Brief an Müller Geheimsache Neujahrslauf

Herr Müller bekommt täglich Post aus der Lokalredaktion. Foto: Freies Wort

Ralf Brückner schreibt an Herrn Müller und macht sich Gedanken zum Datenschutz im Sport.

 
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Natürlich haben Sie Recht, lieber Herr Müller, ... ... Datenschutz ist ein hohes Gut und nicht jeder muss wissen, wenn ich mal Laufen oder Wandern gehe, wie viele Kilometer ich da in welcher Zeit absolviert habe. Wenn ich das aber in der Gemeinschaft einer öffentlich ausgerichteten – auch virtuellen! – Laufveranstaltung tue, dann kann mich jeder sehen bzw. meine Zeit in den Ergebnislisten nachlesen. Wenn mir das aber nun zu viel an Öffentlichkeit wäre – müsste ich dann eben auf eine Teilnahme verzichten? Zumindest kann ich nicht erwarten, dass alle anderen meiner Mit-Läufer ihre sportliche Leistung ebenfalls unter dem Deckmantel des Schweigens halten wollen.

Insofern finde ich es sehr schade, dass beim diesjährigen Ilmenauer Neujahrslauf die erreichten Werte, die wir heute auf Seite 22 veröffentlichen, nicht den jeweiligen Läufern, Nordic Walkern und Wanderern zugeordnet werden können, weil sich einige Teilnehmer gegen eine solche Veröffentlichung ausgesprochen hatten. Warum sollten solche bemerkenswerten sportlichen Leistungen wie zum Beispiel ein 5-km-Jogging in 3099 Metern Höhe oder eine 67-Kilometer-Wanderung am Stück nicht namentlich gewürdigt werden?

Sehen Sie, Herr Müller – beim Fußball kommt es ja auch immer mal wieder vor, dass man im elektronischen Spielformular das Zeichen „k.A.“ für „keine Angaben“ findet. Dann weiß man, dass da einer mitgespielt hat, der nicht wollte, dass man weiß, dass er da mitgespielt hat (zum Beispiel sein Arbeitgeber nicht). Aber deswegen wird ja auch nicht beim Bericht in der Zeitung gleich die komplette Aufstellung weggelassen. Sport ist nun mal keine Geheimsache – und genau deshalb gibt es in unserer Zeitung auch eine Sport-Rubrik.

Mit freundlichen Grüßen

Ralf Brückner

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