Buchtipps für die Feiertage Weihnachtliches zwischen Buchdeckeln

Von Jessie Morgenroth und Sarah Busch
Helena-Maria Kreibich präsentiert Lektüre für Weihnachten. Foto: Sarah Busch

Märchen oder Sachbuch? Liebesroman oder Thriller? Welche Bücher liegen häufig unter dem Weihnachtsbaum, was lesen Kinder gern und welche Lektüre wird zwischen den Feiertagen geschmökert? Freies Wort hat in der Stadtbibliothek und zwei Ilmenauer Buchhandlungen nachgefragt.

 
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Ilmenau - „Das Buch ist das einzige Kulturgut, das dieses Jahr nicht gelitten hat“, sagt Helena-Maria Kreibich. Die Inhaberin der Ilmenauer Buchhandlung „Bücherstube“ steht kurz vor dem landesweiten Lockdown in ihrem Geschäft. Sie von Regalen mit Büchern umgeben. Buchtitel für Buchtitel reiht sich aneinander, wie Lichter an einer Weihnachtsbaumkette. „Menschen haben dieses Jahr viel Zeit zu Hause verbracht“, und hätten häufiger ein Buch zur Hand genommen, resümiert sie. Auswahl gebe es reichlich. Obwohl dieses Jahr keine Buchmessen stattfanden, seien viele Bücher veröffentlich worden. „Es gab wirklich eine ganze Menge Neuerscheinungen“, sagt Helena-Maria Kreibich.

An Weihnachten landeten viele dieser Werke als Geschenke unter Weihnachtsbäumen. Oder „sie eignen sich als Lektüre zwischen den Feiertagen“, erklärt sie weiter und greift zu einem Buch. Unterhalb eines Schwertes steht auf dem Einband „Der Ickabog“. Das jüngste Werk der Harry-Potter-Autorin Joanne Rowling wurde zunächst online veröffentlicht, um Familien während den ersten Maßnahmen in der Corona-Pandemie Abwechslung zu bieten. Illustriert mit Bildern aus einem Malwettbewerb sei es vor allem etwas „für junge Leser“. Wenngleich Ältere ebenfalls Freude an dem modernen Märchen hätten. „Aber für die Älteren gibt es auch einen neuen Krimi der Autorin.“ Böses Blut lautet der Titel des fünften Romans, welchen die Britin Rowling unter ihrem Pseudonym Robert Galbraith veröffentlichte. Zauberhaft sei ebenso „Das große Buch der kleinen Hexe“ von Lieve Baeten. „Es ist liebevoll gemacht, enthält einen Brief zum Herausnehmen und fünf Geschichten“, sagt die Buchhändlerin. „In der letzten feiert die kleine Hexe Weihnachten.“

Kreatives im Advent

Gefragt sind in der Weihnachtszeit zudem Bildbände und Bücher „für die Kreativität, die man sich sonst nicht leistet“. Etwa für Holzarbeiten oder zur Gartenpflege, erzählt Helena-Maria Kreibich. „Oder zum Kochen und Ernährungsratgeber.“ „Die Suppenapotheke“ von Anne Simons werde häufig verlangt. Regionales wie „Die Manebacher Maskenmacher“ oder „Die Ilmenauer Kaltwasserheilanstalt“ gehören in Südthüringen ebenfalls zu den meistverkauften Büchern. Kinder wünschten sich vor allem anschaulich dargestellte Sachbücher und Abenteuergeschichten. „Oder beides in einem.“ In „Einstein: Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit“ von Torben Kuhlmann will zum Beispiel ein Nagetier herausfinden, ob sie die Zeit anhalten und zurückdrehen lässt. Auch klassische Weihnachtsbücher, wie „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens kämen bei Lesern gut an.

Helena-Maria Kreibich empfiehlt persönlich zwei Bücher für die Feiertage: „Monster wie wir“ von Ulrike Almut Sandig und Birgit Jaeckels „Das Erbe der Rauhnacht“.

