75.000 Dollar Bitcoin-Höhenflug als Trump-Barometer

Michael Maier

Bald 100.000 Dollar? Der Bitcoin-Kurs ist nach Donald Trumps Wahlsieg auf Rekord-Niveau. Es gibt Ideen für eine nationale Bitcoin-Reserve in den USA. Weniger eindeutig sind die Signale von der Trump-Aktie, die am Nasdaq wild schwankt.

 
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Trump wäre nicht Trump, wenn es nicht auch ums Geschäft ginge. Foto: dpa/Evan Vucci

Der Bitcoin-Kurs steigt über 75.000 Dollar und übertrifft sein Allzeithoch von 73.738 Dollar vom 13. März 2024. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung sind laut Medienberichten Donald Trumps kryptofreundliche Ideen und sein Sieg bei der US-Wahl.

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Der ehemalige und künftige US-Präsident, der Bitcoin früher noch kritisch gegenüberstand, präsentierte im Sommer auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville eine revolutionäre Vision: Ein „strategisches nationales Bitcoin-Depot“ soll die USA zur globalen Krypto-Weltmacht machen. Der Kurswechsel ist bemerkenswert - während seiner Präsidentschaft bezeichnete er Bitcoin noch als „hochvolatil und auf dünner Luft basierend“.


Bitcoin-Versprechungen von Trump

Trumps neue Krypto-Agenda umfasst weitreichende Deregulierungen und die Ablehnung einer digitalen Zentralbankwährung. Zudem verspricht er günstige Strompreise für Bitcoin-Mining und plant die Einrichtung eines präsidialen Beratergremiums für Kryptowährungen. Alle staatlichen Bitcoin-Bestände – etwa aus beschlagnahmten Depots – sollen in das geplante nationale Depot einfließen, und zwar trotz Zweifeln der US-Börsenaufsicht. „Komplett abwegig ist das nicht. Und es treibt den Kurs in Richtung Rekordhoch“, kommentierte die FAZ.

Trump-Tokens von „World Liberty Financial“

Trump wäre nicht Trump, wenn es nicht auch ums Geschäft ginge: Unter dem Namen „World Liberty Financial“ hat Trump mit seinen Söhnen im Oktober nun sogar eine Plattform für Kryptowährungen aus der Taufe gehoben und versucht eigene Krypto-Tokens zu verkaufen.

Der Start war bei einem Preis von 1,5 Cent eher schleppend, Marktexperten bewerteten einen Kauf aufgrund der Konstruktion wirtschaftlich nicht als Investment, sondern als Wahlkampfspende. Doch die Krypto-Community reagiert trotzdem enthusiastisch auf Trumps Umfragewerte.

Trump auf den Spuren von Satoshi Nakamoto

Prominente Unterstützer wie die Winklevoss-Zwillinge Cameron und Tyler, Gründer der Kryptobörse Gemini, haben 250.000 Dollar zum Wahlkampf beigetragen. Trump akzeptierte auch Spenden in Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether, Dogecoin und Solana. In Kreisen von Krypto-Nerds wurde Donald Trump sogar schon scherzhaft als wahre Identität von „Bitcoin-Erfinder“ Satoshi Nakamoto gehandelt.

Börse seitwärts, Bitcoin aufwärts? Foto: AFP/JACK GUEZ

Biden und Harris als Bitcoin-Skeptiker?

Die aktuelle Biden-Administration wird dagegen von vielen Krypto-Investoren als restriktiv wahrgenommen. Vizepräsidentin Kamala Harris versuchte zwar, sich als moderate Bitcoin-Befürworterin zu positionieren, betonte aber stets die Notwendigkeit strengerer Regulierungen.

Der Bitcoin-Kurs reagiert schon vor der US-Wahl deutlich auf die politische Dynamik. Allein innerhalb von 24 Stunden stieg der Kurs am 28./29. Oktober um 5 Prozent auf über 71.500 Dollar. Auch andere Kryptowährungen wie Ethereum profitieren von diesem Trend, bleiben aber noch unter ihren historischen Höchstständen.

15 Jahre Bitcoin

  • 2024: Bitcoin-Halving im April.
  • 2023: Bitcoin schloss am 31. Dezember bei 42.255 USD.
  • 2022: Turbulenzen, Hacks und der FTX-Zusammenbruch; Kurs am 1. Januar 2023 bei 16.540 USD.
  • 2021: Hoch bei 69.000 USD im November, Jahresende bei 46.328,94 USD.
  • 2020: Starke Erholung nach dem dritten Halving; Abschluss bei fast 29.000 USD.
  • 2019: Erholung und Volatilität; Jahresende bei 7.160 USD.
  • 2018: Krypto-Winter, Abschluss bei etwa 3.693 USD.
  • 2017: Anstieg auf fast 20.000 USD, Rückgang auf 14.245 USD zum Jahresende.
  • 2016: Zweites Halving; Schlusskurs etwa 966 USD.
  • 2015: Erholung von den Vorjahrestiefs – Jahresschluss bei ca. 431 USD.
  • 2014: Nach Mount-Gox-Zusammenbruch starker Rückgang; Schluss bei etwa 300 USD.
  • 2013: Kurs von 13 USD auf über 1.100 USD im Dezember.
  • 2012: Halving-Jahr; Kurs zwischen 4 und 13,50 USD, beeinflusst von der europäischen Schuldenkrise.
  • 2011: Parität mit USD; Preisanstieg auf bis zu 30 USD, Stabilisierung zwischen 2 und 4 USD.
  • 2009-2010: Anfänglich kein handelbarer Wert – erster Kauf von zwei Pizzen für 10.000 BTC im Mai 2010.

Trump Media: Aktie schwankt im Nasdaq

Im Gespräch ist unterdessen auch die sogenannte „Trump-Aktie“. Der Kurs der Trump Media & Technology Group Corp. (Nasdaq: DJT) hatte sich seit dem 23. September nahezu vervierfacht – von 12 auf kurzzeitig über 50 Dollar - nur, um dann wieder auf 34 Dollar abzustürzen (Schlusskurs nach Schließung der Wahllokale zunächst 34,34 Dollar). Vom Hoch bei 62 Dollar im März war das Papier vor dem Wahltag weit entfernt. Mitarbeiter hatten sich anonym darüber beschwert, dass Trump Media angeblich „zu viele ausländische Auftragnehmer“ engagiere und damit gegen das Trump-Prinzip „America First“ verstoße.

2022 hatte hatte die Trump-Aktie zeitweise bei fast 100 Dollar notiert. Obwohl Trump Media mit dem alternativen sozialen Netzwerk „Truth Social“ ein eher randständiges Geschäftsmodell besitzt und tiefrote Zahlen schreibt, setzten die Trump-Jünger auf einen Sieg am 5. November. Der Marktwert der Aktie beträgt derzeit fast 10 Milliarden US-Dollar.