Die storchengroßen Kraniche sind typische Zugvögel, die in Nordwest-Europa brüten und in Südwest-Europa überwintern. Im Herbst queren sie auf ihrer Winterroute Deutschland. Früher galten sie für die Landbevölkerung als die Vorboten des nahenden Winters und wurden im Volksmund als „Schneegänse“ bezeichnet. Die Kraniche können nicht den nahenden Winter anzeigen, dagegen wohl heranziehende Kälteströmungen. Das war wohl auch die Ursache, dass am Freitag große Schwärme der laut rufenden Stelzvögel in Südthüringen von vielen Naturfreunden gehört und gesehen wurden. So sind innerhalb von nur elf Minuten gegen 8.45 Uhr ca. 6 000 Kraniche über Breitungen in vielen Keilformationen und in langgezogenen Bändern gesichtet und gehört worden. Um 9.30 Uhr folgen weitere 300 Kraniche in westliche Richtung und querten dabei den Pleßberg und gegen 13 Uhr nochmal 250. Am Vormittag wurden größere Schwärme von den markanten Zugvögeln bei Fambach, Unterrohn, Tiefenort und aus dem Moorgrund gemeldet, also ein großflächiger Durchzug zwischen Rhön und Thüringer Wald. Bereits Wochen zuvor zogen Kranichtrupps weiter westlich in Richtung Spanien. Die Hauptroute erstreckt sich von Halle über Nordhausen, Kassel und Frankfurt/Main nach Südwest-Europa. Südthüringen wird seltenen frequentiert, Massendurchzug wird in wenigen Jahren hier festgestellt. Die Schönheit der Kraniche, ihre spektakulären Balztänze und ihr gut zu beobachtender Zug haben schon in früher Zeit die Menschen fasziniert. In der griechischen Mythologie war der Kranich Apollon, Demeter und Hermes zugeordnet. Er war ein Symbol der Wachsamkeit und Klugheit und galt als „Vogel des Glücks“.