CDU Spende kam von Maskenlieferanten, den Hauptmann vermittelte

, aktualisiert am 14.03.2021 - 11:59 Uhr
Die Spende an die CDU Suhl, die derzeit die Thüringer Union intensiv beschäftigt, stammt möglicherweise von einem Unternehmen, dessen Produkte der zurückgetretene Bundestagsabgeordnete Mark Hauptmann vermittelt hat. Foto: dpa

Mark Hauptmann hat immer wieder beteuert, er selbst habe keine finanziellen Vorteile daraus gezogen, dass er als CDU-Bundestagsabgeordneter für einen Lieferanten vietnamesischer Corona-Masken Aufträge anbahnte. Nun gibt es allerdings Hinweise, dass der CDU-Kreisverband Suhl von diesen Geschäften profitiert hat.

 
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Suhl - Für die Thüringer CDU ist der Fall ihres inzwischen zurückgetretenen Bundestagsabgeordneten Mark Hauptmann noch nicht ausgestanden. Nun steht eine Spende im Fokus, die jüngst an den CDU-Kreisverband gegangen war, dessen Vorsitzender Hauptmann bis zum Rückzug am Donnerstag war: der Kreisverband Suhl. Der Thüringer Landesverband der CDU hat inzwischen selbst Zweifel daran, dass diese Spende rechtmäßig war. Sie stammt nach Angaben der Suhler CDU von jendem Unternehmen, für das Hauptmann im Frühjahr 2020 Masken-Aufträge im Wert von mehr als 100.000 Euro an die Landkreise Sonneberg und Hildburghausen vermittelt hat.

In einem Schreiben der CDU, das am Freitag - über die Bundespartei - an den Bundestag abgeschickt wurde, heißt es, im Januar 2021 habe ein Unternehmen an den Kreisverband Suhl gespendet, bei dem es sich „um einen von Herrn Mark Lars Hauptmann vermittelten Maskenlieferanten“ handele. Die Finanzverantwortlichen des Kreisverbandes hatten den Namen des Unternehmens offenbar in der Berichterstattung von Freies Wort wiederentdeckt und dann die Brisanz der Spende erkannt. Zwar habe der Kreisverband über die weiteren Hintergründe der Spende „keine Kenntnis“, heißt es weiter. Doch es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um eine „unzulässige Spende“ handelt. Das Schreiben der Union an den Bundestag liegt unserer Zeitung vor. Nach Angaben aus Kreisen der Union soll es sich um eine vierstellige Spendensumme gehandelt haben, die unter der Grenze von 10.000 Euro liegt, ab der eine Partei aktiv den Bundestag informieren muss.

Unsere Zeitung hatte vorige Woche berichtet, dass Hauptmann in der Coronakrise an die Landkreise Sonneberg und Hildburghausen Masken vermittelt und dabei auf das Angebot eines Unternehmens aus Frankfurt am Main hingewiesen hatte. Die selbe Firma hatte Hauptmann auch in einem weiteren Vermittlungsversuch dem Land gegenüber empfohlen. Dabei hatte er in einer E-Mail unter anderem geschrieben, das Unternehmen habe „jenseits von China“, dafür aber „erfolgreich neue funktionierende Lieferketten aus Vietnam nach Deutschland aufgebaut“. Es biete neben vier-lagigen OP-Masken, die eine „höhere Qualität als die drei-lagigen chinesischen Masken“ hätten, auch FFP2-Masken, OP-Handschuhe und Schutzkittel sowie weitere Produkte. „Gegebenenfalls lohnt es sich bei künftigen Bestellungen des Freistaates auch auf Produkte aus Vietnam zurückzugreifen.“ 

Hauptmann hatte in der vergangenen Woche seinen Rückzug von all seinen politischen Ämtern erklärt. Der 36-Jährige war zuvor massiv unter Druck geraten – vor allem wegen seiner teils undurchsichtigen Verbindungen nach Aserbaidschan und weil er bei der Vermittlung von Maskengeschäften und anderen Produkten in der Corona-Pandemie sehr aktiv war. Er hat stets bestritten, er selbst habe finanziellen Vorteile daraus gezogen, dass er Aufträge für Corona-Masken Aufträge anbahnte.

Dass die Spende des Unternehmens an den Kreisverband fragwürdig ist, war bei der CDU am Donnerstag aufgefallen – nachdem unsere Zeitung über die Maskendeals berichtet hatte. Nachdem der Kreisverband eine entsprechende Meldung an den Landesverband abgegeben habe, sei unmittelbar der Bundestag über eine „Unklarheit über mindestens eine Spende“ informiert worden, heißt es in einer Mitteilung der Thüringer CDU vom späten Samstagabend.
 
Nach Angaben der Landes-CDU war am Samstag der Generalsekretär der Thüringer CDU, Christian Herrgott, bei einer Kreisvorstandsitzung der CDU Suhl zugegen gewesen – auch, um über die offenen Fragen zu der Spende zu sprechen. In Auftrag des CDU-Landesvorsitzenden Christian Hirte sei Herrgott zunächst am Freitagmorgen nach Suhl in die dortige CDU-Kreisgeschäftsstelle gefahren, um mit dem zuständigen Kreisgeschäftsführer Lars Jähne die aufgeworfenen Fragen zu klären. „Dieser war bedauerlicherweise nicht vor Ort“, heißt es in der Mitteilung der CDU.

Der Parteispender, eine Firma mit Briefkastenadresse in Frankfurt-Rödelheim,  ist inzwischen in eine GmbH umgewandelt worden. Diese hat heute einen Geschäftsführer mit vietnamesischen Namen. Zwischenzeitlich war der Chef ein CDU-Mitglied aus Rheinland-Pfalz. Ob Mark Hauptmann oder sein derzeitiges Unternehmen (eine im Land Brandenburg angemeldete GmbH) über die damals unentgeltliche Maskenvermittlung hinaus Geschäftsbeziehungen zur dem Maskenlieferanten unterhält, ist unbekannt. Hauptmann macht dazu keine Angaben. sh/vat/er

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