Bürgerinitiative Föritztal Gegen Windräder, für Atomstrom

Windräder in der Nähe einer Siedlung. Foto: picture alliance/dpa/Hendrik Schmidt

Infraschall von Windrädern ist ein Stressfaktor. Die Bürgerinitiative gegen Windräder in Föritztal reagiert auf die Kritik einer Grünen-Kreisrätin, die Infraschall-Werte der Anlagen seien zu hoch angesetzt und dem Referenten fehle die Kompetenz.

 
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Ihre Bereitschaft zu einer sachbezogenen, faktengestützten Diskussion über die Windenergie betont die Bürgerinitiative (BI) „Lutherweg-Föritztal-Windkraftfrei“. Sprecher ist Ulrich Zeiler. Nach eigener Aussage hat sie keinerlei parteilichen Bezug, sondern wurde von Privatpersonen gegründet. In der Gegenrede zur Kritik der Grüne-Kreisrätin Heidi Büttner stellt sie in Bezug auf den Infraschall als Gesundheitsrisiko klar: „Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) betreut Messstationen zur Erdbeben-Überwachung. Um Störungen durch Windräder zu erkennen, misst sie seit vielen Jahren die Infraschall-Emission von Windanlagen. Dabei ist tatsächlich ein systematischer Messfehler aufgetreten, den die BGR 2021 nach heftiger Kritik eingeräumt hat. Nach der erfolgten Korrektur durch die BGR ist nun gesichert, dass Infraschall aus Windanlagen eine Reichweite von über zehn Kilometer hat. Er ist und bleibt ein Stressor mit Fernwirkung. Unsere Bürgerinitiative hatte dazu schon im Vorjahr informiert.“

Kompetenz

Der Referent, Prof. Dr. Werner Roos, antwortet auf die Frage nach seiner Kompetenz: „Ich muss mich nicht für die Öffentlichkeit zum Physiker erklären. In Pharmaziestudium und mehr als 40-jähriger Lehre und Forschung in der Pharmazeutischen Biologie war ich intensiv mit biophysikalischen Vorgängen befasst. Das geht nicht ohne tiefgründiges Verständnis physikalischer Kernaussagen. Im Übrigen gehört die Physik nicht den Physikern, sondern all denen, die ihre Gesetze verstehen, achten und anwenden. Pharmakologie bedeutet weit gefasst die Lehre von der Wirkung von Substanzen auf lebendige Systeme. Damit ist die Wirkung anderer Stressoren (zu denen unter anderem auch der Schall gehört) sehr eng verbunden. Als Pharmazeut lernt man, Naturwissenschaft und Medizin gemeinsam zu betrachten - mit dem Ziel des Gesundheitsschutzes.“

Kernenergie als Chance

Zur Kernenergie räume Kreisrätin Heidi Büttner ein, dass selbst aus ihrer Sicht die Windenergie eine Übergangslösung sei. Was soll danach kommen?, fragt Zeiler. Immer mehr Wissenschaftler (mit Ausnahme derjenigen, die der Partei Bündnis 90/ Die Grünen sehr nahestehen) kämen zu der Ansicht, dass nur eine moderne Kernspaltungstechnologie mit ihrer überragenden Effizienz den Energiebedarf decken kann. Auf der Veranstaltung habe Roos deutlich gemacht, dass die (noch nicht gebauten, aber technisch in Reichweite befindlichen) modernen Reaktoren vom Dual-Fluid-Typ unübersehbare Vorteile bieten, etwa der Nutzung von jetzigem Atommüll als Brennstoff.

Windstrom nicht billig

Leider benutze Heidi Büttner die von ihrer Partei verbreitete wirklichkeitsferne Erzählung vom niedrigen Preis des Windstroms. Dieser erlaube aber wegen fehlender Planbarkeit und geringer Leistungsdichte keine eigenständige Versorgung. Berücksichtige man die notwendige Bereitstellung von „Lückenfüllern“ (Ausgleichskraftwerke auf Kohle- und Gasbasis), die Milliardenkosten des Strom-Managements (Schaltkosten und ähnliches), unrealistische Annahmen zur Laufzeit und Leistung von Windanlagen, die jetzige Förderung von erheblichen Teilen des Windstroms aus dem EEG und Steuermitteln und so weiter, bleibe nichts übrig vom „ökologischen und billigen Windstrom“, meint Zeiler.

Dagegen lasse sich sogar heutiger Atomstrom ökologischer und preiswerter herstellen, wie der Nachbar Frankreich zeige mit zirka einem Viertel der deutschen CO2-Emission und dem etwa halben Strompreis. Die Bürgerinitiative möchte die Wortmeldung von Heidi Büttner gern als Signal zum gemeinsamen Ringen um bessere Lösungen verstehen: mit den Menschen, mit Respekt vor der Heimatlandschaft und mit der Physik, betont Ulrich Zeiler als Sprecher der Bürgerinitiative „Lutherweg-Föritztal-Windkraftfrei“.

Wissenswert

Infraschall
...ist Schall, dessen Frequenz unterhalb der menschlichen Hörfläche, also unterhalb von 16 Hz liegt. Infraschall kommt natürlich vor, wird aber auch künstlich im Verkehrswesen oder durch technische Geräte erzeugt.

Wirkung.
Auch wenn Menschen Infraschall kaum hören können, ist er bei hohem Schalldruck wahrnehmbar. Wegen der unterschiedlichen Lage der Hörschwelle bei verschiedenen Menschen kann ein für manche unhörbarer tiefer Ton anderen Personen lästig erscheinen. Eine schädigende Wirkung auf Gehör, Gleichgewichtsorgane, Lunge oder innere Organe ist unterhalb eines Schalldruckpegels von 170 dB strittig. Auch unterhalb dieser extrem hohen Pegel sind, wie bei jeder Schalleinwirkung, psychische Auswirkungen möglich. Dass Infraschall bei Menschen unbestimmte Angst hervorruft, wird öfter berichtet.

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