen Teilchen kommen in den Stickstoffoxiden von Dieselruß, in Abgasen von Industrie-, Kraftwerks- und Heizungsanlagen oder eben in Reifenabrieb vor.

Stickstoffoxide – kurz Stickoxide genannt – sind gesundheitsschädliche Gase. Sie können Atemwege und Augen reizen und auf Dauer zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zur Störung der Lungenfunktion führen. Stickoxide sind Nebenprodukte in Kfz-Motoren – besonders Diesel – oder beim Verbrennen von Kohle, Öl, Gas, Holz und Abfällen. Sie tragen auch zur Bildung von Feinstaub bei.