Brief an Müller Brötchenhack

Alfred Salamon
Herr Müller bekommt täglich Post aus der Lokalredaktion. Foto: Freies Wort

Alfred Salamon schreibt an Herrn Müller und macht sich Gedanken zum Vegetarismus.

 
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Natürlich haben Sie recht, lieber Herr Müller, ... ... … aber meine kleine Enkelin ist der festen Überzeugung, wenn sie die mitgebrachte Leberwurststulle aufisst, stirbt sofort ein süßer Eisbär am Nordpol. So weigerte sie sich vor einigen Wochen, den Hackbraten zu essen, der aus der Schulküche gekommen war. Doch die Aufsichtslehrerin beruhigte sie: „In diesem Hackbraten ist so wenig Fleisch. Da sind vor allem Brötchen drin, die bringen keinen Bären um.“

Das ging eine ganze Weile gut. Sie nahm tapfer ihre Möhre und den halben Kohlrabi als Frühstücksbrot mit zur Schule und verachtete die, die noch immer Gummibärchen schluckten, weil an deren Herstellung irgendwie umgebrachte Tiere beteiligt waren.

Gestern dann aber kam sie mit großem Protestgeschrei nach Hause und drohte, nie wieder zur Schule zu gehen. Eltern und Großeltern waren verstört. „Ja“, schluchzte sie, „der Koch hat uns schwer belogen. Gestern war ganz deutlich zu sehen, dass der Klops vor allem aus Hackfleisch bestand.“ „Ja, warum hat das der böse Koch gemacht?“, fragten wir besorgt. „Ja, er hat gesagt, er muss jetzt mehr Fleisch in die Bulette machen, die Brötchen sind viel zu teuer.“

Mit freundlichen Grüßen

Alfred Salamon

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