„Sandig hat ein unglaubliches Talent, mit Sprache umzugehen“, lobt sie. Es ist der erste Roman der Dichterin und Klangkünstlerin aus Sachsen. In ihrem Werk beschreibt die Autorin die Geschichte ihrer Generation, geprägt von Um- und Aufbruch in der DDR, von Identitätsverlust und der Suche nach Selbstbestimmung. „Das Erbe der Rauhnacht“ sei wiederum „eine der schönsten Liebesgeschichten, wenn auch ein bisschen verrückt“. Eine junge Frau begegnet im Heute einem alten Mann. „Dann geht es in der Geschichte 600 Jahre zurück.“ Eine Wilde Jagd in den Rauhnächten beginnt, in der alles geschildert werde, was zwischen dem ersten Weihnachtstag und dem Dreikönigstag passieren kann. „Man erfährt auch etwas zu den Hintergründen der Brauchtümer. Zum Beispiel – was man vielleicht noch von seiner Großmutter weiß – warum man während dieser Zeit keine Wäsche waschen sollte.“ Am Ende klappe der Leser das Buch zu „und es ist alles in Ordnung“. Ein Wunsch, der sowohl zu Weihnachten, als auch in diesem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr oft aufkomme.

Leser der Ilmenauer Stadtbibliothek schlagen dieser Tage keine besondere Lektüre auf. Weihnachtslektüre sei zumindest bei den erwachsenen Besuchern nicht sonderlich gefragt. Ausgeliehen werden auch jetzt eher saisonunabhängige Werke, erklärt die Bibliotheksleiterin Dagmar Zwikirsch. Früher seien zu dieser Zeit gern Weihnachtsfilme ausgeliehen worden, durch Streamingdienste, so schildert Zwikirsch ihr Gefühl, habe sich aber auch dies geändert. Nicht einmal Kochbücher sind momentan begehrt. Immerhin können auch Rezepte mittlerweile einfach im Internet herausgesucht werden – oder man kenne nach vielen Jahren die Rezepte und deren Zubereitung ohne Buch. Beliebt sind dafür weihnachtliche Bastelbücher. Und bei den jungen Lesern, die die Kinderbibliothek besuchen, kämen auch weihnachtliche Werke gut an. So gibt es zum Beispiel Lektüre, die thematisiert, wo der Weihnachtsmann wohnt.

Zum Lesen über die Feiertage empfiehlt Dagmar Zwikirsch das neue Werk von Charlotte Link „Ohne Schuld“. Auch aus der Buchreihe „Die Fotografin“ von Petra Durst-Benning ist in diesem Jahr ein neuer Band erschienen. In der Sheridan-Grant-Reihe von Nele Neuhaus, die sie unter dem Namen Nele Löwenberg begann, erschien vor einigen Wochen der dritte Titel „Zeiten des Sturms“. Auch die Reihe „Die Gutshaus-Saga“ von Anne Jacobs eigne sich zum Lesen über die Feiertage. Darüber hinaus hat Thriller-Autor Sebastian Fitzek kürzlich sein neues Werk „Der Heimweg“ veröffentlicht.

Weihnachten mit Fitzek

Sebastian Fitzeks „Der Heimweg“ erklimmt auch in der Buchhandlung Erlesenes die Liste der beliebtesten Bücher. „Bestseller werden am häufigsten gelesen, das ist auch Weihnachten so“, erklärt Geschäftsinhaberin Simone Gleichmann. Ebenso wie Werke von Thüringer Autoren, ergänzt sie und zählt etwa die Manebacher Maskenmacher auf. „Das ist für uns total interessant zu sehen.“ Viele kauften regionale Bücher als Präsente, „und Kalender“, ergänzt die Buchhändlerin. „Man merkt, dass die Menschen verstärkt zum Buch greifen, schon das ganze Jahr über.“ Deshalb haben sie und ihre Mitarbeiterinnen Anfang Dezember einen Tisch aufgestellt, auf dem die meistverkauften Werke der Buchhandlung zu finden sind. Die Bücher türmen sich wie bereits Geschenkpakete übereinander.

