„Charlottenhall“ Von der Heilanstalt zur modernen Klinik

„Charlottenhall“ – ein geschichtsträchtiges Haus mit herrschaftlichem Glanz widmet sich auch 125 Jahre nach seiner Eröffnung durch Erbprinzessin Charlotte von Sachsen-Meiningen noch immer der Gesundheit der Jüngsten – heute allerdings als moderner Klinikstandort.

 
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Genau genommen liegt das Jubiläum „125 Jahre Charlottenhall“ bereits einige Monate zurück. Doch am 1. Mai, zum Jahrestag der Einweihung der einstigen Kinderheilstätte durch Erbprinzessin Charlotte von Sachsen-Meiningen, empfand Geschäftsführer Peter Schmitz eine große Party wegen des Ukrainekrieges als unangemessen. Im kleinen Mitarbeiterkreis hatte man das Jubiläum damals dennoch gewürdigt. Der eigentliche Festakt mit Grußworten, Vorträgen, Ausstellung und Führungen wurde jetzt nachgeholt.

Aber so richtig zum Feiern ist dem Team der Kinder- und Jugend-Rehaklinik „Charlottenhall“ noch immer nicht zumute. Zu sehr lastet die Corona-Pandemie mit ihren finanziellen Auswirkungen, aber auch die gegenwärtige Energiekrise auf dem Unternehmen. „Kinder- und Jugendrehabilitation ist in diesen Zeiten nicht vergnügungssteuerpflichtig“, sagt Peter Schmitz, der das Haus seit fünf Jahren leitet. Es habe Einbrüche bei der Belegung gegeben und auch der Fachkräftemangel beeinflusse die Arbeit. Dabei sei gerade die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen so wichtig, damit diese nicht später als Arbeitnehmer fehlen. Statt zu fragen, „was Kinder kosten“, sollte man den Ansatz verfolgen, „was uns Kinder bringen“.

„125 Jahre Charlottenhall“ – das sei schon eine Hausnummer. Die Kinderheilanstalt habe immerhin zwei Weltkriege überstanden. Trotz aller Probleme „sagen wir: Jetzt erst recht“, versprüht der Geschäftsführer Optimismus und bittet gleichzeitig um Unterstützung aus der Politik sowie um Toleranz seitens der Kostenträger. Da steht „Charlottenhall“ mit seinen Forderungen zur Finanzierung der Kinder- und Jugendrehabilitation nicht alleine auf dem „Schlachtfeld“. Wie alle deutschen Reha-Kliniken im Kinder- und Jugendbereich gehört auch das Bad Salzunger Haus zum Bündnis für Kinder- und Jugendrehabilitation. So tritt man gegenüber Politik und Kostenträgern gemeinsam auf. Was die Fachgesellschaft schon erreicht hat, stellte Sprecher Alwin Baumann kurz vor. Größte Erfolge sind die Einbeziehung der Rentenversicherung und der Anspruch auf Mitaufnahme einer Begleitperson. „Viele Kinder zwischen 8 und 12 Jahren treten die Reha nicht an, wenn sie nicht begleitet werden“, so Baumann. In Bad Salzungen hat man sich schnell auf die Änderung eingestellt und die Patientenzimmer umgebaut. Und auch in Sachen Multifamilien-Therapie ist „Charlottenhall“ Vorreiter. Noch vor der Entscheidung, dass auch hier die Begleitperson eine Aufwertung erfahre, „war man in Bad Salzungen bereits am Start“, so Baumann.

Die Multifamilien-Therapie hält Chefärztin Antje Schiebel für sehr wichtig. Man habe in der Vergangenheit immer wieder gesehen, dass es in einigen Familien „ruckelt“. Deshalb setze man verstärkt auf eine familienorientierte Reha mit verschiedenen Angeboten und Begegnungen zwischen den Kindern, aber auch zwischen Elternteil und Kind sowie zwischen den Elternteilen. Bereits vor der Corona-Pandemie habe man diesbezüglich Mitarbeiter geschult.

Anja Walther, Stiftungsmitglied Viktoriastift, sieht „Charlottenhall“ auf einem starken Fundament gebaut, „da wird mir beim Blick in die Zukunft nicht bange“. Hier wurden und werden Krisen mit viel Engagement und kreativen Ideen gemeistert. Und gerade nach der Corona-Pandemie – das würden die aktuellen Gesundheitszahlen belegen – sei die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen noch wichtiger. „Das Team ist auf dem richtigen Weg“, befindet sie.

Positiv auf die künftige Belegung könnte sich die Änderung auswirken, dass Eltern jetzt selbst Vorschläge für eine auszuwählende Reha-Klinik machen dürfen. „Denn Bad Salzungen liegt in der Mitte Deutschlands“, macht Alwin Baumann auf die günstige Lage aufmerksam.

Auszug aus der Geschichte

1897:
 Eröffnung der Kinderheilstätte „Charlottenhall“

1914:
 Haus dient im 1. Weltkrieg als Lazarett 

1917:
 Kinderheilstätte nimmt ihren Betrieb wieder auf

1945:
 US-Army bezieht vorübergehend Quartier

1947:
Betrieb wird fortgesetzt

1955:
Übernahme ins Volkseigentum, das Volkssolbad übernimmt die Heilstätte

1979:
 Rekonstruktion des Hauses beginnt

1994:
Übernahme durch KTE AG. Die Klinik vergrößert sich um einen Anbau

2004:
Insolvenz der KTE , drei Jahre später übernimmt das Viktoriastift und investiert in den Folgejahren

2019:
klinikeigene Sporthalle wird eingeweiht

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