Brotterode Schanzenumbau am Seimberg kostet 7,5 Millionen Euro

Thomas Heigl
Eitel Sonnenschein für die Schanzenzukunft? Der Continental-Cup 2019 auf dem Brotteroder Bakken war ein Publikumsmagnet. Archivfoto: Sascha Bühner Foto: Sascha Bühner

Brotterode könnte Etappenort einer Vier-Schanzen-Tournee der Damen werden. Voraussetzung ist der Umbau der Schanze, die sportlich und touristisch genutzt werden soll. Das Finanzgerüst steht.

 
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Brotterode - Christoph Zimmermann konnte in einer gemeinsamen Sitzung des Bauausschusses und Wirtschaftsförderausschusses des Kreises Schmalkalden-Meiningen gute Nachrichten und Neuigkeiten verkünden. Die Vorplanungen für die "In-Wert-Setzung" der Inselbergschanze gehen laut den Ausführungen des Projektsteuerers in die Finalrunde. Und die Abstimmungsrunden mit den beteiligten zwei Landesministerien, die hohe und höchste Fördersummen in Aussicht gestellt aber noch nicht bewilligt haben, mehren sich. Und auch der Kostenrahmen ist in der von Zimmermann präsentierten Machbarkeitsstudie niedergeschrieben: 5,3 bis 7,5 Millionen Euro.

Doch mit einem Umbau könnte auch ein sportlicher Quantensprung und ein Quotensprung in der öffentlichen Wahrnehmung verbunden sein. Laut Zimmermann steht neben dem alljährlichen COC-Springen der Männer, einem B-Weltcup also, ein A-Weltcup der Damen in Aussicht. Und ein weiterer Aufstieg im Gesamtklassement ist möglich. "Man plant eine Vier-Schanzen-Tournee der Damen. Brotterode könnte ein Etappenort sein", so Zimmermann, Leiter des Büros von Landrätin Peggy Greiser. Der internationale Skiverband FIS habe übrigens bei seiner Oktobersitzung in Zürich das Schanzen-Zertifikat für 2020 erteilt - ein allerletztes Mal nach dem letzten Mal. Die Umgestaltung der Anlagen in der Werner-Lesser-Arena wird, Zimmermann zufolge, dank dem von den Erbauern geschaffenen Grundgerüst relativ kostengünstig. "Ein Neubau ist nicht erforderlich Die Gesamtkonstruktion bleibt. Es ist statisch geprüft", sagte Zimmermann. In zwei Punkten wird der Bakken verändert. Der Anlauf wird kürzer, der Winkel um rund 1,2 Grad steiler. Der hintere Bereich auf dem Schanzenturm soll abgerissen, ein Aufenthaltsraum für die Athleten und eine Plattform für Besucher eingerichtet werden. Die Springer werden über einen Lift zum Start gelangen, die Klettertour neben der Anlaufbahn wird es so nicht mehr geben. Die Anlaufspur soll künftig vereisbar sein. Größere Erdbewegungen am Hang, so sagte Zimmermann auf Nachfrage, seien nicht notwendig. Die Kosten für diesen Teil der Neugestaltung würden bei rund 5,3 Millionen Euro liegen. Hinzu kämen 2,2 Millionen Euro für einen Schrägaufzug, der Athleten und Besucher vom Talkessel den Hang entlang zum Schanzenturm befördern würde. Der Lift wäre zwar sportlich kein Pflichtelement, aber aus touristischer Sicht unbedingt ratsam.

"In Oberstdorf haben sich die Besucherzahlen vervielfacht", betonte Zimmermann. Architekt Hans-Martin Renn, der hinter dem Brotteroder Entwurf steht, hatte auch die dortige Anlage an der Skiflugschanze geplant.

Zu den geplanten touristischen Elementen gehört neben einer Simulationsbrille, die Besucher in eine Skisprung-Situation versetzt, auch eine Zipline: Sie könnten an einem Seil wie ein Skispringer ins Tal segeln.

Die touristische Nutzung des Seimbergareals, bislang auf Skispringen, den Schanzen-Rauflauf oder Rockkonzerte begrenzt, ist in der Konzeption ein absolutes Muss. Über allem stehe die Thüringen-Tourismus-Konzeption 2025, so Zimmermann. Der Seimberg sei neben dem Inselberg ein wichtiger Ankerpunkt. "Barrierefreiheit ist zwingend notwendig", so der Projektsteuerer. Die in Aussicht gestellte Förderung schwanke zwischen 90 Prozent (Tourismus) und 60 Prozent (Sport). Per Ministerentscheid könne der Satz aber erhöht werden. Darauf hofft der Kreis Schmalkalden-Meiningen, der nach Angaben Zimmermanns maximal 900.000 Euro beisteuert. Der klammen Stadt Brotterode-Trusetal bliebe ein Eigenanteil erspart. Neben den Politikern, Planern und Sportlern sind auch Steuerexperten im Team. Bei jedem Schritt gelte es, steuerliche Aspekte zu bedenken, und die Balance zu finden. Etwa wegen des Vorsteuerabzuges, so Zimmermann, selbst Fachmann auf diesem Gebiet. "Man kann sehr leicht in eine Steuerfalle tappen.

Während der Bauphase werden Kreis und Stadt wahrscheinlich einen Zweckverband gründen. Später, so die im Ausschuss anwesende Landrätin Greiser auf eine Nachfrage von Christian Endter (CDU) zur Nutzung, werde die Anlage wahrscheinlich in das Thüringer Wintersportzentrum (TWZ) integriert. Auch ein Betrieb durch den Wintersportverein (WSV) Brotterode ist nicht ausgeschlossen. Der konnte sich bei Zimmermann eine glatte "20" bei den Haltungsnoten abholen. 600 Mitglieder bei 2500 Einwohnern sei einzigartig.

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