Bibliothek Schmalkalden Konsolenspiele sind in, Musik-CDs out

Annett Recknagel
Technisch ausgestattet ist die Henrich-Heine-Bibliothek in Schmalkalden topp. Genutzt wird die neue Technik sehr gut und sehr viel. Foto: Annett Recknagel

Das Jahr 2021 war in der Stadtbibliothek „Heinrich-Heine“ bestimmt durch Förderprojekte. So konnte jede Menge Technik angeschafft werden. Trotz zunehmender Digitalisierung reißt das Literaturinteresse der Besucher nicht ab.

 
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Schmalkalden - „Wissenswandel“ – so nannte sich ein Förderprojekt des Deutschen Bibliotheksverbandes, an dem sich die Stadtbibliothek im vorigen Jahr beteiligte. Und das war gut so. Denn so konnten Tablets und Spielkonsolen angeschafft und eine „Bibliothek der Dinge“ eingerichtet werden. All das kann ausgeliehen werden. „Spielekonsolen sind immer weg“, berichtet Bibliotheksleiterin Dorit Reum und verweist auf die technische Ausstattung der Einrichtung. „Wir haben so ziemlich jedes Förderprojekt mitgenommen“, sagt sie. Um die „Kreativwerkstatt“ anbieten zu können, wurde die Elektrik im entsprechenden Raum im ersten Obergeschoss erneuert. Dort kann mit Video-, Foto- und Dokumentenkameras gearbeitet werden. Zudem gibt es ein Stream-Deck und Laptops. Der einstige FSJler Robin Rottstädt, der jetzt an der Hochschule Schmalkalden Informatik studiert, ließ sein Wissen einfließen und unterrichtete seine Kolleginnen.

Über das Projekt „Wissenswandel“ besitzt die Bibliothek jetzt auch ein mobiles WLAN, das unproblematisch funktioniert und leicht mit in die Zweigstelle nach Wernshausen genommen werden kann. Genauso sind die Fachfrauen und -herren damit für Besuche in Schulen jetzt bestens ausgerüstet. „Man muss sich immer was Neues einfallen lassen, um gerade Kinder und Jugendliche in die Bibliothek zu locken“, weiß Dorit Reum. Wenn digitale Angebote anstehen, würden sich die Mädchen und Jungs im Endeffekt immer auch ein Buch mitnehmen.

Vielleicht ist die Zahl der Entleihungen der Kinder- und Jugendliteratur deshalb ähnlich gut wie die im Bereich der Belletristik. Im vorigen Jahr lagen beide nur um einen Prozentpunkt auseinander. Den Löwenanteil beanspruchten audiovisuelle Medien wie Spielkonsolen und dergleichen mehr. Das sind 30 Prozent. Belletristik und Kinder- und Jugendliteratur folgen mit 22 beziehungsweise 21 Prozent. Danach kommen die e-Medien mit 18 Prozent und Sachbücher mit 9 Prozent.

Außer den aktuellen Bestsellern würden in puncto Sachliteratur Bücher zu Themen wie Gesundheit, Reisen und Do-it-yourself gern entliehen. Bei den Romanen liegen nicht mehr wie in den Vorjahren Thriller oder Krimis vorn, sondern Familiensagas. Ulrike Renks „Die große Seidenstadt-Saga“ machte 2021 das Rennen, gefolgt von der „Schokoladenvilla“ von Maria Nikolai. Bei den Sachbüchern hatte die Schlankheitsformel für Frauen mit dem Titel „Tag für Tag leichter“ die Nase vorn. Am höchsten in der Gunst der Kinder stand das Buch „Arazhul Comic Adventure“. Die Jugendlichen griffen am häufigsten zu „Biss zur Mitternachtssonne“ von Stephenie Meyer. Bei den Tonies – das sind Hörbücher für Kinder, bei denen eine Figur auf den Inhalt des Buches hinweist – ging die „Eiskönigin“ am besten. Der beliebteste Spielfilm 2021 war „Mulan“. Musik-CDs sind völlig out. Dafür aber ist das Interesse an Spielen sehr groß. Insgesamt verzeichnet die Heinrich-Heine-Bibliothek im vorigen Jahr mehr als 60 000 Entleihungen. 2020 waren es 10 000 mehr.

Dorit Reum berichtet allerdings von weniger Besuchern. Das aber sei in Pandemiezeiten nicht verwunderlich. „Früher kamen Familien, heute nur noch eine Person“, sagt sie. Gerade Senioren seien sehr vorsichtig und würden aus Respekt vor dem Virus und aus Angst um ihre Gesundheit eher zu Hause bleiben. Trotzdem verzeichnete man 2021 insgesamt 20 000 Besucher. Nach wie vor werde der Abholservice angeboten.

Gern denkt Dorit Reum an die Verleihung des Bibliothekspreises zurück. Dank der Gelder konnte gezielt in Medieneinheiten investiert werden, die in Coronazeiten sehr gefragt seien. In Sachen Veranstaltungen war man im letzten Jahr überaktiv. „Im Vergleich zu 2020 haben wir doppelt so viele angeboten“, berichtete Dorit Reum. In Zahlen ausgedrückt waren es mehr als 200 – 130 davon gingen online über die Bühne. Das Streamen von Veranstaltungen via Youtube und Homepage brachte der Bibliothek zusätzliche Leser. Über 320 Neuanmeldungen konnte man 2021 verzeichnen. Insbesondere waren das Kinder und Jugendliche, so Reum.

Besonders groß sei das Interesse an den Veranstaltungen gewesen. Was nach wie vor gut läuft, sind die Führungen für Schulklassen. Das Haus selbst hat sehr viel zu bieten. Neu sind fünf Hörstationen an verschieden Stellen, wo man via Kopfhörer in die unterschiedlichsten Medien hineinhören kann. Der Kinderbereich gestaltet sich sehr farbenfroh und einladend. Dorit Reum hofft, dass hier in diesem Jahr mehr Leben einzieht . Natürlich gibt es Pläne. Im Februar sind gleich drei Veranstaltungen vorgesehen. Die erste nennt sich „,Max und Moritz“ und ist eine Aufführung des Tanzhauses in Benshausen am 11. Februar. Weiter geht es in den Winterferien mit „Global Hero“. Dahinter verbirgt sich ein Workshop, bei dem man seinen eigenen Comic-Helden entwerfen kann. Nach den Ferien heißt es dann „Roboter trifft Fee“. Diese Projekt läuft ab 23. Februar alle zwei Wochen in der Zweigstelle in Wernshausen und dreht sich rund um das Programmieren von Robotern. Weiter ist im März eine musikalische Lesung unter dem Motto „Wer probt hat´s nötig“ geplant. Zum Monatsende öffnet das Novitätencafé seine Pforten. Im April gibt es eine Fantasielesung für Schüler mit der Autorin Nina May. Und im Juni ist ein Tag der offenen Tür geplant.

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