Brief an Müller Wer den Pfennig nicht ehrt, ...

Herr Müller bekommt täglich Post aus der Lokalredaktion. Foto: Freies Wort

Marina Hube schreibt an Herrn Müller und macht sich Gedanken zur Sparsamkeit.

 
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Natürlich haben Sie recht, lieber Herr Müller, ... ... früher lebte man nach dem Motto: Wer den Pfennig nicht ehrt ... Heute ist viel Geld zu besitzen zwar immer noch das Streben vieler Menschen, aber bitteschön doch dann gleich mit den Scheinen winken. Klar werden heutzutage ganz andere Preise aufgerufen als noch zu Pfennigs-Zeiten. Doch heute wie damals gilt, wenn der Pfennig bzw. der Cent fehlt, kann die Ware nicht bezahlt werden.

Die Bedeutung des Geldes scheint mir oft bei meinen Mitmenschen verloren zu gehen. Vor allem bei jenen, die es nicht selber verdienen oder deren Verträge so unverschämt gestaltet sind, dass sie Monatsgagen oder -honorar in Höhen nach Hause fahren, wofür andere Jahre, wenn nicht Jahrzehnte arbeiten müssen oder diese Summen ein Leben lang gar nicht erreichen.

Zu der ersten Gruppe zählen die Kinder. Wie sonst ist es zu erklären, dass sie statt ihre Brote von zu Hause für die Schule mitzunehmen, sich diese lieber dick belegt für viel Geld kaufen. Da ist die Oma, die selber nur eine kleine Rente hat, aber den Enkeln jeden Wunsch erfüllen möchte. Gedankenlos greifen sie zu den Scheinen und statt das Geld sinnvoll zu verwenden, schrecken sie selbst vor den Kauf von Zigaretten nicht zurück.

Und dann gibt es die Großverdiener, denen es nichts ausmacht, wenn vereinsintern geregelt wird, wegen einer Handgreiflichkeit mal eine sechsstellige Summe zu zahlen. Ein anderer lässt sich ein Steak vergolden und wieder andere haben zehn kostspielige Autos in der Garage, man fliegt mit dem Privatjet zum Shoppen nach Übersee – der unsinnigen Verschwendung sind keine Grenzen gesetzt.

Wo bleibt der Verstand bei jenen, die den Kindern eigentlich den Umgang mit Geld lernen müssten, statt es ihnen unbedacht zuzustecken? Bei jenen, die bestimmten Leuten so viel Gage oder Honorar zahlen, dass sie nicht wissen, was sie damit vor Dummheit machen sollen.

Aber Sie, lieber Müller, wissen, was es heißt, sparsam zu leben. Nur so können Sie sich den Jahresurlaub leisten. Und Familie Schmidt weiß es auch, denn die sehe ich immer nach den Sonderangeboten schauen. Sie müssen ihr so Erspartes für die nächsten Reparaturen am Haus zurücklegen oder war es die Umstellung der Heizung?

Wenn wir es schaffen, alles etwas auf ein Normalmaß zu bringen, dann würde es wohl auch ein bisschen friedlicher zugehen. Aber will die Spezie Mensch das? Schauen Sie sich um, lieber Müller!

Mit sparsamen Grüßen

Marina Hube

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