Biosphärenreservat Rhön Glas als tödliche Gefahr

Sie sind lautlos, durchsichtig – und für Vögel oft tödlich: Glasfassaden an Gebäuden. Was kann man tun, auch in der Rhön? Was hilft, was eher nicht?

Effektiver als Vogelsilhouetten sind Muster aus dicht gesetzten Punkten oder Streifen auf der Außenseite der Scheibe, wie hier in der Bayerischen Verwaltungsstelle des Unesco-Biosphärenreservats Rhön. Foto: Martin Kremer

Jedes Jahr sterben in Deutschland schätzungsweise rund 100 Millionen Vögel durch Kollisionen mit Fensterscheiben – ein vielfach unterschätztes Problem, das auch im Unesco-Biosphärenreservat Rhön eine Rolle spielt. Jetzt referierte Ingeborg Peine in der hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats in Hilders über die Ursachen und Auswirkungen des sogenannten Vogelschlags – und darüber, was wirklich dagegen hilft. Peine engagiert sich sowohl im Vorstand des BUND-Kreisverbands Fulda als auch im Landesverband Hessen und ist langjährig im Naturschutz aktiv.

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Vögel nehmen spiegelnde Glasflächen nicht als Hindernis wahr. Tagsüber fliegen sie in die Spiegelungen von Himmel oder Bäumen, nachts werden sie insbesondere zur Zugzeit von beleuchteten Fassaden angezogen – mit oft tödlichem Ausgang. Besonders tragisch: Auch bedrohte Arten sind betroffen. „Fensterscheiben sind das größte von Menschen verursachte Todesrisiko für unsere Vogelwelt“, so Peine. Zum Vergleich: Während durch frei laufende Hauskatzen jährlich etwa zehn Millionen Vögel sterben, sind es durch Vogelschlag zehnmal so viele.

Was hilft – und was nicht

Viele herkömmliche Schutzmaßnahmen, etwa Greifvogelsilhouetten oder UV-Markierungen, zeigen laut wissenschaftlichen Tests nur geringe Wirkung. Effektiver sind Muster aus dicht gesetzten Punkten oder Streifen auf der Außenseite der Scheibe – mit maximal neun Zentimeter Abstand. Diese gibt es etwa als transparente Folien, die sich auch zur Nachrüstung eignen. Das Umweltzentrum Fulda hat solche Maßnahmen bereits umgesetzt – mit gutem Erfolg.

Für Neubauten sind inzwischen spezielle Vogelschutzgläser erhältlich, bei denen die Muster direkt in die Scheibe integriert sind. Und nachts gilt: Licht aus, Rollläden runter – besonders zur Vogelzugsaison im Frühjahr und Herbst.

Als Modellregion für nachhaltiges Leben und Wirtschaften setzt das Biosphärenreservat Rhön auf gezielte Öffentlichkeitsarbeit zu Themen des Arten- und Lebensraumschutzes. Der Vortrag in Hilders ist Teil dieses Engagements und soll Privatpersonen ebenso wie Verantwortliche in Bauplanung, Kommunen und Behörden für das Thema sensibilisieren.

Gesetzliche Vorgaben in Hessen

Peine wies zudem auf die gesetzlichen Regelungen in Hessen hin: Ab einer Fensterfläche von 20 Quadratmetern sind laut § 37 des Hessischen Naturschutzgesetzes Schutzmaßnahmen gegen Vogelschlag vorgeschrieben. Für öffentliche Gebäude gilt eine Nachrüstpflicht bis 2030. Doch auch kleinere Fenster stellen ein Risiko dar – ein Grund mehr, bei Bau und Sanierung frühzeitig an den Vogelschutz zu denken. Wer seine Fenster vogelfreundlich gestaltet, schützt Leben – und leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt in der Rhön und darüber hinaus.