Brief an Müller Bleib mir fern, Herbst!

Nele Zuber
Herr Müller bekommt täglich Post aus der Lokalredaktion. Foto: Freies Wort

Nele Zuber schreibt an Herrn Müller und macht sich Gedanken zum Herbst.

 
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Natürlich haben Sie Recht, lieber Herr Müller, ... ... ganz offiziell hat am Freitag der Herbst begonnen. Doch so sehr ich es auch versuche, ich kann ihm kaum etwas Gutes abgewinnen. Bereits jetzt erinnern mich die kleinen Wölkchen, die sich morgens beim Ausatmen vor meiner Nase bilden, an die eisige Kälte, die uns bevorsteht. Und das bei steigenden Energiekosten! Noch habe ich den Drehkopf meiner Heizung nicht angerührt, aber ich werfe ihm immer wieder sehnsüchtige Blicke zu. So sehr ich es auch versuche, lange kann ich das Heizen nicht mehr hinauszögern. Die Kälte macht sich mittlerweile auch bei mir zu Hause breit und das kleine Kirschkernkissen reicht nicht mehr aus, um sie mir vom Leib zu halten. Stattdessen sitze ich dick in eine Decke eingepackt, wie ein unförmiges Paket, auf meinem Sofa und stecke die Füße in Omas selbst gestrickte Kuschelsocken. Wer hätte gedacht, dass man diese tatsächlich mal tragen würde?

Kürbis schmeckt mir auch nicht und ich finde es auch nicht schön, dieses riesige orangene Ding zu Halloween vor eine Tür zu stellen und es „Dekoration“ zu nennen. Über Halloween brauchen wir gar nicht erst sprechen. Sich als Hexe, Gespenst oder Mumie zu verkleiden und abends durch die Straßen zu ziehen, ist für mich eher ein Grund, die Polizei zu rufen, anstatt Süßigkeiten zu verteilen.

Nicht mal das prasselnde Geräusch des Regens kann mich beruhigen, da ich meistens nicht das Glück habe, mich unter einem schützenden Dach zu befinden, wenn es schüttet wie aus Eimern. Ein schreckliches Gefühl, wenn einem die Kleidung so am Körper klebt.

Ja, lieber Herr Müller, der Herbst kann mir wirklich gestohlen bleiben.

Mit freundlichen Grüßen

Nele Zuber

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