Busse als Ersatz Warnstreik trifft Freistaat weniger hart

Fabian Nitschmann
Am Hauptbahnhof in Erfurt Foto: dpa/Martin Schutt

Kaum ein Zug rollte: Auch in Thüringen hatten Pendler und Reisende beim Warnstreik am Montag zu kämpfen, um von A nach B zu kommen. In anderen Bundesländern war es aber deutlich schlimmer.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der bundesweite Warnstreik hat auch große Teile des Thüringer Regionalverkehrs lahmgelegt. „Es fährt nichts“, fasste ein Sprecher des Bahnunternehmens Abellio am Montag die Situation auf den Gleisen zusammen. Da die Stellwerke des Schienennetzes bestreikt wurden, blieben auch bei vielen Thüringer Bahnanbietern die Züge stehen. Bei der Südthüringen-Bahn seien zumindest auf der Linie zwischen Rauenstein und Sonneberg sowie Neuhaus am Rennweg Züge regulär unterwegs. Busse fuhren als Ersatz etwa zwischen Meiningen und Rauenstein sowie zwischen Schmalkalden und Zella-Mehlis. Linienbusse und auch die Straßenbahnen in Erfurt fuhren regulär. Auch am Flughafen Erfurt-Weimar lief der Betrieb planmäßig. Der dortige Haustarifvertrag wird aktuell nicht verhandelt.

Beschäftigte verschiedener bestreikter Bahnunternehmen hatten sich am Vormittag in Erfurt vor dem Bahnhof für eine Kundgebung versammelt. Steffi Recknagel, Geschäftsstellenleiterin der EVG Südost, sprach von rund 200 Teilnehmern, die ihre Forderungen im laufenden Tarifkonflikt unterstrichen hätten. „Die Leute sind bereit, weiter zu streiken, sollten die Arbeitgeber nichts Neues vorlegen“, so Recknagel. Offiziell wurde der Warnstreik um 15 Uhr beendet.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG schloss Arbeitsniederlegungen vor und während der Osterfeiertage aus. „Das können wir klar mit einem Nein beantworten“, sagte EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch am Montag auf die Frage, ob es vor oder während Ostern zu Warnstreiks kommen wird. Man wolle nicht die Reisenden bestreiken, sondern die Arbeitgeber.

Bundesweit hatten die EVG und die Gewerkschaft Verdi den Verkehr in Deutschland in großen Teilen lahmgelegt. Für Dienstag wurde nach der 24-stündigen Arbeitsniederlegung eine Normalisierung erwartet. Zu einem Chaos in Städten und auf den Autobahnen führte der Warnstreik nicht – die meisten Menschen hatten sich vorab offenbar gut darauf eingestellt. Größere Staus im Straßenverkehr wurden am Morgen nur vereinzelt von der Polizei gemeldet. Beim ADAC hieß es: „Wer kann, ist im Homeoffice geblieben.“

An Bahnhöfen als auch an betroffenen Flughäfen blieb es wegen des ganztägigen Großstreiks weitgehend leer. Von dem 24-stündigen Arbeitskampf waren Millionen Berufspendler und Reisende sowie der Güter- und Schiffsverkehr betroffen. Die EVG bestreikte den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr. Der Fernverkehr wurde eingestellt, der Regionalverkehr größtenteils. Einzelne Regionalbahn-Linien wurden ab Montagnachmittag wieder bedient, wie die Deutsche Bahn mitteilte.

Am größten Airport Frankfurt gab es keinen regulären Passagierbetrieb, für Montag waren ursprünglich etwa 1170 Starts und Landungen mit rund 160 000 Passagieren geplant. In München fielen 785 Flüge aus. 380 000 Geschäfts- und Privatreisende mussten laut Flughafenverband ADV insgesamt am Boden bleiben. An Flughäfen sind Kommunalbeschäftigte des öffentlichen Dienstes in den Warnstreik einbezogen, es geht aber auch um Verhandlungen für Bodenverkehrsdienste sowie Gespräche für die Luftsicherheit.

Nach Angaben der EVG beteiligten sich insgesamt mehr als 31 000 Beschäftigte an ihrem Warnstreik. Der Gewerkschaftsvorsitzende Martin Burkert nannte die Arbeitsniederlegung notwendig und verhältnismäßig. „Es geht jetzt darum, dass diese Branche nicht abgehängt werden darf von der allgemeinen Lohnentwicklung“, sagte er in Potsdam.

Dort verhandeln Verdi und der Beamtenbund dbb seit Montag erneut für die 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Verdi-Chef Frank Werneke rief die Arbeitgeber zum Entgegenkommen bei dieser dritten Verhandlungsrunde auf.

„An diesem überzogenen, übertriebenen Streik leiden Millionen Fahrgäste, die auf Busse und Bahnen angewiesen sind“, kritisierte ein Bahnsprecher. Nicht jeder könne vom Homeoffice aus arbeiten.

Einen Kommentar zum Thema lesen Sie hier >>>

Bilder