CDU-Affäre Hauptmanns Millionenfirma zur Untermiete

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Zossen-Wünsdorf, gegenüber vom Bahnhof: Der Sitz von Mark Hauptmanns Firma Foto: Freies Wort/Kring

Die Firma, an die Mark Hauptmanns Masken-Million geflossen sein soll, teilt sich den Briefkasten mit einer Immobiliengruppe mit großen Projekten. Welches Verhältnis beide Unternehmen zueinander haben, ist offen.

 
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Suhl - Was genau hat Mark Hauptmann bezweckt mit seiner GmbH in Brandenburg, auf deren Konto die Justiz den Millionen-Betrag eingefroren hat, der im Zuge der Vermittlung vietnamesischer Corona-Masken geflossen sein soll? Nachdem nun klar scheint, dass sie mit den Maskengeschäften zu tun hat, fragt sich: War das alles?

Klar ist: Hauptmann gründete die „HGC Hauptmann Global Consult GmbH“ im Spätsommer 2020 mit Sitz in einem bescheidenen Gebäude in Wünsdorf, einem Ortsteil von Zossen, das bundesweit als Stadt mit dem niedrigsten Gewerbesteuersatz bekannt ist. Laut Handelsregister zählen Import, Export und Immobilienhandel zu den Geschäftsfeldern. Wähler und Journalisten, denen die Adresse weitab vom Wahlkreis schon vor der Affäre merkwürdig vorkam, verriet Hauptmann keinerlei Details. Das Portal „T-Online“ zitiert eine Auskunft des Politikers, wonach HGC „mittelständische Unternehmen vor allem bei Internationalisierungsprozessen“ berate. Dass er auch über seine Firma nichts mit Maskengeschäften verdient hat, hatte Hauptmann bis zuletzt ausdrücklich betont – wie es nun scheint, wahrheitswidrig.

Von einem echten Bürobetrieb in Zossen war nichts zu bemerken. Das Drumherum in einem alles andere als repräsentativen Haus in der Provinz, ohne Telefonbucheintrag, ohne Klingelschild und mit nachlässig aufgeklebtem Firmennamen: Es entspricht ziemlich genau dem, was man gemeinhin von einer Briefkastenfirma erwartet – also jenen Unternehmen mit oft zweifelhaftem Ruf, denen es vor allem um eine diskrete, steuerlich und behördlich günstige Adresse geht. In diesem Fall gehört der zwei Mal stündlich verkehrende Regionalexpress ins nahe Berlin zu den Vorzügen des Standorts gleich am Bahnhof, die ein Bundestagsmitglied sicher zu schätzen weiß.

Den Wünsdorfer Postbriefkasten teilt sich Hauptmanns HGC mit einer Immobiliengruppe, die sich Caprate nennt und zu der eine Vielzahl von Tochter- und Nebenfirmen gehören, deren Zettelchen teils neben denen der HGC kleben.

Die Firma ist kein kleiner Fisch: Nach Angaben auf der Caprate -Webseite hat die Gruppe zum Beispiel zwei Hochhäuser an der Hafenspitze in Düsseldorf für 180 Millionen Euro zu einem Hyatt-Hotel und einem Bürogebäude umgebaut. Aktuell arbeite man an einem Wohn- und Gewerbequartier nahe dem Flughafen BER das laut Zeitungsberichten vor Ort auf einige Widerstände gestoßen ist. Auch in Schweden ist die Gruppe nach eigenen Angaben aktiv.

Ist Hauptmann also tatsächlich nicht nur im Masken- und Anzeigen-, sondern auch im Immobiliengeschäft tätig? Bemerkenswert ist immerhin, dass er den Caprate-Leuten so weit zu vertrauen scheint, dass er ein und denselben Briefkasten unterhält. Was heißt, dass jeder, der die Post für Caprate leert, auch Zugang zur dorthin adressierten Geschäftspost von Hauptmanns Consulting-Firma hat. Und die kann, wie wir nun wissen, durchaus von brisantem Inhalt sein.

Einer der Geschäftsführer der Caprate-Gruppe, Martin Freitag, teilt auf die Anfrage unserer Zeitung hin nur mit, Hauptmanns Firma sei „seit August vergangenen Jahres unsere Untermieterin“. Weitere Vertragsbeziehungen bestünden nicht.

Und dann noch das: „Bitte seien Sie so freundlich und sehen von weiteren Rückfragen ab.“ 

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