Brief an Müller Oben rein und unten (nicht) raus?

Constanze Wagner
Herr Müller bekommt täglich Post aus der Lokalredaktion. Foto: Freies Wort

XXXXX schreibt an Herrn Müller und macht sich Gedanken zur angestrebten Versorgung mit Trinkbrunnen.

 
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Natürlich haben Sie Recht, lieber Herr Müller, ... ... Durst ist schlimmer als Heimweh und außerdem schlecht für die Gesundheit.

Und nun, da es hierzulande mehr Sommerurlaubswetter geben wird, wird der Ruf nach kostenlosen Trinkbrunnen laut und wie ich in meiner Heimatzeitung gelesen habe, auch bald Pflicht. Steffi Lemke, die Bundes-Umweltministerin, will die Städte und Kommunen zum Aufstellen von Trinkwasserbrunnen verpflichten. Nicht nur, um unterwegs ein Schlückchen zu nehmen, sondern auch zum Abfüllen für den Hausgebrauch; so war es zu lesen. Vor meinem inneren Auge sehe ich Schlangen von Kanister tragenden Menschen, die ihre Wassergeldabrechnung etwas drücken wollen. Wenns was umsonst gibt, da greift man doch zu, oder?

Wenn ich länger unterwegs bin, dann nehme ich immer eine gefüllte Wasserflasche mit, denn Tasche oder Rucksack hat man ohnehin bei sich. Und am Start eines jeden Tages gibt es den Wasserhahn. Wo ist also das Problem? Was immer gern vernachlässigt wird ist, dass unten ja wieder was raus muss, denn wir verdunsten nicht alles.

In öffentliche Toiletten wird nicht so gerne investiert, hab ich das Gefühl. Ein Trinkbrunnen ist ja auch dekorativer als ein Klo. Da kann man schon ganz schön in Not kommen, wenn man in einer fremden Stadt ist, und es ist Wochenende. Da haben Kaufhäuser und Rathaus nämlich zu! Und wenn es eine Kleinstadt ist, wird das Problem meist größer. Es soll ja sogar Bahnhöfe geben, die in dem Fall keine Rettung anbieten ...

Der überlaufende Mann findet gelegentlich eine diskrete Baumgruppe oder einen verwinkelten Garagenkomplex. Aber der andere Teil der Bevölkerung geht in ein Café und trinkt etwas, um kostenlos die Toilette nutzen zu können. Das mit der netten Toilette gibt es ja eher nur in Großstädten.

Was ich damit sagen will: Alles hat zwei Seiten, auch der Durst.

Also packen Sie die Flasche ein und haben Sie einen schönen Tag!

Mit freundlichen Grüßen

Constanze Wagner

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