An der gegenüberliegenden Seite des Raumes stehen Buchempfehlungen der Verkäuferinnen. Einem Adventskalender gleich liegen 24 Weihnachtslektüren aus. „Es ist Neues dabei, aber auch Sachen, die wir wirklich gern und immer wieder gelesen haben“, sagt Simone Gleichmann. Zum Beispiel „Die Nachtigall“ von Kristin Hannah - eine Geschichte zweier Schwestern im besetzten Frankreich. Oder die Erzählung „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens, die eine Kriminalgeschichte mit dem Erwachsenwerden eines Mädchens verbindet. Für Kinder sei Sabine Bohlmanns „Eine Pudelmütze voller Wintergeschichten“ empfehlenswert. In dem Buch wartet ein junger Siebenschläfer sehnsüchtig auf den Winterbeginn.

Sabine Gleichmann liest gern Bücher des Schweizers Martin Suter. Besonders die „Allmen-Krimiserie“ und der „schöne Schreibstil“ überzeugten sie. Über ihre Weihnachtslektüre verrät die Geschäftsinhaberin: „Ich habe ein Buch bekommen, das ich noch nicht gelesen habe. Darauf setze ich nun.“ „‚Das Café am Rande der Welt‘ ist auch schön und passt ein wenig zur ruhigen Zeit“, erzählt indes Alessa Lange. Die Studentin steht vor dem Tisch mit den Buchempfehlungen und blickt sich um. Für die Vielleserin gehören zwar eher Thriller zur Alltagslektüre, aber im Winter stöbere man auch gern in anderen Romanen. Denn Lesen ähnle dem Musizieren und beides gehöre zur Weihnachtszeit.

Goethe und Carl August – Wechselfälle einer Freundschaft von Sigrid Damm:

Sigrid Damm erzählt die an Widersprüchen sowie Höhen und Tiefen reiche Geschichte der über fünfzigjährigen Freundschaft zwischen Goethe und dem Weimarer Herzog Carl August. An dem Tag als Goethe die Nachricht vom Tod des Freundes erhält, wird in Rückblenden die Lebenszeit der beiden Männer geschildert. Goethe spricht von ihrer innigsten Seelenverbindung. Doch es kommt immer wieder auch zu Differenzen, vor allem politischen.

Erschienen am 16. November bei Suhrkamp/Insel, 319 Seiten, ISBN: 978-3-458-17871-2

Ein verheißenes Land von Barack Obama:

Ein spannender und sehr persönlicher Bericht, wie ein Mensch Politgeschichte schreibt. Barack Obama, der 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, erzählt einen Teil seiner Lebensgeschichte und blickt auf seine Präsidentschaft zurück. Er bietet eine Reflexion über Ausmaß und Grenzen präsidialer Macht und liefert zugleich Einblicke ins Oval Office.

Erschienen am 17. November bei Penguin, 1024 Seiten, ISBN: 978-3-328-60062-6

Ohne Schuld von Charlotte Link:

Im Zug zielt ein Fremder mit einer Pistole auf eine Frau. Sie entkommt in letzter Sekunde. Zwei Tage später stürzt: Eine junge Frau stürzt mit ihrem Fahrrad. Die Frauen stehen in keiner Verbindung, aber die Tatwaffe ist dieselbe. Kate Linville, neu bei der North Yorkshire Police, ermittelt.

Erschienen am 2. November bei Blanvalet, 544 Seiten, ISBN: 978-3-7645-0738-1

Die Bestenliste 2020 der Buchhandlung „Erlesenes“ (Stand 18. Dezember):

1. Karsten Dusse, „Achtsam morden“

2. Delia Owens, „Der Gesang der Flusskrebse“

3. Barack Obama, „Ein verheißenes Land“

4. Marc-Uwe Kling, „Das NEINhorn“

5. John Ironmonger, „Der Wal und das Ende der Welt“

6. Sebastian Fitzek, „Der Heimweg“

7. Jean-Luc Bannalec, „Bretonische Spezialitäten“

8. Mariana Leky, „Was man von hier aus sehen kann“

9. Laetitia Colombani, „Der Zopf“

10. Robert Seethaler, „Der letzte Satz“

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