Derzeit gilt es als unwahrscheinlich, dass die AfD bei der Landtagswahl in Thüringen am 1. September 2024 eine absolute Mehrheit erreichen kann. Zudem lehnen alle derzeit im Landtag vertretenen Parteien eine Koalition mit der AfD kategorisch ab. In Umfragen stand die AfD zuletzt in Thüringen vor den Linken und der CDU auf Platz eins - mit Werten zwischen 32 und 34 Prozent.
Im Thüringer Verfassungsschutzbericht 2022 steht, dass der Thüringer AfD-Landesverband seit Jahren Positionen vertrete, "die sich gegen die Menschenwürde, gegen das Demokratie- und gegen das Rechtsstaatsprinzip richten". Eine politische Mäßigung habe nicht stattgefunden. Die "verfassungsfeindlichen Positionen", die sich gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung richteten, gelten laut Inlandsgeheimdienst "als die beherrschende und weitgehend unumstrittene politische Ideologie innerhalb des Landesverbandes".
Die Einstufung könnte bei den Kommunalwahlen noch relevant werden. Das Thüringer Innenministerium verschickte einen Leitfaden für Wahlausschüsse. Demnach sollen sich die Wahlleiter beim Verdacht auf extremistische Kandidaten zügig Informationen beim Verfassungsschutz einholen. Die Entscheidung zur Zulassung oder Nicht-Zulassung eines Kandidaten trifft dann aber der Wahlausschuss.
Hintergrund ist das Thüringer Kommunalwahlgesetz, wonach nicht zum Bürgermeister gewählt werden kann, "wer nicht die Gewähr dafür bietet, dass er jederzeit für die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes und der Landesverfassung eintritt".
Thüringens AfD-Co-Chef Stefan Möller kündigte an, juristisch gegen mögliche abgelehnte Zulassungen von Kandidaten für Kommunalwahlen vorzugehen. "Wir werden klagen. Das wird spannend", sagte der Thüringer AfD-Landessprecher Stefan Möller der Deutschen Presse-Agentur.
In Thüringen wird im kommenden Jahr nicht nur ein neuer Landtag gewählt - vorher stehen noch im Mai und Juni 2024 zahlreiche Kommunalwahlen an.
Im Vorfeld des Landesparteitages hatte der Ausschluss von Journalisten des ARD-Politik-Magazins "Monitor" durch die AfD für Aufregung gesorgt. Nach einem juristischen Hin und Her entschied das Landgericht Erfurt zugunsten der "Monitor"-Journalistinnen und -Journalisten. Die AfD musste ihnen Zugang gewähren, zugleich kündigte Thüringens AfD-Landessprecher Stefan Möller an, weitere juristische Schritte gehen zu wollen. "Damit ist nicht Schluss", sagte er. "Die Frage, ob man Hausrecht hat oder nicht, die möchten wir grundsätzlich geklärt haben."
In Pfiffelbach hatte das "Compact"-Magazin mit seinem Chefredakteur Jürgen Elsässer beim Parteitag einen eigenen Stand. Im Verfassungsschutzbericht 2022 heißt es, "Compact" verbreite "regelmäßig antisemitische, minderheitenfeindliche, geschichtsrevisionistische und verschwörungsideologische Inhalte". Elsässer war in Pfiffelbach auch vor Ort.
Journalistinnen und Journalisten mussten bei dem Landesparteitag in einem mit einem Band abgetrennten Bereich arbeiten und hatten keinen freien Zugang zur Bühne oder zum Bereich der Delegierten. Ein AfD-Sprecher sagte, das sei eine Schlussfolgerung aus der Gerichtsentscheidung über die Akkreditierung der "Monitor"-Mitarbeiter. Man müsse allen Journalisten die gleichen Arbeitsbedingungen bieten - daher die Absperrung, sagte der AfD-Sprecher. Elsässer hingegen konnte sich frei im Saal bewegen.