Verdächtiger postete wohl Gewaltvideos
Der Verdächtige soll laut US-Medien versucht haben, sich einen Namen als Rapper zu machen. Mehrere Social-Media-Konten, von denen anzunehmen ist, dass sie dem jungen Mann zuzuordnen sind, wurden inzwischen gesperrt. In archivierten Versionen sind - anscheinend selbst gedrehte - Videos des mutmaßlichen Schützen zu sehen. Sie wurden unter einem Pseudonym veröffentlicht. Ein etwa vor einem Jahr hochgeladenes Video zeigt einen Comic, in dem mehrere Szenen von Erschießungen zu sehen sind. An einer Stelle liegt ein Schütze in einer Blutlache am Boden, umzingelt von Polizisten mit gezückten Gewehren.
Ein weiteres Video zeigt einen Mann mit bunt gefärbtem Haar und mehreren Tätowierungen, unter anderem im Gesicht. Er ist in einem Raum zu sehen, der wohl ein Klassenzimmer darstellen soll. Gegen Ende des Videos posiert er mit einem Schutzhelm und einer Art Einsatzweste vor einer Tafel. Er hält dabei eine US-Flagge hoch. Ermittler hatten ein Fahndungsfoto des Verdächtigen auf Twitter veröffentlicht. Die Behörden gaben sein Alter zunächst mit 22 Jahren an, in einem FBI-Bulletin hieß es später, er sei 21 Jahre alt.
Verdächtiger wurde bereits am Montag festgenommen
„Ich bin in Highland Park aufgewachsen, und diese Parade ist für so viele Familien ein Höhepunkt des Jahres“, schrieb die US-Schauspielerin Rachel Brosnahan („The Marvelous Mrs. Maisel“) auf Twitter. In ihrer Instagram-Story teilte sie zudem Erinnerungen an ihre Jugend in Highland Park. „Ich habe nie darüber nachgedacht, dass ich dort nicht sicher sein könnte.“
Die USA haben seit langem mit einem gigantischen Ausmaß an Waffengewalt zu kämpfen. Erst Ende Mai richtete ein 18 Jahre alter Schütze an einer Grundschule in Texas ein Massaker an: Er tötete in der Kleinstadt Uvalde 19 Kinder und 2 Lehrerinnen, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Gut eine Woche zuvor hatte ein 18-Jähriger in Buffalo im Bundesstaat New York zehn Menschen erschossen, die Ermittler gehen von einem rassistischen Motiv aus.
Die Amokläufe entfachten die Diskussion über schärfere Waffengesetze neu. In den USA sind Schusswaffen oft leicht erhältlich. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC wurden 2020 landesweit fast 20 000 Menschen erschossen - mehr als 50 pro Tag.
Waffengewalt ist in den USA ein riesen Problem
US-Präsident Joe Biden zeigte sich „schockiert über die sinnlose Waffengewalt, die an diesem Unabhängigkeitstag wieder einmal Trauer über eine amerikanische Gemeinde gebracht hat“. In seiner Mitteilung hieß es: „Ich werde den Kampf gegen die Epidemie der Waffengewalt nicht aufgeben.“ Biden und seine Demokraten fordern seit langem schärfere Waffengesetze. Weitreichende Reformen scheitern aber immer wieder am Widerstand der Republikaner im Kongress und am Einfluss der mächtigen Waffenlobby-Organisation NRA.
Im vergangenen Monat beschloss der Kongress unter dem Eindruck der Amokläufe von Texas und anderer Bluttaten parteiübergreifend ein Gesetz gegen Schusswaffengewalt, das aber weit hinter Bidens Reformvorschlägen zurückblieb. Experten werteten die Verschärfung des Waffenrechts zwar als die wichtigste seit Mitte der 1990er. Das Gesetz ist inhaltlich allerdings nur ein überparteilicher Minimalkompromiss, den Kritiker als völlig unzureichend rügen.
Das von Biden Ende vergangenen Monats unterzeichnete Gesetz sieht eine intensivere Überprüfung von Waffenkäufern vor, die jünger als 21 Jahre sind. Zudem geht es darum, Gesetze aus Bundesstaaten auszuweiten, um potenziellen Gefährdern Waffen abnehmen zu können. Illegaler Waffenhandel soll auf Bundesebene bestraft werden können. Zudem sollen Milliarden in psychische Gesundheitsvorsorge und Anti-Gewalt-Programme fließen. Auch für die Sicherheit von Schulen sind weitere Mittel vorgesehen. Das von Biden und seinen Demokraten geforderte Verbot von Sturmgewehren fehlt in dem Gesetz.