Brand in LauschaJetzt wird das Elternhaus doch abgerissen
Doris Hein 13.01.2025 - 17:00 Uhr
Am Tag nach Weihnachten brennt es in Lauscha. Die Hilfsbereitschaft danach ist riesig, ein Benefizkonzert ein großer Erfolg. Aber die Zukunft für das Haus ist düster. Dazu kommen noch ganz andere Probleme.
Am 27. Dezember brannte das Haus in Lauscha.Foto: Steffen Ittig Foto:
Das Glatteis hatte Lauscha fest im Griff, als am späten Sonntagnachmittag in der Jugendstilkirche das Benefizkonzert zugunsten der Opfer des Hausbrandes startete. Sängerinnen und Sänger des Projektchores „Benedicantus“ hatten ihr Konzert kurzfristig zur Benefizveranstaltung umgewidmet, als sie vom Verlust der Fichtmüllers erfuhren.
Hochachtung sollte man den Sängerinnen und Sängern nicht nur zollen, weil sie trotz der widrigen Straßenverhältnisse und Witterungsbedingungen die – teils beachtliche – Anreise nach Lauscha in Kauf genommen hatten. Immerhin kamen die Mitglieder des Projektchores nicht nur aus Sonneberg, sonders auch aus Neustadt und Coburg, aus Hildburghausen, Ilmenau und Suhl, ja sogar aus Arnstadt und Magdeburg zum musikalischen Lobpreis des Herrn im Gotteshaus der Glasstadt zusammen.
Hochachtung haben sie sich ebenso für ihr gelungenes Konzert verdient, das – da waren sich die Zuhörer im Nachgang einig – ein absoluter Hochgenuss war. Lieder und Motetten aus drei Jahrhunderten hatte das Vocalensemble unter der musikalischen Leitung von Kantor Matthias Erler im Gepäck. Im Kirchenrund kamen dabei die 14 ausgezeichneten Stimmen besonders gut zur Geltung. Etwa bei „Nun sei willkommen, Herre Christ“, dem ältesten überlieferten deutschen Weihnachtslied, dessen früheste vollständige Niederschrift eine Erfurter Handschrift von 1394 beinhaltet, die wiederum von Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1861 zurück ins Althochdeutsche übertragen wurde.
Achtstimmig Spenden eingesungen
Fünf-, sechs-, ja sogar achtstimmig trugen die sechs Männer und acht Frauen bekannte und weniger bekannte Weisen vor, die das Lichte der Krippe noch einmal in die Herzen der Zuhörer trugen. So etwa „Maria durch ein Dornwald ging“, „In dulci jubilo“ oder „Marias Wiegenlied“. Neben Solopartien sorgte auch die unterschiedliche Aufstellung der Sänger immer wieder für neue Klangbilder und Überraschungen. Der Chor reizte die akustischen Möglichkeiten, die das Gotteshaus bietet, voll aus. Zudem warteten Kreiskantor Martin Hütterott und Kantor Matthias Erler zwischen den Gesangsbeiträgen mit Stücken an der Strebel-Orgel auf.
Nach anfänglicher Zurückhaltung beim Applaus konnte sich das Publikum diesen nach dem dritten Lied vor lauter Begeisterung nicht mehr verkneifen. Am Ende durften sich die Zuhörer über eine Zugabe aus „Sechs Sprüche zum Kirchenjahr“ von Felix Mendelssohn Bartholdy freuen.
Dass Anfang Januar noch einmal Weihnachtslieder in der Jugendstilkirche erklangen, hat, wie Pfarrer Henry Jahn dem Publikum erläuterte, durchaus seine Richtigkeit, denn schließlich beendet nach alter kirchlicher Tradition erst Mariä Lichtmess am 2. Februar, 40 Tage nach Weihnachten, die Weihnachtszeit. Jahns Dank ging nicht nur an die Sänger, sondern auch an den Bibelkreis, der diese mit Tee und Kaffee, Kuchen und Fettbroten bewirtet hatte, sowie an Nadine Bock und Günther Geißler fürs unumgängliche Schaufeln und Streuen des Zuganges zur Kirche. Und natürlich ans Publikum für seine Spenden. Am Ende kamen 450 Euro zusammen, die auf das Konto von „Freies Wort hilft“ überwiesen wurden, wie Pfarrer Henry Jahn bestätigte.
