Campus Noir in Ilmenau Schwarze Musik auf vier Bühnen

Mit knüppelhartem Industrial-Hardcore wollen Ambassador21 (Nataliya A Twentyone und Alexey Protasov) den BH-Club zum Beben bringen. Foto: Pavel Oskin

Gothic im Ilmenauer Herbst auf vier Bühnen: Nach zwei Jahren Abstinenz ist das Musikfestival „Campus Noir“ zurück und feiert Ende September seinen zehnten Geburtstag mit einem schwarzen Szene-Treff auf dem Campus der TU Ilmenau.

 
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Das Campus Noir Festival kehrt in wenigen Wochen zurück an den Ilmenauer Ehrenberg: Nach zwei Jahren Pause wegen der Corona-Pandemie strahlt Ilmenau im September wieder im leuchtenden Schwarz der Gothic-Kultur, heißt es in der Ankündigung. Dann feiert der Campus Noir sein zehnjähriges Jubiläum. Am 23. und 24. September werden Künstler mit internationalem Renommee in drei Ilmenauer Studentenclubs und auf einer neuen Außenbühne erwartet.

Das Motto heißt demnach „Zehn Jahre, zwei Tage, drei Clubs – Ein schwarzer Campus“. Die Veranstalter haben ein breitgefächertes schwarz-musikalisches Programm auf die Beine gestellt und erwarten auch dieses Jahr Gäste aus ganz Deutschland. Die spezielle Atmosphäre des kleinen, aber feinen Festivals ist etwas für Genießer der Szene. Neben intensiver Live-Musik wird auch eine außergewöhnliche Dekoration im Innen- und Außenbereich geboten, kündigt Heiko Tzschach im Namen des gesamten Organisationsteams an: „Ein Uni-Campus, gehüllt in Licht und Nebel, gesäumt von Kerzen, bevölkert von Schwarzgekleideten – das kann man so nirgends sonst erleben.“

Dabei soll wieder die ganze Bandbreite der düsteren Musik ausgelotet werden. Seit gut vierzig Jahren gibt es die „schwarze“ Szene, und musikalisch erstreckt sie sich von gitarrenlastig über rein elektronisch bis zu klassisch-virtuos. Genauso breit aufgestellt ist auch das diesjährige Programm des Campus Noir. Newcomer, Szenegrößen, Urgesteine – sie alle geben sich ein Stelldichein in und um die Ilmenauer Studentenclubs, wo sie eine familiäre Atmosphäre und ein mit viel Herzblut vorbereitetes Event erwartet.

Mit Diary of Dreams als Special-Guest hat sich nach den Worten der Veranstalter ein echtes Szene-Schwergewicht zum Festivalgeburtstag angekündigt und weiht am Festival-Samstag auch die neue Außenbühne zum Campus Noir ein, die erst vor Kurzem vom Studentenclubverein ILSC für solche Anlässe angeschafft wurde, sagt Heiko Tzschach. Seit über 30 Jahren gehört die Band um Mastermind Adrian Hates zur Speerspitze im Darkwave-Umfeld.

Aber auch in den Studentenclubs gibt es ein interessantes Programm. Eröffnen werden den Campus Noir X am Freitag die deutschbritischen Gothrocker von Sweet Ermengarde, bevor mit Red Zebra aus Belgien bereits ein weiteres Highlight folgt. Mit ihrem New-Wave-Hit „I Can’t Live In A Living Room“ schufen sie 1980 einen Klassiker, der heute, nach über zwei Jahren Pandemie, wohl aktueller ist denn je. Am Samstag geht es im BC-Club ebenfalls mit Postpunk und Gothrock weiter. Von Ersterem haben die französischen Katzkab ihre eigene Interpretation. Sie sprengen konventionelle Genregrenzen und mischen neben Deathrock auch Kabarett-Anleihen, klassische Musik und elektronische Elemente ein.

Funhouse haben kurzfristig abgesagt

„Abgesagt hat vor wenigen Tagen allerdings die schwedische Band Funhouse“, bedauert Heiko Tzschach. Funhouse war als Hauptact im BC-Club gedacht. Offenbar gibt es aber bandinterne Besetzungsprobleme, und die Kurzfristigkeit der Absage stellt die Veranstalter nun vor die Herausforderung, einen geeigneten Ersatz zu finden. „Wir hoffen, dass wir in wenigen Tagen eine andere vergleichbare Band präsentieren können“, sagte Tzschach im Gespräch mit unserer Redaktion.

Im BH-Club wird es abwechslungsreich und elektronisch: Parade Ground aus Belgien feierten kürzlich ihr 40. Bandjubiläum. Die Brüder Jean-Marc und Pierre Pauly leisteten vier Jahrzehnte Pionier-Arbeit für den EBM und auch für Cold Wave und Synthiepop. Später wird es mit Ambassador21 knüppelhart: Industrial-Hardcore nennen Nataliya A Twentyone und Alexey Protasov ihren Still und wollen den BH-Club mit einem explosiven Auftritt zum Beben bringen.

Im BI-Club geht es dagegen ganz anders zu. Hier eröffnet das Darkfolk-Duo Ian Leding mit ruhigeren Klängen den Abend. Anschließend kehrt der Leipziger Musiker Torsten Schneyer, der mit seiner Band Adversus bereits vor zehn Jahren zu Gast war, mit seinem neuen Projekt Dtorn zurück. Zusammen mit klassisch ausgebildeten Musikern an Piano, Kontrabass und Harfe entführen Schneyers düster-philosophische Texte in dunkle Abgründe und Sehnsüchte der menschlichen Seele. Abgerundet wird das musikalische Samstagsprogramm durch drei unterschiedliche Aftershows in den jeweiligen Clubs, natürlich auch wieder mit Gast-DJs aus ganz Deutschland.

Auch abseits der Musik hat der Campus Noir wieder Einiges zu bieten. Die Künstler Danjela Diamond und Andy Fischer werden mit Ausstellungen zu Gast sein. Ihre Bilder und Metall-Skulpturen, von wunderschön bis total „creepy“, haben ihr eigentliches Zuhause in der Künstlerkatakombe des Werk II in Leipzig. Außerdem wird in der Grill’n’Chill-Ecke wieder fürs leibliche Wohl aller Besucher gesorgt gleichermaßem für Vegetarier, Veganer oder Carnivore.

Was der Campus Noir am 23. und 24. September noch zu bieten hatt, darüber gibt es Informationen auf Facebook und der Festival-Website (auch zu Programm, Anfahrt sowie einem Link zum Karten-Vorverkauf) unter www.campus-noir.de.

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