Biathlon-WM Stau auf der Kuhweide

Anica Trommer

Am Fuße des Thüringer Waldes, zwischen Frankenhain und Crawinkel, können die Oberhofer WM-Gäste zum ersten Mal ihre Autos parken und via Bus zu den Wettkämpfen an den Rennsteig pendeln. 8000 Fahrzeuge finden Platz auf der Fläche inmitten in der Thüringeti, die insgesamt 2500 Hektar Weideland umfasst.

 
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Der Wind pfeift, der Himmel ist grau, es nieselt. Oberhof-Wetter könnte man meinen... Dabei sind die Biathlon-Fans noch gar nicht auf der Höh’ angekommen. Das ungastliche Wetter empfängt sie am Wochenende zwischen Frankenhain (Ilmkreis) und Crawinkel (Landkreis Gotha). Im Rahmen der WM ist am Fuße des Thüringer Waldes, mitten in der Thüringeti, erstmals ein Pendelparkplatz entstanden, auf dem gut 8000 Auto stehen können.

Regie führen hier Steffen Kuczera von der Feuerwehr Frankenhain und seine elf Mitstreiter – ebenfalls ehrenamtliche Kameraden aus Frankenhain, Crawinkel und Ohrdruf. „Wir haben vorher geschaut, wie wir die Fahrzeuge parken lassen, um möglichst viele unterzukriegen“, schildert Steffen Kuczera.

Die Weidefläche, auf der sonst Pferde und Rinder grasen, wurde teilweise geschottert. „Als es etwas kälter war, war alles fest gefroren. Jetzt weicht der Boden leider etwas auf“, sagt der Feuerwehrmann. „Am ersten Wettkampftag waren etwa 1000 Autos hier, beim Frauensprint waren es 460. Am Wochenende wird der Platz voll“, sind sich die Einweiser sicher. 18 Busse stehen parat, um die Wintersportfreunde an den Grenzadler zu bringen.

„Alles super organisiert“

Weil sich die Stellfläche am Vortag bewährt hat, haben sich Kristina Rusche und Anke Matthies wieder für diesen Pendelparkplatz entschieden. Die beiden Frauen leben in der Nähe von St.-Peter-Ording in Nordfriesland und haben während der WM in Friedrichroda eine Unterkunft gefunden. Die Information zu den Parkplätzen haben sie zusammen mit den Tickets erhalten. „Es ist alles super organisiert und der Pendelverkehr klappt prima“, schwärmen die beiden.

André Sandmann und Iris Arndt können das bestätigen. Allerdings mussten die Mecklenburg-Vorpommer schnell erkennen, dass der ÖPNV in Thüringen weniger gut ausgebaut ist als bei ihnen. „Hier ist schon alles sehr aufs Auto ausgelegt“, meinen sie. Sie sind mit dem Zug aus dem Norden gekommen und wollten Bus und Bahn nutzen, um von Friedrichroda nach Oberhof zu kommen. Im Hotel haben sie zum Glück eine Mitfahrgelegenheit gefunden.

Zweimal waren Ingo und Karen Jeschke schon beim Biathlon-Weltcup in Oberhof. Damals haben die beiden Fans aus dem Landkreis Bautzen aber am Rande der Stadt geparkt und sind dann zur Arena gelaufen. Diesmal pendeln sie auf die Höh’. Übers Internet sind sie auf die Weidefläche aufmerksam geworden. Von ihrer Unterkunft in Erfurt aus sind sie gestartet. „Leider war der Parkplatz nicht so gut ausgeschildert. Dank Navi haben wir ihn aber gefunden“, sagt Ingo Jeschke.

Und dann geht nichts mehr

Am Sonntag ist das Bild nicht mehr so idyllisch. Von allen Seiten staut sich der Verkehr in Richtung Parkplatz. Ganz Crawinkel ist ein Verkehrsknoten, schon mehrere Kilometer vor der Stellfläche geht am Vormittag nichts mehr. Die Fans beginnen, ihre Fahrzeuge am Fahrbahnrand abzustellen und die Pendelbusse zu Fuß zu erreichen, berichten Einheimische. „Das wurde sofort an uns durchgestellt und die Kollegen sind mit Blaulicht losgefahren, um den Stau zu lösen“, sagt die Sprecherin der Suhler Polizei, Julia Kohl, auf Nachfrage.

Auch die anderen Pendelflächen in Suhl-Nord sowie in Zella-Mehlis seien am Sonntag komplett ausgelastet gewesen, einen Stau wie in der Thüringeti habe es dort aber nicht gegeben. „Das war eine Veranstaltung mit rund 24 000 Besuchern. Etwas Zeit müssen die Leute da auf jeden Fall einplanen“, wirbt Julia Kohl um Verständnis. Im Gespräch mit dem Veranstalter soll am Montag geklärt werden, wie die Anreise während der kommenden Wettkampftage – vor allem an jenen mit Doppelveranstaltungen – besser organisiert wird.

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