Auch die Fußballer der SG Lauscha/Neuhaus haben Spenden für die Fichtmüllers gesammelt. „Frank Fichtmüller ist natürlich allen als Kegler und Vorstandsmitglied des SV Lauscha bekannt. Sein Bruder Axel, Mitglied unserer Alten Fußballherren, verlor mit diesen Brand seine Werkstatt und damit seine Arbeitsstätte...“ Deshalb stellten die Fußballer während des vier Tage andauernden „Rennsteigpokals“ in der Neuhäuser GutsMuths-Halle eine Spendenbox auf. „300 Euro kamen darin von den Besuchern der Hallenfußballturniere zusammen, weitere 300 Euro legten unsere Sportler drauf“, berichtet Jens Leutbecher, 1. Vorstand des Vereins.
Auch in den Gasthöfen Brandt und Gollo wird in Spendenboxen mittlerweile für die Brandopfer gesammelt. Eine Spendenaktion via Paypal hat Fichtmüllers Nachwuchs ins Leben gerufen, bei der inzwischen rund 26 000 Euro zusammengekommen sind.
Natürlich hat die Polizei vor Ort nach den Brandursachen geforscht. Ergebnisse liegen allerdings bisher weder den Betroffenen noch der Stadt vor.
Auch von Fichtmüllers Versicherung wurde ein Gutachter vor Ort geschickt. Die Stadt Lauscha nahm ebenso die Gebäudereste in Augenschein. Es komme definitiv nur ein Rückbau infrage, bestätigt Hauptamtsleiter Jens Krauße. Dieser wird allerdings kompliziert. Aufgrund der beengten Straßenverhältnisse im Bahnweg macht sich angesichts der benötigten schweren Technik zudem eine Vollsperrung erforderlich. Diese wiederum kann nur erfolgen, wenn gleichzeitig ein Rettungsweg, etwa über die Bäzen-Ecke, vorgehalten werden kann, also bei entsprechender nicht winterlicher Witterung. Die Abrissmaßnahmen sollen trotzdem möglichst zeitnah in Angriff genommen werden, heißt es aus dem Rathaus. Betroffene Anwohner werden natürlich rechtzeitig vor Abrissbeginn informiert.
Für Frank Fichtmüller ist die Situation noch weitaus schlimmer, als es auf den ersten Blick scheint. Er habe alle nötigen Versicherungen außer einer Gebäudeversicherung, bestätigte er, und für diese fertige er gerade diverse Aufstellungen an. Auch die Versorgungsträger wollen natürlich informiert werden. Dazu kommen bei Frank allerdings gravierende gesundheitliche Probleme, die ihn womöglich noch bis zum Sommer fest im Griff haben. Aus diesem Grund konnte er auch nicht persönlich beim Benefizkonzert dabei sein.
Spenden sind weiter willkommen. Foto: FW
Die Brüder sowie Schwester Petra sind auf jeden Fall sehr bewegt von der Hilfsbereitschaft, den tröstenden Worten und Gesten, den Geldspenden, die sie von unterschiedlichster Stelle erreichen. Sie möchten deshalb die Gelegenheit nutzen, sich bei allen, die ihnen in dieser schweren Situation beistehen, herzlich zu bedanken.
Auch von „Freies Wort hilft“ konnte bereits eine größere Summe an Frank Fichtmüller überwiesen werden. Reichlich 5500 Euro sind bis vergangenes Wochenende auf dem Spendenkonto eingegangen. 7500 Euro wurden dem Lauschaer überwiesen, die Spendenaktion für die Brandopfer wird fortgesetzt, informiert der Vorstand.