Bundesweite Razzia Nazi-Baumschmuck aus Lauscha

Bei der bundesweiten Razzia wegen Drogenhandel, Geldwäsche und Waffen am Donnerstag wurde auch ein ganz spezieller Weihnachtsbaum sichergestellt. Der war mit Hakenkreuz-Kugeln und Ornamenten aus der Nazizeit geschmückt. Der historische Baumschmuck wurde im Dritten Reich in Lauscha produziert. Unsere Bildergalerie zeigt einen Blick auf das braune Weihnachtsfest.

 
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Bei der Razzia am Donnerstag in drei Bundesländern hat die Polizei auch einen Weihnachtsbaum mit Hakenkreuzkugeln sichergestellt, die bis 1943 im Thüringer Wald hergestellt wurden. Präsentiert wurden die Stücke im Landeskriminalamt.

Nationalsozialismus und Christentum mit dem jüdischen Jesus als Gottessohn passen nicht zusammen. Das in der Bevölkerung tief verankerte Fest wurde deshalb im Nationalsozialismus umgedeutet. Der Weihnachtsbaum wurde als ein Ableger der germanischen Weltesche angesehen und zum „Symbol der deutschen Weihnacht“ stilisiert. Geschmückt wurde die neue Jultanne mit Äpfeln und Nüssen, Laubsägemotiven von Tieren und germanischen Symbolen oder gekauftem Julschmuck. Seit 1934 war das Hakenkreuz offiziell als Weihnachtsschmuck zugelassen.

Der besondere Julschmuck kam nicht nur, aber doch vorwiegend aus Lauscha. Hier wurden die Christbaumkugeln knapp 100 Jahre zuvor erfunden und über die Sonneberger Spielwarenhändler zu einem Welterfolg.

In verschiedenen Museen wird „Vokalit-Julschmuck“ einer Hannoverschen Vertriebsgesellschaft aufbewahrt. Gekauft werden konnten die Stücke unter anderem bei Edeka. In der Regel handelt es sich um Sets aus zwölf Kugeln: Neben dem Hakenkreuz wurde etwa eine liegende Acht als Zeichen der Ewigkeit gezeigt, Lebensbäume und Sonnenräder sowie germanische Jul-Hirsche. Auch ein hohles Hitler-Köpfchen war verfügbar. 1943 endet die Produktion der Hakenkreuz-Baumkugeln zugunsten der Kriegswirtschaft.

Von großem Erfolg sind diese Bemühungen für neuen Schmuck nicht gekrönt. „In der Bevölkerung scheint er kaum auf Akzeptanz gestoßen zu sein, denn auf bekannten Bildquellen ist er nicht zu entdecken“, berichtet Claudia Selheim, Leiterin der Sammlungen Volkskunde im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.

Die letzte Kriegsweihnacht 1944

Die letzte deutsche Kriegsweihnacht 1944 ist auch die letzte im Leben des Diktators Adolf Hitler, dem die meisten Deutschen und Österreicher erst begeistert folgen und dem sie nach dem Krieg gern die Alleinverantwortung für den Untergang ihres Landes zuschieben. Er verbringt sie in Ziegenberg im Taunus im Feldhauptquartier Adlerhorst. Die Wolfsschanze in Ostpreußen hat er schon im November Richtung Berlin verlassen. Im gepanzerten Sonderzug reist er dann zu seinem Bunker im Westen. Der Ablaufplan ist überliefert:

Am 24. Dezember 1944 lässt er sich gegen 11.45 Uhr wecken, hat einige Besprechungen und isst um 14 Uhr Mittag. Gegen 18 Uhr trifft er einige Generäle des Oberkommandos der Wehrmacht, dazu gibt es Tee. Von 20 bis 23 Uhr vermerkt der Kalender „privat“. Um 23 Uhr wird das Abendessen serviert, anschließend ein Lagevortrag angehört. Um 1.50 Uhr am Morgen des 25. Dezember wird wieder Tee gereicht, gegen vier Uhr morgens geht Hitler zu Bett.

Zeitgleich tobt weiter westlich die Ardennenoffensive, in der sich die Wehrmacht ein letztes Mal zwischen dem 16. Dezember 1944 und dem 21. Januar 1945 aufbäumt. 17 236 junge Deutsche und 19 276 Amerikaner und Engländer werden dabei sterben - auch für sie ist es das letzte Weihnachtsfest.

Hitler hat keine romantische Beziehung zu Weihnachten, im Gegensatz zu den meisten anderen Deutschen. Im Buch „Hitler - Das Itinerar, Aufenthaltsorte und Reisen von 1889 bis 1945“ von Harald Sandner sind viele Termine festgehalten.

Am Heiligen Abend 1925 lässt sich Hitler durch Oberbayern chauffieren, um „der Weihnachtsstimmung zu entgehen“. 1931 steigt er als einziger Gast im Hotel Bube in Bad Berneck bei Bayreuth ab. Nach seiner Ernennung zum Reichskanzler hält er sechs Jahre lang am Heiligen Abend eine Rede vor „Alten Kämpfern“ in München. Abends sitzt er allein in seiner Wohnung. 1937 fährt Hitler mit seinem Diener inkognito im Taxi durch München.

1940 ist er im besetzten Frankreich am Ärmelkanal auf Truppenbesuch. Am Heiligen Abend steht sein Sonderzug bombensicher in einem Tunnel bei Le Coudray-sur-Thelle. 1941 bis 1943 hält er sich in der Wolfsschanze auf. Von Festlichkeiten ist nichts überliefert. Am 30. April 1945 bringt sich Hitler im Berliner Bunker um. Südthüringen ist da bereits durch die Amerikaner befreit.

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